Eingliederung von Elsenz, Kleingartach, Richen und Rohrbach in die Stadt Eppingen jährte sich am 1. Dezember zum 50. Mal
2022 steht das Jubiläum 50 Jahre Gesamtstadt Eppingen an
Am 18. November 1971 unterzeichneten die damaligen Bürgermeister Rüdiger Peuckert (Eppingen), Richard Hockenberger (Elsenz), Heinz Dobler (Kleingartach), Paul Gebhard (Richen), und Anton Kraus (Rohrbach) nach einer langen Verhandlungszeit von fast einem Jahr die Eingliederungsverträge, mit welchen die vier Gemeinden zum 1. Dezember 1971 Stadtteile von Eppingen wurden und ihre Selbstständigkeit aufgaben. Hintergrund war das „Landesgesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden“, das eine Anpassung an die veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse vorgab. Ziel des Gesetzes war es, gleichwertige Lebensverhältnisse zu sichern, vor allem in ländlichen Regionen. In der Regel wurden nur Gemeinden mit einer Mindestgröße von 5 000 Einwohnern als hinreichend leistungsfähig angesehen, die wichtigsten Selbstverwaltungsaufgaben erledigen zu können. Die vier Gemeinden hatten zum Zeitpunkt der Eingemeindung jedoch alle deutlich unter 2 000 Einwohner und somit weniger als die geforderten 5 000. Anfang 1971 teilte Bürgermeister Rüdiger Peuckert den Bürgermeistern Hockenberger, Dobler, Gebhard und Kraus mit, dass die Stadt Eppingen Verhandlungen über die Eingliederung ihrer Gemeinden aufnimmt. Bereits zum 1. Juli 1971 war Adelshofen zur Stadt Eppingen eingemeindet worden.
Die Eingliederungsvereinbarungen trafen unter anderem Festlegungen zur Ortschaftsverfassung und zur Repräsentation im neuen Gesamtgemeinderat. Dort sind allen Stadtteilen im Wege der unechten Teilortswahl bis heute zwei bzw. drei (Mühlbach) Sitze zugesprochen. Ebenfalls einmütig gebilligt wurde die Beibehaltung der Ortsverwaltungen in den Verwaltungsstellen und erhebliche Investitionen in Millionenhöhe.
Eingliederung der Gemeinde Elsenz
In Elsenz wurde vor allem über die Höhe der Investitionsmaßnahmen diskutiert. Letztendlich wurden Forderungen der Elsenzer für Investitionen in Höhe von 1,8 Mio. DM in den nächsten zehn Jahren vereinbart. Als einzigem Stadtteil wurden Elsenz weitere Investitionszusagen in Höhe von 510.000 DM gemacht, diese allerdings ohne zeitliche Bindung. Die Stadt Eppingen sicherte u.a. den Ausbau von alten Straßen im Ortskern, den Bau einer Leichenhalle und den Ausbau des Sportzentrums zu. Letzterer Punkt sollte in den neunziger Jahren noch für einigen Streit und Diskussionsbedarf sorgen, bei welchem sogar der heutige Ministerpräsident Winfried Kretschmann als damaliger Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Landtag aktiv wurde. Am 13. November 1971 fand eine Bürgeranhörung statt, bei der 269 Elsenzer mit JA und 155 mit NEIN stimmten, was einer Zustimmung von 63 Prozent entsprach. Am selben Tag stimmte der Gemeinderat einstimmig der Eingliederung zu. Dem Gemeinderat in Elsenz gehörten damals an: Bürgermeister Richard Hockenberger, Günter Benz, Heinrich Benz, Johann Faschingbauer, Willi Hockenberger, Gustav Horsinka, Walter Liebich, Karl Maier, Reinhold Maier, Felix Renz und Albert Senk. Als Ortsvorsteher amtierten in den letzten 50 Jahren Heinrich Benz (1971 bis 1987), Reinhold Maier 1987 bis 1994, Klaus Pfeil (1994 bis 2002), Gerhard Grimm (2003 bis 2004, Melanie Veith (2004 bis 2009) und Mike Frank (seit 2009).
