Am stillen Forster Meer

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Nach Jahren ungestümer Diskussionen kehrt in diesem Sommer endlich etwas dringend nötige Ruhe und Frieden am Forster Heidesee ein.

Wer in diesem Jahr das Freizeitzentrum Heidesee bei Forst besucht, reibt sich zunächst einmal ungläubig die Augen. Keine Gebühren am Parkplatz, das Kassenhäuschen unbesetzt, und sogar auf der großen Kinderrutsche schießen die Allerwertesten der Kinder in dieser Saison gratis talwärts. Das ist schon ein immenser Kontrast zu den in den vergangenen Jahren spürbar gestiegenen Eintrittspreisen, die teilweise in äußerst ungünstiger Kombination mit reduzierten Öffnungszeiten einhergingen. Warum dieses Jahr alles anders ist, liegt im Grunde einfach nur an einer anderen Einstufung des beliebten Badesees. Statt eines Naturbades wurde er nun zur Badestelle umgelabelt. Für Besucherinnen und Besucher keine große Sache, für die Gemeinde Forst aber ein Quantensprung.

Dass Forst in den letzten Jahren an den Stellschrauben rund um den Betrieb des Heidesees drehen musste, war keine Böswilligkeit, sondern schlicht aus der Not heraus geschehen. Um ein Naturbad zu betreiben, muss die Gemeinde als Betreiberin hohe Anforderungen erfüllen, insbesondere was die Aufsicht über den Badebetrieb angeht. Während der Öffnungszeiten muss ständig Personal anwesend sein, um einen sicheren Schwimmbetrieb zu gewährleisten – ein Job, der weder vom Servicepersonal noch von den Kassenkräften nebenbei erledigt werden kann. Dafür braucht es Profis, ausgebildete Rettungsschwimmer und geschulte Bademeister, die offenbar auf dem freien Arbeitsmarkt genauso schwer zu finden sind wie weiße Löwen. Klar, ein Naturbad ist zwangsläufig ein reiner Saisonbetrieb; anders als bei einem Indoor-Schwimmbad sind die Arbeitszeiten hier einfach anders auszugestalten. Trotz intensiver Bemühungen gelang es der Gemeinde daher nicht, ausreichend Personal für den uneingeschränkten Betrieb des Heidesees zu finden. Die Alternative zu fest angestelltem Personal ist daher nur der Rückgriff auf externe Dienstleister, die ihrerseits angestellte Fachkräfte gegen entsprechendes Geld „verleihen“. Die Kosten hierfür sind allerdings in der Regel immens, oft ein Vielfaches dessen, was bei einer regulären Beschäftigung an Lohnkosten auf den Betreiber zukäme. Die Gemeinde hatte also ein paar sehr unschöne Alternativen, unter denen sie auswählen konnte: Mit dem wenigen bestehenden Personal arbeiten und dafür die Servicezeiten am Heidesee massiv einschränken oder auf externe Dienstleister zurückgreifen und die hohen Kosten über höhere Eintrittsgelder zumindest teilweise kompensieren.

Die Entscheidung fiel nun vorerst auf Variante Nummer drei, eine Wildcard könnte man sagen. Statt den Heidesee wie bisher als Naturbad zu bewirtschaften, wurde die Wasserfläche zu einer Badestelle deklariert. In diesem Fall ist die Gemeinde nicht mehr im selben Maße wie bisher für die Sicherung des Badebetriebs zuständig. Jeder, der hier schwimmen gehen möchte, tut dies ein Stück weit auch auf eigene Verantwortung. Das heißt übrigens nicht, dass am Heidesee künftig überhaupt niemand mehr nach dem Rechten sieht. In einer ehrenamtlichen Kooperation haben sich DLRG und Taucher zusammengetan, um zumindest an heißen Sommertagen nach dem Rechten zu sehen, insbesondere rund um die aktuell eingezäunte Rutsche. Trotzdem muss jedem klar sein, dass ein gewisses Maß an Eigenverantwortung einfach dazugehört – eigentlich eine Selbstverständlichkeit, egal wo man gerade baden geht.

Die Gemeinde hat sich auch in keiner Weise vom Heidesee zurückgezogen und überlässt diesen natürlich nicht sich selbst. Die Anlage wird weiterhin gut gepflegt, Mülleimer werden geleert, Strand und Wege gereinigt. Auch das gastronomische Angebot am Heidesee befindet sich auf einem guten Weg. Der Kiosk ist betriebsbereit, die Beachbar und der Biergarten sollen spätestens 2025 wieder in Betrieb genommen werden, und natürlich gibt es auch weiterhin die alteingesessene Pizzeria unter dem fächerförmigen Kuppeldach des Hauptgebäudes.

Wie es am Heidesee in der kommenden Saison weitergehen soll? Die Antwort darauf steht noch in den Sternen. Momentan schaut man sich im Forster Rathaus genau die Entwicklungen dieser Saison an, spricht mit den Menschen vor Ort und sammelt Erfahrungen über den vorübergehenden Betrieb des Heidesees als Badestelle. Ob 2025 dieses Konzept unverändert weitergeführt werden kann, ob irgendwelche Anpassungen vorgenommen werden müssen – beispielsweise ein kostenpflichtiger Parkplatz oder Ähnliches – muss nach der Evaluierungsphase diskutiert und entschieden werden. Bis dahin kann Forst aber noch einen wunderbaren und friedlichen Sommer an seinem Heidesee erleben, nach all den Jahren des Auf und Ab, und das auch noch kostenfrei.

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2 Gedanken zu „Am stillen Forster Meer“

  1. So herrlicher dort , mit neuen tollen Konzept 👍. Schön das es auch anders geht , als 2,5 km weiter 🤞🙃

  2. Ich finde es wunderbar. Gerade für uns Forster. Ich war schon lange nicht mehr am Heidesee. Letzte Woche das 1. Mal getestet und hellauf begeistert.

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