Die schaurige Legende vom buckligen Amtmann

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Eine Geistergeschichte aus Neuenbürg

Trübe Tage, wenig Licht, Nebelschwaden über den Hügeln… Der Dezember ist eine magische Zeit… jene Tage an denen die vielen Mythen und Legenden unserer Heimat plötzlich wieder greifbar und real erscheinen. Unzählige von ihnen machten über Generationen hinweg ihre Runden, manche frei erfunden, manche jedoch mit dem berühmten Quäntchen Wahrheit im Kern. Zu welcher Gattung die Legende des buckligen Amtmanns zu Neuenbürg zählt, dürfen am Ende gerne Sie selbst entscheiden….

Vor langer, langer Zeit stand einst zwischen Neuenbürg und Münzesheim ein prächtiges Schloss. Zu seinen Bewohnern zählten aber nur ein reicher Amtmann und sein alter Diener. Der Schlossherr war keine Frohnatur, hart im Herzen, gierig und besessen von Besitztümern und Reichtum. Bittsteller aus dem gemeinen Volke jagte er zornig davon und des Nachts soll niemals auch nur der kleinste Lichtschein hinter den Fenstern des Schlosses zu sehen gewesen sein.

Nur Sonntags sah man den Amtmann über die Wiesen und Felder spazieren um jene Grenzsteine zu kontrollieren, die die Ländereien um das Schloss herum als die seinen auswiesen. Den Menschen im Dorf Neuenbürg war das nicht geheuer und schnell machte das Gerücht die Runde, der Amtmann stünde mit dem Teufel höchstselbst im Bunde. Über die Jahre hinweg nagten Geiz und Gier so sehr an dem Schlossherren, dass er immer kleiner und knorriger, sein Rücken gedrungener und buckliger wurde. Gebeugt von Gram, Groll und selbstauferlegter Enthaltsamkeit, wurde aus dem Amtmann am Ende nur ein Schatten seiner selbst. Sein geiziges Wesen kannte kein Erbarmen und so fand man eines Tages auch den Diener des Amtmanns, erfroren und verhungert vor den Pforten des Schlosses.

Je weiter der Amtmann verkümmerte, desto prächtiger gedieh sein Besitz und seine Ländereien wuchsen beständig. Ein Acker jedoch, der direkt an seinen Schloss grenzte, gehörte dem Amtmann nicht. Stattdessen wurde das kümmerliche Fleckchen Land von einem armen Tagelöhner bestellt, der mit den kargen Feldfrüchten gerade so dem Hungertod entkommen konnte. Was auch immer der Amtmann anbot und versprach, der arme Mann wollte ihm sein Land nicht verkaufen. Gier und Groll übermannten den Schlossherren immer weiter, bis er in einer stürmischen Nacht bei Eis und Regen hinaus in die Dunkelheit ging, um mit eigenen Händen den verhassten Grenzstein am Acker des Tagelöhners zu seinen Gunsten umzusetzen. Klein, buckelig und schwach, jedoch angetrieben von den Mächten des Wahnsinns, zerrte er an dem Stein, bis dieser sich schließlich neigte und den Amtmann unter sich begrub.

Als ihn die Menschen dort am nächsten Morgen erschlagen und steif gefroren fanden, waren sie sich sicher, dass der Herr selbst in gerichtet hatte. Seither heißt die Stelle, an der der Schlossherr in einer stürmischen, kalten Nacht den Tod fand, nur der “Bucklige Amtmann”. Bis zum heutigen Tage soll es immer wieder Wanderer geben, die in der Dämmerung den Amtmann dort auf dem Grenzstein sitzen sehen. Die einstige Wirtin des Neuenbürger Gasthofes zur Traube, Christine Zorn, soll bei Arbeiten auf dem Feld nahe dem Hühnerbüschle ebenfalls den buckligen Amtsmann erblickt haben und ließ an jener Stelle ein steinernes Kreuz errichten. Dort steht es noch heute und wer des Nachts daran vorbeizieht, kann vielleicht die gierigen Augen des buckligen Amtmanns in der Dunkelheit glühen sehen.

Diese Geschichte wurde in ähnlicher Weise bereits 2001 in einer Ausgabe des “Hutzel Blättle” des Heimatvereins Neuenbürg niedergeschrieben. Wir danken daher dem Verein und vor allem den Autoren der ursprünglichen Erzählung Hartmut Hubbuch und auch Walter Weckenmann, dem einstigen Initiator der Neuenbürger Freilichtspiele.

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1 Gedanke zu „Die schaurige Legende vom buckligen Amtmann“

  1. Wooow, so eine tolle Geschichte!!! Das hätte ich vor Halloween lesen müssen, wäre das ein genialer Ausflug mit den Kindern gewesen!! (Okay, aber so schön gruselig wie das geschrieben ist hätte ich mich vor Ort vermutlich selbst sabotiert. XD)

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