“Immer de Ähns folge”

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Ein Spaziergang entlang der Druslach bis zum Buweabloss

von Philipp Martin

So praktisch Google Maps auch sein kann, so nervtötend ist es hin und wieder. Als ich mich dem darin verzeichneten, vermeintlichen Startpunkt des “Druslach-Bacherlebnisweges” nähere, wird mir schnell klar, das kann einfach nicht stimmen. Geht es nach meinem Navi, soll ich auf einen gesperrten Wirtschaftsweg neben der Bundesstraße einscheren, was ich natürlich tunlichst unterlasse. Stattdessen suche ich mir einen Parkplatz und nehme die letzten Meter zähneknirschend zu Fuß auf mich. Über eine Zugangstür an der Brücke über der B9 über den kleinen Bachlauf komme ich dann aber am Ende doch noch ans gewünschte Ziel. Wie sich später herausstellen sollte, wäre der Bahnhof Lingenfeld ein deutlich besserer Startpunkt gewesen, aber was soll’s.

Je weiter ich mich vom nervtötenden und niemals abreißenden Dröhnen der Bundesstraße entferne, desto schöner und friedlicher wird es um mich herum. Es ist die perfekte Zeit für einen Spaziergang, die goldene Stunde in der sich das späte Licht des Tages weich durch die Wipfel der Bäume auf den noch spätsommerlich warmen Waldboden in seinen Grün- und Brauntönen ergießt. Jeder Schritt federt auf dem überall darauf wachsenden Moos und es riecht herrlich waldig-würzig. Zu meiner Linken gluckert die Druslach in ihrem flachen Bett, ein kleines und ursprünglich künstlich angelegtes Nebengewässer der Queich. Sie schlängelt sich durch das gesamte Waldgebiet, verästelt sich, fügt sich wieder zusammen oder durchfließt tiefe Seen, die geheimnisvoll braun funkeln und mit den ersten Blättern des Herbstes gesäumt schweigen.

Der Weg folgt im Wesentlichen der Druslach, biegt aber manchmal ab, so dass man das unscheinbare Wasser aus den Augen verliert. Nach einer Weile ist es soweit und ich finde keinen der kleinen Wegweiser mehr, die die Strecke ausweisen. Zum Glück treffe ich just in diesem Moment die einzigen beiden Spaziergängerinnen, die mir während meinem ganzen Ausflug begegnen sollten. Zwei liebe Pfälzer Omis mit ihren Miniatur-Hunden kommen tratschend den Pfad entlang. Als ich sie nach dem Weg Frage, entgegnen sie nur lachend: “Immer de Ähns folge”. Ich brauche einen Moment um zu kapieren, was die beiden meinen. Tatsächlich findet sich alle paar Meter, manchmal mehr, manchmal weniger sichtbar, der verwitterte Buchstabe “1” auf weißem Grund auf die Rinde der Bäume gepinselt. Mit diesem Insider Tipp fällt es mir anschließend einigermaßen leicht, der Strecke weiter zu folgen.

So komme ich an einer Mariengrotte vorbei, überschreite ein kleines Stauwehr, lasse eine überdachte Versammlungsstätte hinter mir und erreiche bei Zeiskam den sogenannten “Buweabloss” – jene Stelle wo sich die Männer aus dem Dorf dereinst gewaschen haben. Auf dieses Ritual verzichte ich, laufe stattdessen noch ein Stückchen weiter. Die Druslach verändert aber ab Zeiskam ihr Aussehen, mäandert zunehmend und fließt schließlich in den mächtigen Strom des Rheins. Abgesehen von den beiden Wermutstropfen – des lange hörbaren Verkehrslärms der B9 und der hier und da löchrigen Ausschilderung, ist der Druslach-Bacherlebnisweg aber einfach nur wunderschön und besonders jetzt, wo im Herbst die Blätter und das Laub sich bunt färben, eine echte Wohltat für die Sinne.

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4 Gedanken zu „“Immer de Ähns folge”“

  1. Das ist ja mal ein wirklich schöner Wandertipp, wie ich auch der Webseite sehen konnte: einen Bach – Erlebnisweg kann nun nicht jede Gemeinde bieten.
    Danke für den tollen Tipp.

  2. Danke für den Tipp.
    Laut
    Druslach-Bacherlebnisweg • Wanderung » Die schönsten Touren und Ziele in Rheinland-Pfalz (tourenplaner-rheinland-pfalz.de)
    wäre der richtige Einstiegspunkt tatsächlich der Bahnhof Lingenfeld gewesen, von da an geht es ein Stück entlang des Altrheins und dann rechts ab stromauf des Druslach-Bachs bis Zeeskämm.
    Entfernung ist angegeben mit 11,6km.
    Die Frage ist wie kommt man von Zeeskämm/Buweabloss (sonntags) wieder zum Bahnhof Lingenfeld ? Gleicher Weg wieder zurücklaufen ? Das wäre dann kein Spaziergang mehr (Hin- und zurück 23km/ 6h)
    Wie hat Philipp Martin das gemacht ?

    • Zurück einfach zu Fuß, fast auf dem selben Weg. Aber da man oft rechts und links des Ufer laufen kann, ist es trotzdem abwechslungsreich und schön gewesen. Liebe Grüße Philipp

  3. Sehr geehrter Herr Martin,
    eine bessere Hilfe in Zukunft wäre vielleicht Komoot anstatt Gockel Maps. einfach mal ausprobieren.

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