Eingliederung der Stadt Kleingartach
Eppingen, Güglingen oder Schwaigern – in welche dieser Städte soll Kleingartach eingegliedert werden? Dieser Frage musste sich die Kleingartacher Bevölkerung 1971 stellen. Zu Beginn des Jahres 1971 meldete sich der damalige Bürgermeister von Kleingartach, Heinz Dobler, bei Rüdiger Peuckert und teilte ihm mit, dass Kleingartacher Schüler das Gymnasium in Eppingen besuchen wollten. Peuckert war sehr erfreut über diese Nachricht und versprach eine Buslinie für die Schüler. Dies weckte dann auch die Eingemeindungspläne der Stadt Eppingen mit der württembergischen Gemeinde. Es entbrannte ein hartes Ringen zwischen
Eppingen, Schwaigern und Güglingen um die Gunst der Kleingartacher Bevölkerung, bei dem es nicht immer fair zuging und teilweise auch zur Verbreitung von Falschinformationen über die Konkurrenten kam. Bürgermeister Peuckert hatte mit seinen Eingemeindungsplänen mit dem schwäbischen Kleingartach in das badische Eppingen in ein Wespennest gestochen. So versuchte die Stadt Schwaigern auf die Abstimmung Einfluss zu nehmen und verteilte kurz vor der entscheidenden Bürgerabstimmung Flugblätter in Kleingartach, mit welchen die Kleingartacher Bevölkerung gegen Eppingen aufgebracht werden sollte. Wie Rüdiger Peuckert in einem Schreiben an die Bevölkerung klarstellte, handelte es sich bei den Schwaigerner Behauptungen um Falschmeldungen. Für die Stadt Schwaigern ging die Kampagne nach hinten los, denn bei der Abstimmung votierten 76 Prozent der Bürger für eine Eingliederung in die Stadt Eppingen. Bei der im Vorfeld stattgefundenen Wahl gab es 385 Stimmen für Eppingen, 95 für Schwaigern und 34 für Güglingen. Dem Gemeinderat Kleingartach blieb nichts anderes übrig, als das Votum der Bürger zu akzeptieren und so stimmte er der Eingemeindung am 12. November 1971 einstimmig zu. Der Vertrag enthielt Zusagen mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 1.655.000 DM. Mit der Eingemeindung der Stadt Kleingartach wurden auch die ehemaligen Landesgrenzen zwischen Baden und Württemberg überwunden, wofür Eppingen besonderes Lob erhielt. Zum Zeitpunkt der Eingemeindung gehörten dem Gemeinderat an BM Heinz Dobler, Herr Haug, Erika Jung, Gerhard Keppler, Gerhard Klischat, Karl Rembold, Siegfried Rumey, Heinrich Sachsenheimer, Heinz Sachsenheimer, Kurt Schiek und Hermann Schnabel. 30 Jahre amtierte Gerhard Keppler als Ortsvorsteher von 1971 bis 2001. Sein Nachfolger Friedhelm Ebert übergab 2019 nach 18-jähriger Amtszeit den Stab an Andreas Oechsner.
