Wo schon Kanzler und Könige speisten

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Ein echter Geheimtipp für Fans der altdeutschen Küche

Die Kleingärten in Hagsfeld sind Heimat eines der besten und eines der schönsten Restaurants in der Region

Zunächst einmal “Mea culpa”. Ich weiß durchaus, dass Hagsfeld technisch gesehen nicht mehr zum Kraichgau zählt. Ich schreibe diesen Artikel heute aber dennoch, da ich als ehemaliger Hagsfelder im Elfmorgenbruch nicht nur geheiratet, sondern auch die Taufe meines Bruders gefeiert habe. Gelegentlich komme ich noch her – die 20 km von Bruchsal sind schnell erledigt – da man in den Kleingärten zwischen Hagsfeld und Rintheim einfach wunderbar essen gehen kann.

Gerade mit der Familie verspricht die Einkehr in einer der zahlreichen kleinen Gartenwirtschaften einen wirklich entspannten Aufenthalt. Die Kinder können gefahrlos umher stromern, die Erwachsenen haben Zeit sich auf den gemütlichen Terrassen auszuruhen und miteinander anzustoßen.

Eine ganz heiße Empfehlung meinerseits ist ein Besuch im Rosenstüble der Kleingärtner vom Elfmorgenbruch. Seit einigen Monaten wird die kleine Gastwirtschaft von Familie Deurer betrieben. Das Zepter in der Küche führt der älteste Sohn Maximilian, der die Kunst des Kochens bei einem überregional bekannten Meisterkoch erlernte. Was Maximilian so alles auf dem Kasten hat, wird klar wenn man sich seinen Instagram Feed ansieht. Unter dem Pseudonym “herr_raddazong” postet er Fotos seiner süßen Kreationen, darunter Pralinen gefüllt mit weißem Schokomousse und Kokos an Mango-Passionsfrucht-Salat.

Die kleine Küche im zum “Kloistoibacher” umbenannten Rosenstüble führt er gemäß dem Wahlspruch “Alte deutsche Küche kann auch modern sein”. Hier bereitet er Klassiker wie ein echtes Wiener Kalbsschnitzel mit Gurkensalat, Kapern und Bratkartoffeln zu aber auch Tafelspitz mit Wurzelgemüse, saure Nieren mit geschmelzten Spätzle, Schäufele mit Senfwirsing oder Leber an Zwiebeln, Äpfeln und Kartoffelpüree. Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich behaupte, dass ich persönlich nie besser gegessen habe als bei Maximilian.

Nur einen Steinwurf vom “Kloistoibacher” entfernt, findet sich ein echtes Unikat in der Karlsruher Gastronomieszene. Im Rintheimer Bahnhöfle bin ich schon als kleiner Junge mit meinem Opa eingekehrt, habe einen Eis geschlotzt, während er entgegen jeder ärztlichen Anweisungen seine Zigarillos paffte. Der alte Eisenbahn-Waggon wurde in den 80ern von den Bundesbahn Kleingärtnern Rintheim in Duisburg auf einem Abstellgleis entdeckt, aufwendig nach Karlsruhe transportiert und zur Gaststätte umgebaut.

Die Geschichte des alten Wagens ist äußerst beeindruckend. Vor fast auf den Tag genau 90 Jahren wurde er 1929 an denen damalige König von Jugoslawien Peter Alexander ausgeliefert, der diesen fortan als Salonwagen nutzte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Wagen dann nach Deutschland überführt und diente dort zunächst Offizieren als mobile Unterkunft. Nach Kriegsende wurde das historische Stück Eisenbahngeschichte schließlich von niemand geringerem als Konrad Adenauer für den Wahlkampf in den 60er Jahren verwendet. Wer hier einkehrt sollte sich also bereit machen den Hauch der Geschichte tief einzuatmen und sich darüber bewusst sein, welche Ereignisse hier bereits stattgefunden haben.

Heute im Jahr 2019 gibt es das Rintheimer Bahnhöfle noch immer, wenngleich auch nach zahlreichen Pächterwechseln die Zukunft lange Zeit alles andere als rosig aussah. Genau wie im “Kloistoibacher” steht auch hier ein Deurer hinter dem Herd. Mutter Britta hat sich auf die Zubereitung von Geflügelspezialitäten verlegt. So finden sich auf der Karte neben dem klassischen halben Hendl in unterschiedlichen Schärfegraden auch Putenschnitzel, Chicken Wings, Nuggets und Co. Über den Geschmack kann ich hier nicht schreiben, da ich bisher immer wieder im “Kloistoibacher” gelandet bin und Mama Brittas Hendl bislang noch nicht gekostet habe.

Ein Besuch bei den Hagsfelder Kleingärtnern lohnt sich. Ein Spaziergang durch die schönen Kleingartenanlagen vor oder nach dem Essen empfiehlt sich hier auf jeden Fall. Auf die Kinder wartet direkt vor dem Biergarten am “Kloistoibacher” ein kleiner Spielplatz auf dem das Warten auf das Essen deutlich schneller vergeht. Einen schönen Familienausflug steht hier also absolut nichts im Weg.

Eine Kolumne von Philipp Martin

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