Eine(r) + Eine(r) und sonst keiner

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In seiner romantisch umgebauten Scheune in Langenbrücken hat Frank Jordan ein Saunaparadies ausschließlich für Paare aufgebaut.

von Stephan Gilliar

Sauna, Wellness, Spa… Schon wenn wir diese Schlagworte hören, fangen wir unwillkürlich an, ein bisschen langsamer zu werden, herunterzufahren und zu entspannen. Vor dem geistigen Auge dampfen heiße Zuber im Kerzenschein, wir sind eingehüllt in kuschelige Bademäntel, und von irgendwoher erklingt dezent das obligatorische Panflöten-Gedudel.

Wenn man allerdings das kleine, auf den Namen „Allein zu Zweit“ getaufte Wellness-Paradies von Annette & Frank Jourdan in der Langenbrücker Hauptstraße außerhalb der Saunazeiten besucht, trifft man zunächst einmal auf einen quirligen, emsigen Alltag. Frank, der in dicken Arbeitshosen irgendwo etwas sägt, hobelt oder schraubt, während auf dem großen Esstisch im Glashaus Aktenordner, Formulare, Stapel an Zetteln und ein Taschenrechner die anstehende Buchhaltung ankündigen. Dazwischen ihr quietschfideler Welpe, der noch so viel jugendliches Feuer im Hintern hat, dass er es kaum drei Sekunden auf dem Allerwertesten aushält. Stattdessen zerrt er fröhlich während unseres Interviews an meinen Schnürsenkeln oder spielt mit meinem Hosenbein, bis Frank ihn schließlich mit einer Knabberstange für ein paar Minuten abzulenken weiß.

Ohne jemals in der Sauna von Frank und Annette zu Gast gewesen zu sein, weiß ich schon hier, genau an dieser Stelle, dass es ein wunderbares Erlebnis sein muss. Denn ohne jeden Zweifel haben die beiden ein echtes Händchen für Ästhetik und Gemütlichkeit. Im hölzernen, lichtdurchfluteten Anbau an ihre alte Küche im Bauernhaus – deren Anrichte aus der alten Hobelbank von Franks Vater besteht – findet sich sogar ein steinerner Brunnen, auf dessen Grund geheimnisvoll das Wasser glitzert. Man fühlt sich hier sofort wohl, das gesamte Ensemble fügt sich harmonisch ineinander.

Das handwerkliche Geschick hat Frank von seinem Vater geerbt, der zeitlebens als Tischler gearbeitet hat. Doch seine Mutter bestand darauf, dass der Junge einmal einen sozialen Beruf ergreift, das hätte schließlich immer Zukunft. Und so kam es, dass Frank in Bruchsal eine Ausbildung zum Krankenpfleger durchlief, danach jahrelang in mehreren Kliniken arbeitete, darunter auch in leitender Position am PZN in Wiesloch. Seine Frau Annette, ihres Zeichens ebenfalls Krankenschwester, hat er im Rahmen der Ausbildung kennengelernt. Die beiden verliebten sich, bekamen zusammen vier Kinder und zogen je nach Arbeitsstelle mehrfach in der Region um. Ein schönes, aber sehr arbeitsintensives Leben, das irgendwann in dieser Form an seine Grenzen stieß, als bei Frank eine chronische Erkrankung der Blutgefäße diagnostiziert wurde. Um sich zu schonen, reduzierte er die Arbeitszeit, was sich bei der schieren Masse seiner Aufgaben als schwierig erwies.

Um neben dem Stress bei der Arbeit etwas Entspannung zu finden, baute sich Frank im bäuerlichen Hinterhaus seines Anwesens eine kleine Sauna ein, wo Annette und er, aber auch Bekannte und Freunde regelmäßig den Alltag etwas vergessen konnten. Im Zuge eines dieser Gespräche während des Schwitzens kam so die Idee auf, die Sauna nicht nur selbst zu nutzen, sondern sie auch an andere stressgeplagte Paare zu vermieten. Nun ja, die Idee wurde immer konkreter und schließlich eröffnete vor etwa 8 Jahren das kleine Spa „Allein zu Zweit“. Der Name soll nicht nur schön klingen, er umschreibt auch ziemlich treffend Frank und Annettes Konzept. Mieten können die Anlage nämlich ausschließlich Paare. D. h., maximal zwei Menschen – ob das jetzt Mann und Frau, Frau und Mann, Frau und Frau, Mann und Mann usw. sind, ist den beiden dabei völlig egal. Wichtig ist einfach nur die traute Zweisamkeit. Es geht darum, dass zwei Menschen wieder etwas gemeinsame Zeit füreinander finden, zu zweit entspannen können, was im Alltag erfahrungsgemäß viel zu kurz kommt. Besonders Eltern junger Kinder können davon ein Lied singen – ab dem Zeitpunkt der Geburt kann man die intimen gemeinsamen Stunden als Paar jährlich an einer Hand abzählen. Natürlich gibt es auch in jeder anderen Paarkonstellation entsprechenden Bedarf, und so erfreut sich das Angebot von „Allein zu Zweit“ großer Beliebtheit. Meist ist die Anlage Monate im Voraus ausgebucht, spontane Buchungen sind nahezu ausgeschlossen. Termine findet man über die Website der beiden, dort steht auch die Preisliste zur Verfügung. Der Grundpreis liegt zwischen 70 und 100 €, dazu kommen jeweils die „Wellnessoptionen“, die man sich persönlich wünscht. Eine Sauna im Inneren, eine Sauna draußen, ein großer Whirlpool, eine Whirlpoolwanne – all das lässt sich nach den eigenen Vorstellungen kombinieren. Preislich liegt das Ganze natürlich deutlich über einem Besuch in einer Thermenlandschaft, doch der große Unterschied ist eben: Dort sauniert man zusammen mit Hunderten, größtenteils wildfremden Menschen, hier hat man die ganze Anlage „allein zu zweit“.

Während der gebuchten Zeit ist man übrigens tatsächlich immer alleine. Weder Frank noch Annette, die übrigens im selben Haus ein Studio für Kosmetik, Massage und Fußpflege betreibt, würden ihre Gäste je während des Saunierens stören. Wer etwas zu trinken möchte, kann sich selbst aus der kleinen Bar bedienen, alles andere muss man eben zu zweit unter sich ausmachen. Und wenn beide in dieser entspannten Atmosphäre von der Leidenschaft überwältigt werden, möchte ich abschließend noch wissen? Dann ist das so, damit habe ich überhaupt keine Probleme, lacht Frank fröhlich.

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4 Gedanken zu „Eine(r) + Eine(r) und sonst keiner“

  1. Wir haben auch eine schöne, selbst gebaute Sauna im Keller. Und nutzen sie nicht mehr. Der Lärm der Hauptstrasse dringt bis dort hin.
    Schade um die Mühe!

    • Wir sind auch direkt an einer Hauptstraße. Aber wir können garantieren, dass man im Hinterhaus, indem sich der Wellnessbereich befindet absolut nix mitbekommt!

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