In Oberöwisheim soll rund um die Kirche St.Mauritius eine ganz neue Ortsmitte entstehen
Viel Platz haben die Bauherren um den rötlich-steinernen Korpus von St. Mauritius dereinst nicht eingeplant, als sie vor knapp 150 Jahren das Bauwerk auf dem Oberöwisheimer Felsen errichtet haben, dort wo zu früheren Zeiten bereits einmal eine Burg gestanden hat. Vor dem Hauptportal fällt das Gelände steil ab, ebenso an einer der beiden Längsseiten. Ein Baggerfahrer, der hier mit seinem tonnenschweren Gefährte rangieren muss, braucht schon einen Schuss Artisten-Blut um nicht ins Schwitzen zu kommen. Dennoch gelingt der symbolische, erste Baggerbiss an diesem Dienstagnachmittag mit Bravour, ein gutes Omen für den Auftakt der umfangreichen Bauarbeiten hier in Oberöwisheim.
Entstehen wird hier in den nächsten Monaten eine große Treppe, die die zwar innerörtlich liegende, dennoch aber exponierte Kirche wieder harmonisch in das Ortsbild integrieren und für die Menschen besser erreichbar machen soll. Keine leichte Aufgabe, schließlich gilt es knapp 10 Meter Höhenunterschied zu überwinden und das Bauwerk sicher im schwierigen Untergrund zu verankern. Seit weit über 20 Jahren steht das Vorhaben bereits auf der Agenda der Kirchengemeinde, doch immer kam irgendetwas dazwischen. Im Jahr 2000 musste die alte Freitreppe gesperrt und schließlich abgebaut werden, da das Bauwerk als nicht mehr verkehrssicher eingestuft wurde. Seither stottert der Motor des Nachfolgeprojektes, wurde immer wieder mit Fehlzündungen abgewürgt. Doch seit einigen Jahren läuft es nun endlich, der Motor läuft auf Hochtouren, der Rest wie am Schnürchen.
Mit 600.000 € wurde das Projekt veranschlagt, das sich durch Kirchenfonds, Darlehen und Eigenmittel der Gemeinde finanziert. Das erzbischöfliche Ordinariat der Erzdiözese Freiburg realisiert dies mitunter durch seine Initiative “Wert-volle Zukunft”, die Kirchengemeinde Oberöwisheim trägt ihren Teil dazu bei und generiert Gelder mithilfe einer groß angelegten Crowdfunding-Aktion. Über einen gigantischen QR-Code, angebracht an der Kirchenfassade von St. Mauritius, sowie gelben Fortschrittsbalken am Glockenturm, die den Verlauf der Spendenkampagne visualisieren, konnte das Crowdfunding Team der Gemeinde bislang über 32.000 € an Spendengeldern einsammeln. Nur noch etwa 8000 € trennen sie von ihrem selbst gesteckten Ziel, der Marke von 40.000 €. Ein Betrag, der vermutlich durch den Klingelbeutel beim sonntäglichen Gottesdienst nicht zusammen gekommen wäre.
Apropos Gottesdienste. Da während der Bauphase die Kirche ohne entsprechende Treppe nur schwer zu erreichen ist, ist die katholische Kirchengemeinde kurzerhand in der evangelischen Nachbar-Kirche, verwirrenderweise namentlich ebenfalls St.Mauritius, untergekommen. Das ist ökumenischer Zusammenhalt, ganz pragmatisch und unkompliziert. Auch die neue Treppe wird ein Ort der Begegnung für alle Menschen im Dorf und darüber hinaus sein. Es soll nämlich nicht nur bei einer schnöden Stiege bleiben… Das Konzept sieht mehrere Terrassen vor, Sitzbänke, eine Raststation, kleine Gärten und vielleicht auch eine Ladestation für E-Bikes. Das ist auch ganz im Sinne der Stadt Kraichtal. Er freue sich bereits jetzt auf zahlreiche Feste auf der neuen Treppe, so Bürgermeister Tobias Borho, der bei der kleinen Feierstunde am Dienstag ein paar Grußworte sprach. Beschlossen wurde diese durch Segensworte, die die nun beginnenden Bauarbeiten unter einem guten Stern stellen sollen.
Und eine Möglichkeit für Menschen, die die Treppen aus welchen Gründen auch immer nicht benutzen können, daran wurde auch gedacht? Oder habe ich das überlesen?
Ansonsten eine schöne Idee!