Erweiterung des Kronauer Baggersees und Errichtung des Windparks könnten allein weit über 20 Hektar Waldfläche verschlingen
Dem Waldbestand rund um Kronau, Bad Schönborn und St. Leon-Rot stehen möglicherweise schwierige Zeiten bevor. Zwei große Bauprojekte sehen aktuell die Abholzung von über 20 Hektar Waldfläche im betroffenen Gebiet vor. Zum einen sollen für die Errichtung des geplanten Windparks Lußhardt rund 10 Hektar Waldfläche für die Aufstellung der Windräder gerodet werden, von denen gut 6 Hektar nach der Wiederaufforstung dauerhaft durch die Anlagen belegt bleiben. Das Projekt befindet sich derzeit noch in der Planungs- und Genehmigungsphase und hat bereits erheblichen Widerstand in der Bevölkerung erzeugt.
Ein weiteres Bauvorhaben, das in der Öffentlichkeit weit weniger präsent zu sein scheint, ist die geplante Erweiterung des Kieswerkes am Kronauer Baggersee. Heidelberg Sand und Kies, eine Tochter von HeidelbergCement, plant hier die schrittweise Erweiterung ihrer Abbauflächen um insgesamt ca. 14 Hektar. Die Ausdehnung Richtung Nordwesten wird komplett in den baden-württembergischen Staatswald hinein erfolgen und umfangreiche Abholzungssmaßnahmen nach sich ziehen. Nach öffentlich einsehbaren Informationen des Unternehmens, sind die Rohstoffreserven im derzeitigen Abbaugebiet erschöpft, so dass die Erweiterung der Flächen für Heidelberg Sand und Kies unumgänglich scheint. Da nach Informationen aus dem Kronauer Rathaus die Bagger am See bereits jetzt still stehen, wird die Umsetzung der ersten Erweiterung auf eine Arrondierungsfläche von etwa 1,5 Hektar vermutlich nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
Im nächsten Schritt sollen dann in einigen Jahren weitere ca. zwölf Hektar Waldfläche für den Abbau von Sand und Kies weichen. Das Genehmigungsverfahren hierfür ist allerdings noch nicht abgeschlossen, so sind entsprechende wasserrechtliche Verfahrensfragen noch zu klären, ebenso läuft noch die Suche nach entsprechenden Ausgleichsflächen für die Wiederaufforstung. Aktuelle Überlegungen sehen die Auffüllung alter Abbaugebiete durch nicht benötigtes Material vor, wodurch neue Landflächen zur Wiederaufforstung entstehen könnten. Laut dem Kronauer Hauptamt sind derzeit jedoch noch nicht genügend Flächen akquiriert worden um den Einschlag ausgleichen zu können.
Als ob dies alles noch nicht genug wäre, gibt es dazu noch Überlegungen eine neue Hochspannungsleitung zu errichten, die unter Umständen auch über größere Abschnitte durch den Lußhardtwald verlaufen könnte. Derzeit werden mehrere mögliche Varianten der Trassenerweiterung im Rahmen des Projektes “Ultranet” diskutiert, von denen keine auf wirklich große Gegenliebe stößt. Die Alternative zu dem über 20 Kilometer langen Leitungsweg – mitunter durch den Wald – wäre der Ausbau der bestehenden Trasse durch das Vogelschutzgebiet in der Wagbachniederung. Beide Optionen werden derzeit auf ihre Machbarkeit und Umweltverträglichkeit hin überprüft.
Sollte bei allen drei Projekten das “Worst-Case-Szenario” greifen, so würde der Lußhardtwald initial um mindestens rund 20 Hektar schrumpfen – dies entspricht einer Fläche von 200.000 Quadratmetern. In Zeiten eines wachsenden Klima-Bewusstseins sowie mit dem Wissen im Hinterkopf, welch wichtige Rolle der Wald für die aktive Bindung von CO2 spielt, ist bei allen drei Projekten von einem erbitterten und intensiven Tauziehen auszugehen.
Der Grundwasserstrom für die Trinkwasserquellen von St. Leon-Rot hat den Verlauf südost nach nord-west, also auch unter dem Baggersee. Deshalb darf nur die obere Kiesschicht ausgebeutet wurden. Der Nachteil: In 10 Jahren wurden die nächsten 15 Hektar Wald gerodet. Das ergibt sich auch aus der assynchronen Form der Uferlinie. Da der bestehende Wald an der BAB5 verschwindet, wird besonders Rot lärmmässig zusätzlich belastet.