Was ich noch zu sagen hätte…

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Ein Altjahrsgruß von Hügelhelden-Herausgeber Stephan Gilliar

Freunde, es ist okay wenn ihr diese Zeilen nicht lesen wollt. In den meisten Fällen sind Neujahrsgrüsse eine einzige, große Enttäuschung. Viel zu oft sind sie ein längst tot gelaufenes Ritual, das nur noch um seiner selbst willen aufrechterhalten wird – gespickt mit Phrasen, Plattitüden, wenig Nützlichem und längst Bekanntem. Ich will euch mit dergleichen nicht behelligen. Sehen wir es doch ganz unkompliziert so: Im besten Falle gebe ich dem einen oder anderen noch einen Gedanken mit auf den Weg nach 21, im schlechtesten Falle schreibe ich nur für mich selbst und auch das wäre völlig in Ordnung.

Geschrieben, gesagt und erzählt wurde in diesem Jahr ohnehin genug – die Batterien und der Kopf sind leer und erschöpft. Der Grund dafür ist natürlich der omnipräsente Captain Covid, ohne den kein Jahresrückblick anno 2020 auskommen kann. Wie den gesamten Rest der Welt, hat das kleine Miststück von Virus auch unsere gemütlichen Hügel überrollt. Aus Geselligkeit wurde Einsamkeit, aus Frohsinn Trübsal und aus Miteinander viel zu oft ein Gegeneinander. Einige von uns sind über sich hinausgewachsen und haben den Widrigkeiten dieser Welt die Stirn geboten, andere haben sich aus welchen Gründen auch immer, von Rationalität und Realität verabschiedet.

Liebe Hügelhelden, machen wir uns nackig, machen wir uns ehrlich – die Nerven liegen hier und da längst blank. Seit Monaten steigt der Druck in unseren Kesseln… Das soziale Leben steht weitestgehend still, die süßen Momente werden seltener und das Leid Anderer rückt aus den Augenwinkeln immer mehr in den Fokus unserer Wahrnehmung. Ganze Existenzen wackeln und drohen bei ihrem Absturz andere mit in die Tiefe zu reißen, in ihrem endlos langen Fall. Familien ächzen unter der Belastung und Kinder werden um ihre so wichtigen Augenblicke der Freundschaft und unwiederbringlich verlorene Momente ihrer Kindheit gebracht.

Wir sollten uns dennoch immer wieder bewusst machen, dass dies nicht ohne Grund, nicht ohne Anlass geschieht. Das Virus, dessen Name in diesem Jahr viel zu oft ausgesprochen wurde, hat in den letzten Monaten rund 82 Millionen Menschen auf diesem Planeten befallen und knapp 1,8 Millionen von ihnen das Leben gekostet. Einer davon war vor wenigen Wochen meine Großmutter, mein Vater wäre ihr nach Tagen im Krankenhaus am Sauerstoffschlauch beinahe gefolgt. Alleine in Deutschland sind über 30.000 Lebenslichter erloschen, ob das Virus hierbei nur Schützenhilfe geleistet hat oder ursächlich war, betrachte ich als zynische Diskussion. Stellt euch eine Stadt wie Bretten komplett entvölkert vor – das ist die harte und unbarmherzige Bilanz von Corona 2020.

Also nochmal, weil es einfach nicht oft genug gesagt werden kann. All die Entbehrungen, all das Zurückstecken und das untrennbar damit verbundene Leid, geschehen nicht ohne Grund, nicht aus einer Laune oder obskuren, politischen Strömungen heraus. Es sind außergewöhnliche Zeiten, die uns viel abverlangen, uns Kraft und Energie kosten. Ich bitte euch daher für das kommende Jahr nur um eines: Seid gut zu euch, geht liebevoll mit euch, aber auch mit anderen um. Nutzt die euch – wenn auch wider Willen zur Verfügung stehende Zeit – um in Achtsamkeit in euch hinein zu hören. Manchmal liegen zwischen dem was wir wollen und dem was wir brauchen mitunter Welten.

Ich wünsche uns allen sehr, dass wir im nächsten Sommer wieder beieinander sitzen, miteinander lachen, anstoßen und feiern können. Wir Hügelhelden leben davon, genau diese Momente festzuhalten abzulichten und unvergessen zu machen. In den letzten Monaten konnten wir unverschuldet diesem, unserem Auftrag kaum nachkommen und bedauern dies über alle Maßen. Für 2021 wollen wir euch dennoch das Folgende versprechen: Wir werden trotz einer durchwachsenen Auftragslage weiterhin für Euch da sein und für Euch über all jene Dinge schreiben und berichten, die diese kleine Ecke unserer Welt so liebenswert machen. Außerdem werden wir dem Virus nur so viel Raum und Aufmerksamkeit schenken, wie es sinnvoll und geboten ist.

Was am Ende dieser letzten Worte, die ich in diesem Jahr zu Papier zu bringen gedenke, bleibt? Dankbarkeit für meine Familie und meine Freunde, die mir in diesem Jahr durch viel zu viele trübe und traurige Stunden geholfen haben… Dankbarkeit für loyale und treue Kunden, durch die wir nur mit einem blass-blauen Auge ins neue Jahr gehen dürfen, Dankbarkeit für alle Menschen die im Sturm einen kühlen Kopf bewahren und immer nur Teil der Lösung und nicht des Problems sein wollen und nicht zuletzt Dankbarkeit für euch, liebe Freunde, liebe Leser, für Eure Aufmerksamkeit, eure Treue und euer Interesse.

Auf bessere Zeiten, fühlt euch umarmt

Euer Stephan

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3 Gedanken zu „Was ich noch zu sagen hätte…“

    • nur ein Besuch in einem bayerischen Natur-Schlammbad. Der Schlamm bedeckt übrigens rund 80% meiner Problemzonen ;-) Gruß, Stephan

  1. Danke für diese Zeilen.
    Meine aufrichtige Anteilnahme zum Tod der Großmutter und für den Vater den Wunsch für vollständige Genesung.
    Vergessen wir nicht, dass hinter jedem dieser über 30.000 Todesfälle Angehörige stehen, die diesen Verlust verkraften müssen.

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