Eingliederung der Gemeinde Richen
Bürgermeister Paul Gebhard leitete das Ansinnen der Stadt Eppingen an den Richener Gemeinderat weiter, der Gesprächsbereitschaft signalisierte. In den folgenden Monaten wurde der Eingliederungsvertrag ausgearbeitet, welcher einige attraktive Positionen für Richen beinhaltete, insbesondere im Bereich der Investitionen. So sicherte die Stadt Eppingen den Neubau der Friedhofshalle, die Erschließung des Baugebiets „Fischersrain“, den Neubau einer Turnhalle und den Straßenbau im Ortskern zu. Insgesamt betrug das Investitionsvolumen für die ersten zehn Jahre 1.675.000 DM. Am 7. November 1971 fand die Bürgeranhörung statt, bei welcher folgende Frage zur Abstimmung stand: „Ich wünsche die Eingliederung der Gemeinde Richen in die Stadt Eppingen“. An der Abstimmung nahmen 67 Prozent der Stimmberechtigten teil. Das Ergebnis waren 305 JA-Stimmen bei 259 NEIN-Stimmen, was einer Zustimmung von 54 Prozent entsprach. Am 9. November 1971 kam der Eingliederungsvertrag zur Abstimmung in den Gemeinderat. Dort war das Ergebnis klarer als in der Bevölkerung. Neun Gemeinderäte stimmten zu, es gab lediglich zwei Nein-Stimmen. Damalige Gemeinderäte in Richen: Bürgermeister Paul Gebhard, Roland Braun, Erich Gebhard, Kurt Heidel, Helmut Meny, Oskar Meny, Hans Mühling, Heinrich Oswald, Gerhard Schweinfurth und Willi Zöller. Vier Ortsvorsteher bestimmten in den letzten 50 Jahre die Geschicke in Richen: Erich Gebhard (1971 bis 1984), Oskar Meny (1985 bis 1988), Roland Braun (1989 bis 1994 und seit 1994 Giselbert Seitz.
Eingliederung der Gemeinde Rohrbach
In Rohrbach wollte man zu Beginn die Selbstständigkeit behalten und mit Eppingen über eine Verwaltungsgemeinschaft verhandeln. Im Laufe des Jahres verständigen sich beiden Seiten auf eine Eingliederung. Am 9. September 1971 teilte Bürgermeister Anton Kraus mit, dass eine Bürgerversammlung und eine Bürgeranhörung stattfinden werden, um die 1 203 Rohrbacher Bürger mitentscheiden zu lassen. Davor gab es noch einige Verhandlungsrunden im Eppinger Bürgersaal, bei denen es vor allem um den Investitionskatalog ging, zu welchem sich die Stadt Eppingen verpflichtete. Letztendlich wurden Rohrbach Investitionen in Höhe von 1.540.000 DM zugesprochen. Inhalt war unter anderem der Neubau eines Mehrzweckraums, die Erschließung von Baugebieten und die Erweiterung des Kindergartens. Auch musste der Vertrag noch einmal überarbeitet werden, da die Eppinger Seite die Bezeichnung a.G. (am Gießhübel) aus dem Rohrbacher Ortsnamen gestrichen hatte. Die Rohrbacher bestanden jedoch darauf und der Vertrag wurde umgeschrieben. Am 9. November 1971 kam es dann zur Bürgerabstimmung sowie zur Beratung im Gemeinderat. Von den Bürgern stimmten 178 mit JA und 85 mit NEIN, was einer Zustimmung von 67,2 % entsprach. Der Gemeinderat votierte mit acht Ja-Stimmen und zwei Nein-Stimmen für die Eingemeindung. Dem Rohrbacher Gemeinderate gehörten an: Bürgermeister Anton Kraus, Anton Frenznick, August Jonitz, Edgar Kuhmann, August Rupp, Josef Rebel, Eckhard Schmidt, Willibald Singer und Egon Stetter. Hannelore Faber ist seit Juli die erste Ortsvorsteherin in Rohrbach. Zuvor hatten das Amt Anton Frenznick (1971 bis 1990), Hans Heitlinger (1990 bis 2000), Fred Hildenbrand (2000 bis 2011) und Georg Heitlinger (2011 bis 2021) inne.
Als letzter Stadtteil wurde Mühlbach zum 1. November 1972 eingemeindet. Das Steinhauerdorf war zu dieser Zeit nur durch eine Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Eppingen verbunden. Den Abschluss der Verwaltungsreform bildete die Vereinbarung einer Verwaltungsgemeinschaft mit den Gemeinden Gemmingen und Ittlingen zum 1. August 1974. Damit verbunden war die Rechtsstellung für den Verwaltungsraum Eppingen einer großen Kreisstadt.
Redaktion: Sönke Brenner / Stadt Eppingen