Was, wenn es eben doch ernst ist?

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Wenn die Feuerwehr ausrückt ist “zu viel” immer besser als “zu wenig”

Einmal im Jahr zieht jede Feuerwehr ihre ganz persönliche Bilanz und stellt auf der obligatorischen Jahreshauptversammlung einen Überblick über das Geleistete zusammen. So traf sich am Samstagabend die Freiwillige Feuerwehr Ubstadt-Weiher in der Mehrzweckhalle Weiher um über Vergangenes und Zukünftiges zu reden und zu beraten. Die harten Zahlen hatte Kommandant Mario Dutzi parat: 141 Mal mussten die 179 aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ubstadt-Weiher im zurückliegenden Jahr ausrücken. Sie haben dabei Brände gelöscht, Hilfe geleistet und nicht weniger als 15 Menschen auf diese Art und Weise das Leben gerettet. Nicht selten haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Wehr aber auch vermeintlich umsonst alles liegen und stehen lassen müssen, um zu einem Einsatz auszudrücken, der am Ende keiner gewesen sein sollte. Insgesamt 23 Mal mussten die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr Ubstadt-Weiher 2019 unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen, weil eine Brandmeldeanlage fehlerhaft angeschlagen hatte oder gar irgendjemand bewusst die Feuerwehr in die Irre geführt hatte.

Vorwürfe und Vorurteile im Alltag der Wehren

Oft müssen sich die roten Rettungskräfte dabei den hinter der Hand formulierten Vorwurf aus der Bevölkerung gefallen lassen, zu übertrieben und zu massiv zu reagieren. Wenn man doch wüsste dass z.B. in der Asylunterkunft die meisten Alarme sich als Fehlalarme herausstellten, warum müsse man dann gleich jedes Mal mit mehreren Fahrzeugen anrücken? Diesen Vorwurf dürfte jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau ausgiebig kennen, auch jenen warum bei kleinen Mini-Bränden chronisch viel zu viele Rettungskräfte auf den Plan gerufen würden?

Diese Fragen mögen zwar auf den ersten Blick berechtigt klingen, wer sich aber etwas mit der Materie auskennt weiß: Die Feuerwehr liegt hier mit der Entscheidung „lieber zuviel“ als „am Ende zu wenig“ absolut richtig. Stellen Sie sich doch einfach einmal vor, einer dieser kleinen Brände würde angefacht von heftigem Wind auf ein benachbartes Wohnhaus übergreifen und die Feuerwehr hätte nur ein paar Mann vor Ort? Die wertvolle Zeit die benötigt würde um entsprechend stärkere Kräfte nachzualarmieren, wäre genau die Zeit die das Feuer bräuchte um Menschen zu verletzen oder gar zu töten. Um ein solch fatales Szenario zu verhindern, darf es doch ruhig etwas mehr sein – oder etwa nicht?

Wie wichtig es ist auch jedem Alarmsignal einer Brandmeldeanlage zu folgen, hat erst der jüngste Einsatz in der Gemeinschaftsunterkunft Zeutern deutlich gemacht. Nach tatsächlich zahlreichen Fehlalarmen in der Vergangenheit, traf die Freiwillige Feuerwehr Ubstadt-Weiher das letzte Mal tatsächlich auf einen echten Brand und konnte diesen durch ihr zahlenmäßig starkes Auftreten und das schnelle Eintreffen unter Kontrolle bringen, bevor sich die Flammen im Gebäude ausbreiten konnten. Hätte man nur ein paar Mann zum “mal eben nachschauen” geschickt, wäre auch hier wertvolle Zeit verloren gegangen, in denen die Flammen ungestört hätten arbeiten können.

Auch wenn also manchmal der Eindruck entsteht, die Feuerwehr schösse mit Kanonen auf Spatzen, so sollte man sich immer das “Was wäre, wenn…” ins Gedächtnis rufen und im Zweifelsfall das Urteilsvermögen der erfahrenen Einsatzkräfte den eigenen Mutmaßungen überordnen.

Die Freiwillige Feuerwehr Ubstadt-Weiher wird auch dieses Jahr wieder 365 Tage und 24 Stunden am Tag parat stehen, um auf jede Eventualität vorbereitet und für jeden Notfall einsatzbereit zu sein. Auf der Jahreshauptversammlung wurden dafür auch im Beisein von Ubstadt-Weihers Bürgermeister Tony Löffler, Kreisbrandmeister Jürgen Bordt und dem Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Eckhard Helms, die personellen Weichen für die kommenden fünf Jahre gestellt. Mit großer Mehrheit wählten die Kameradinnen und Kameraden Mario Dutzi erneut zu Ihrem Kommandanten und mit ebenso deutlicher Mehrheit Alexander Seifert zu seinem Stellvertreter.

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1 Gedanke zu „Was, wenn es eben doch ernst ist?“

  1. Ich bin jedem einzelnen Feuerwehrmann, Rettungssanitäter und Polizeibeamten sehr dankbar, dass sie diesen Job machen!
    Was für ein Luxus, dass man nur drei Ziffern am Telefon wählen muss und es wird in einer Notlage kompetent geholfen

Kommentare sind geschlossen.