Nur einen einzigen Tag lang dauert der kleine Adventsmarkt im Östringer Stadtteil Tiefenbach – ein Tag, in den aber die ganze Liebe des Dorfes und seiner Bewohner fließt.
Ich habe keine Ahnung, wie Tiefenbach das immer wieder schafft. Wenn der kleine Weinort feiert, fühlt sich das nicht wie eine “offizielle” Veranstaltung an, bei der sich lauter Fremde begegnen… Nein, es ist vielmehr wie ein Familienfest, eine private Party unter Freunden. Diese Atmosphäre vereinnahmt bereits ab dem ersten Moment, dann wenn man das dichte Gedränge auf dem Dorfplatz betritt.
Eine einzige Kakophonie aus Gelächter und lautem Geschnatter – durchdrungen von aufrichtiger Fröhlichkeit. Die Männer hauen sich im freudigen Erkennen gegenseitig auf die Schulter, die Frauen tauschen herzliche Küsse auf die Wangen aus, man umarmt sich, steht später stundenlang dicht gedrängt beieinander, schwätzt und quatscht als ob es kein Morgen gäbe, oder als ob die Temperaturen im Minusbereich überhaupt nicht existieren würden. Man fühlt sich irgendwie willkommen, fragen Sie mich nicht, ich kann es nicht näher ausführen, man muss es erlebt haben.
Alle sind an diesem einen Tag im Dezember eine Familie, da spielt es keine Rolle ob man Bauer, Handwerker, Bürohengst oder ein Studierter ist. Einfach nur zusammen sein, darauf kommt es an, mehr braucht es nicht. Da steht der Bürgermeister genauso quatschend mit einer dampfenden Tasse in der Hand um das Feuer, wie jeder andere auch. Da darf man es auch ruhig glauben, wenn der Ortsvorsteher einem freundschaftlich die Faust auf den Oberarm sausen lässt und versichert, sich über das Kommen seines Gegenübers wirklich zu freuen. Alles ist echt, alles ist völlig authentisch und bodenständig… Es stört nicht, dass man sich gegenseitig auf den Füßen steht, es stört nicht, dass das spontan eingesprungene Musiker-Duo statt Weihnachtslieder handfeste Schlagermusik raushaut und es stört nicht, dass man auf den Glühwein in der Schlange ein paar Minuten warten muss.
Man hat tatsächlich den Eindruck, die Tiefenbacher freuen sich einfach nur ein paar schöne Stunden miteinander verbringen zu können. So wie sie das immer und regelmäßig tun, in diesem, ihrem besonderen Jubiläumsjahr lieber etwas mehr als zu wenig. Jeder ist dabei, jeder packt mit an, jeder hilft mit. Kindergarten und Grundschule backen frische Waffeln im Akkord, über dem kleinen Feuer am Bächle werden Stockbrote geröstet, es gibt kleines und großes Kunsthandwerk – handgemacht in Schuppen, Werkstätten und Garagen. Die Feuerwehr röstet Würste und zapft Glühwein, ebenso der Sportverein, der Musikverein und der immer agile Heimatverein. Ein ganzes Dorf rückt zusammen, es ist herrlich anzusehen. Denn eine Selbstverständlichkeit ist diese Art von Verbundenheit längst nicht überall.