Als Heidelsheim in die Gumpe sprang

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Lost Places: Auf der Suche nach dem verschwundenen Freibad am Saalbach

von Stephan Gilliar

Heidelsheim im heißen Sommer 2022. Aus dem Freibad am Ortsrand tönt freudiges Kindergeschrei, das Spritzen von Wasser und regelmäßig ein großer Platscher vom Beckenrand. “Wir sind früher zum Baden einfach in die “Runde Gumpe” gesprungen, das hat es auch getan” sagt eine alte Dame im Vorbeigehen. Noch ehe ich nachfragen kann, ist sie auch schon in das nächste Gässchen eingebogen. “Runde Gumpe” was das wohl sein mag? Die Antwort darauf sollte ich erst ein paar Monate später erhalten, als ich zufällig auf Bruchsals Förster und Ur-Heidelsheimer Michael Durst stoße. “In Heidelsheim ist man früher zum Baden einfach in die Saalbach gestiegen, es gab zwei Stellen, die dafür gut geeignet waren” erzählt er und zeigt mir auf einer Karte, welche Orte er damit meint. Die “Runde Gumpe” ist eine Art Schleife im Lauf der Saalbach, ganz am Ende des Reitschulweges. Ein wunderschönes Stück Natur, das sich stufenförmig zum Laufe des kleinen Flüsschens öffnet. Dort hat die Strömung früher eine Art Vertiefung im Bachbett geschaffen, genug Spielraum um im Sommer darin zu schwimmen.

“Frauen-Gumpe”, so nennt Michaels Vater Herbert die Badestelle und er muss es wissen. Seit 94 Jahren lebt er in Heidelsheim, kennt die Geschichte seiner Heimat in und auswendig. Er erinnert sich noch gut an den Badespaß an der runden Gumpe und auch an den Bau des Heidelsheimer Freibades etwas weiter flussabwärts anno 1927. Bis dahin hatte man innerorts im Lauf der Saalbach nahe des Mühlkanals gebadet, nun sollte die sogenannte “Herren-Gumpe” von einer wilden Badestelle zu einer richtigen kleinen Badestelle erweitert werden. So wurde ein Stauwehr errichtet, dass das Wasser auf badetaugliche Höhe aufstaute. “Da gab es eines Tages ein Unglück“, erzählt Herbert und erinnert sich daran, als wäre es gestern gewesen. Ein Junge sprang vom Wehr ins Wasser und prallte mit dem Kopf auf einen dort von anderen Kindern aus Spaß versenkten Eisenträger. Die Verletzungen, die er sich dabei zuzog, waren so schwer, dass er Ihnen kurze Zeit später erlag.

Bis in die frühen 50er Jahre schwamm man in Heidelsheim im Bad an der alten Herren-Gumpe. Zu jener Zeit war aber der Zustand der Anlage derart desolat, dass man sich entschloss das Bad stillzulegen und den normalen Lauf der Saalbach wiederherzustellen. Das heutige Hallen- und Freibad bei den Sportplätzen am Ortsrand nahe der B35 wurde erst rund 20 Jahre später geplant und realisiert.

Ja, die Saalbach war von jeher Heidelsheims Lebensader. Wenn Herbert, der lange Jahre Ratsschreiber im Ort war, an seine Jugendzeit zurückdenkt, leuchten seine Augen hell und klar. Er erzählt davon, wie seine Freunde und er früher auf dem zugefrorenen Kanal Schlittschuhe gefahren sind, wie er mit dem Ruderboot den steinernen Tunnel zwischen Saalbach und Schwallenbrunnen durchquert hat und wie sie beim Schwimmen den französischen Soldaten zugewunken haben.

Wer aufmerksam dem Lauf der Saalbach folgt, der kann noch ein paar alte Relikte entdecken, die an die Nutzung des kleinen Baches als Bad erinnern. Ein paar Mauerstücke des alten Stauwehrs an der Herren-Gumpe finden sich noch, genau wie Relikte der Kanalführung an der runden Gumpe. Auch der alte Tunnel unter der Eisenbahnlinie hindurch nahe des Schwallenbrunnen existiert noch immer, wenngleich nur sehr schwer erreichbar und fast vollständig von Pflanzen zugewachsen.

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