Schon als Teenies haben sich die Waghäuseler Jungs von “Stacked Actors” in den Sound der Foo Fighters verguckt, heute lassen sie deren Songs schon im zehnten Jahr auf Bühnen überall im wilden Süden aufleben.
Ein letzter Soundcheck. Steffen lässt den Bass brummen, Bassi prügelt auf seine Drums ein, Lukas, Nico und Julian schrubben übers Griffbrett ihrer Elektrischen. Zufriedenes Nicken und kollektives Stühlerücken rund um den Stammtisch. Bevor sie die ersten Klänge der Fighters anlässlich ihres Jubiläumskonzerts zum zehnjährigen Bandbestehen in die rauchgeschwängerte Kneipenluft schicken, gibt es erstmal ein schnelles Abendessen und ein Interview für die werten Hügelhelden. Nico, der schmächtigste in der Truppe, bekommt eine 10 Kilo-Schüssel Pommes vorgesetzt, der Rest begnügt sich mit Baguette und Flaschenbier. Als wir gerade loslegen wollen, kommt Tontechniker “Schwabbel” von hinten und stellt wortlos und unter lautem Gelächter zwei Flaschen Champagner auf den Tisch, der dort inmitten der Zäpfle wie ein Fremdkörper wirkt. “Ist ein Running Gag bei uns” erläutert Sebastian “Bassi” auf meinen fragenden Blick hin. “Wenn die Locations unsere “Stage Rider” (Materialanforderungen vor einem Gig – Anm. der Redaktion) abfragen, schreiben wir auch manchmal Quatsch drauf. z.B. Champagner und ein Schwert dazu, um die Flaschen zu köpfen. Einmal haben wir den Champus tatsächlich bekommen, seither ist es ein Running Gag” und auf meinen immer noch fragenden Blick hin relativiert er lachend: “Ist nur Moët & Chandon – der ist billig”.
Naja, 80 Mäuse werden die beiden Flaschen trotzdem auf den Deckel bringen, aber als Rockstar darf man ja auch ein bisschen dekadent sein. Rocker sind die Jungs auf jeden Fall und zwar nicht die von der zarten Sorte. Obwohl der Grunge – abgesehen von Steffen – nicht gerade nativer Teil ihrer Jugendtage war, haben sie sich ihm doch alle mit Leib und Seele verschrieben. Als Reinholer: Grunge war jene Musikeppoche der 90er, die Punkrock und Hardrock vermischte und ausgehend vom Ursprung als Subkultur in Seattle einen weltweiten Run auslöste. Vertreter mit großen Namen waren beispielsweise Nirvana, Alice in Chains, Pearl Jam oder eben auch die Foo Fighters. Jene harte Burschen, die man technisch gesehen schon dem Post-Grunge zuschreibt, haben den Waghäuseler Freunden den Kopf verdreht. So ist es vermutlich auch kein Zufall, dass Bart und Haupthaar von Leadsänger Lukas, denen der Foo-Legende und Ex-Nirvana-Drummer Dave Grohl verdächtig ähnlich sehen.
Ja, die Jungs sind echte Fans und wie sagt die Psychologie doch so schön: Imitation ist der höchste Grad an Bewunderung. Vor 10 Jahren haben sie sich locker zusammengefunden, Freunde und Freunde von Freunden, die dieselbe Leidenschaft teilen. Alle mehr oder weniger aus Waghäusel, so sagen sie, was immer das auch heißen mag. Ein Bekannter fragte sie nach ein paar Jam-Sessions, ob sie nicht bei einem Konzert seiner Band “Southern Harmony” (zwischenzeitlich auch bereits in die Musikgeschichte eingegangen) die Vorband geben wollen. Sie wollten, spielten und liebten es. Im “Sherwood Forest” Bad Schönborn (zwischenzeitlich auch bereits in die Spelunkengeschichte eingegangen), gaben sie ihr Debut und sind sich seither nicht mehr von der Seite gewichen. Fünf Freunde, fünf harte Kerle, die die Musik schon mit jungen Jahren lieben gelernt haben.
Da wäre Julian, der Gitarre seit seinem 13 Lebensjahr spielt und nach einigen Transfers im Lineup vor fünf Jahren zur vorerst letzten Variable der “Stacked Actors” wurde. Dann wäre da Steffen, der älteste und erfahrenste Veteran, der bereits seit den 70ern über Gottes grüne Erde wandelt, Vater ist und Bass und Gitarre seit über 40 Jahren liebt. Neben ihm steht Leadsänger Lukas mit besagtem grohlesken Haarkleid, der sich mit neun Jahren das erste Mal an den sechs Saiten, die die Welt bedeuten versuchte. Bassi wiederum hat sich das Schlagzeug komplett autodidaktisch beigebracht, nachdem er durch einen spontanen Kauf bei Media Markt eine Xbox samt dem Spiel “Rockband” im Plastic-Drums-Bundle erstanden hat. Zu guter Letzt wäre da noch der studierte Musiklehrer Nico, der einer Musikerfamilie entstammt, in der bereits sein Papa und sein Bruder in einer Rockband die Kult-Rockhymnen der 80er pflegten.
So unterschiedlich die fünf Köpfe auch sein mögen, so einig sind sie, wenn es darum geht ihre musikalischen Götter zu benennen: Die Foo Fighters sind für sie immer die “Überband” oder wie Julian es ausdrückt: “Die größte Rockband die es noch gibt”. Ihre eigene Musik ist ein Tribut an die Foo Fighters, an eigenen Texten oder Melodien haben sie sich nie versucht. Das, was Dave und Co erschaffen haben, hätten sie ohnehin nicht überbieten wollen oder können. So spielen sie die Hits ihrer Helden aus Seattle auf ihre ganz eigene Art und Weise, kommen damit bei den Fans an. Gebucht werden sie überall im Süden, bis zu 12 Mal im Jahr sind sie auf Achse, Touren in einem rund 200 Kilometer großen Radius rund um Waghäusel.
Ob ihre Vorbilder überhaupt von ihnen wüssten, möchte ich wissen? “Ich habe ihnen mal einen Brief geschrieben“, gibt Steffen verschmitzt grinsend zu, “aber es kam leider keine Antwort”. Macht nichts, wenn sie weiter wachsen wie in den letzten 10 Jahren, wird das schon. Oder wie es in ihrem Fighters-Lieblingsalbum “Wasting Light” so schön heißt: “A matter of time” – Alles eine Frage der Zeit.