Sag ich’s oder sag ich’s nicht?

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Heikles Ding. Wie geht man mit Menschen um, die ihre Maske nicht oder nicht richtig tragen?

Ach ja, die liebe Maske. Für die einen die größte Zumutungen aller Zeiten, für die anderen ganz pragmatisch ein weiteres Puzzleteil im Kampf gegen die Ausbreitung der Pandemie. In Asien gehört es seit langem zu den normalen, gesellschaftlichen Gepflogenheiten, im Falle einer Erkältung eine solche Maske in der Öffentlichkeit zu tragen um andere vor den eigenen Viren und Bakterien zu schützen. In Deutschland halten wir bislang nichts von derartigen Höflichkeiten und setzen uns lieber heroisch und rotzend ins Büro um den anderen zu zeigen, was für harte Arbeitshunde wir doch sind, die sich von einer Erkältung nicht von der Erfüllung des Plansolls abhalten lassen.

Seit etwa einem dreiviertel Jahr tragen wir nun alle Maske in der Öffentlichkeit.. in der Straßenbahn, beim Einkaufen oder in der Arztpraxis. Anfangs noch ungewohnt, haben meine Familie und ich mich längst an dieses seltsame Symbol der neuen Normalität gewöhnt. Auf einem Regal im Eingangsbereich unseres Hauses stehen zwei Glasschalen – eine enthält frisch gewaschene Alltagsmasken, in die zweite wandern die benutzten Masken nach Gebrauch. Für den Supermarkt oder die Öffis haben wir zwischenzeitlich auch einen Stapel ffp2-Masken angeschafft, diese gibt es zwischenzeitlich für etwa 1 € pro Stück im Internet zu haben. Wahrscheinlich keine schlechte Anschaffungen, hat doch Bayern bereits diese Form der Maske zum verpflichtenden Standard in Geschäften und in den öffentlichen Verkehrsmitteln erhoben, Baden-Württemberg liebäugelt ebenfalls mit diesem Gedanken.

Doch die beste Maske bringt nichts, wenn sie nicht oder falsch getragen wird. Im Großen und Ganzen funktioniert das mittlerweile auch echt spitze, nach meiner praktischen Erfahrung halten sich gefühlte 99% der Menschen an die damit einhergehenden Regeln. Doch bei jedem Einkauf, jeder Fahrt mit der Straßenbahn oder jedem Besuch beim Arzt, finden sich immer ein bis zwei Kandidaten, die die Maske tief unter der Nase hängen haben, sie zwischendurch abnehmen oder – seltener – gleich gar nicht tragen. Treffe ich auf eine solche Person, bricht in mir hin und wieder ein Konflikt aus und die große Frage drängt sich in den Vordergrund: Sag ich’s oder sag ich’s nicht? Mache ich mein Gegenüber darauf aufmerksam, dass es die Maske falsch trägt, dass sie nutzlos ist, wenn sie lose über der Oberlippe baumelt und das das Virus durchaus auch durch den Riechkolben aus- bzw eintreten kann?

Meine Erfahrungen sind dabei sehr durchwachsen. Im Supermarkt wird ein höflicher Hinweis manchmal mit Grummeln, mit Ignoranz und häufig auch mit unfreundlichem Geblaffe beantwortet. Hin und wieder schlägt einem aber auch sofort unverhohlene Aggressivität entgegen, gelegentlich gespickt mit ein paar nicht jugendfreien Ausdrücken. Da ich diesbezüglich auch nicht auf den Mund gefallen bin, kann so eine Situation durchaus in einer kurzen Entladung, oder wie der Engländer es nennen würde “heat of the moment” münden. Da man nie weiß, wie das Gegenüber reagieren wird, ist es quasi reines Glücksspiel. Ich für meinen Teil habe die freundlichen Hinweise zwischenzeitlich aufgegeben, weil das Einkaufen und die Fahrt im Bus dadurch unerträglich anstrengend und stressig werden – Stress hatte ich in den letzten Monaten genug, da brauche ich nicht noch künstlich für weitere Lieferungen zu sorgen.

Dass die Angestellten im Supermarkt nicht mehr jeden Kunden auf sein Fehlverhalten aufmerksam machen, kann ich aus tiefstem Herzen nachempfinden. Deren Job ist vermutlich in den letzten Monaten zu einem der stressigsten Jobs überhaupt geworden, warum sollten sich die Kassierer/innen noch zusätzlich diese nervenzehrende Konflikte aufbürden?

Ab und zu ist das Fehlverhalten der anderen aber dann doch an einem Punkt angekommen, an dem man es nicht mehr ignorieren sollte. Als ich neulich in der Arztpraxis saß und im Wartezimmer ein junger Kerl von zwei wirklich alten Damen flankiert wurde, habe ich ihn wegen seiner unter der Nase hängenden Maske angesprochen. Die Ladies sollten schließlich die Arztpraxis nicht mit unerwünschten, blinden Passagieren an Bord verlassen.

Wer es für angezeigt hält andere Menschen zu maßregeln oder zu belehren, sollte sich vielleicht gleich von exakt dieser Terminologie verabschieden. “Maßregeln, belehren, ermahnen, tadeln,…” sind einfach die falsche Herangehensweise, wirken arrogant und von oben herab. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es bekanntlich auch wieder heraus. Am besten freundlich bleiben und immer wohlwollend davon ausgehen, dass das Gegenüber den “Fehler” nur versehentlich begangen hat.

So zumindest sehe ich die Angelegenheit, mich würde aber brennend interessieren: Wie handhabt ihr diesen Konflikt im täglichen Leben? Macht ihr andere auf falsch getragene oder fehlende Masken aufmerksam oder ignoriert ihr dies? Schreibt eure Meinung sehr gern in das untenstehende Kommentarfeld. Das geht übrigens auch anonym und ohne die Übermittlung jedweder persönlicher Daten.

Danke dafür

Euer Philipp

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8 Gedanken zu „Sag ich’s oder sag ich’s nicht?“

  1. Doch ich sag dazu etwas. Gestern habe ich es erlebt dass ein Kunde die Maske abnimmt und ganz in Ruhe in einem geschlossenen Raum seine Rotznase putzt
    Unfassbar. Als ich ihn darauf hingewiesen habe ist er vollkommen ausgerastet und hat mich übel beleidigt. Ich mei te dann warum er so ausflippen, ob das seine normale Umgangsform sein. Da sagte dich allen ernstes eine andere Kundin, ich solle ihn nicht provozieren. Also das fand ich wirklich die Höhe..Der Inhaber des Geschäftes hat um übrigen nicht, aber überhaupt gar nichts dazu gesagt. Es sind übrigens hauptsächlich ältere Leute, die die Maske nicht richtig tragen und sehe, sehr auffällig werden wennan sie darauf anspricht. Das ist zumindest meine Erfahrung

    • Sie wollen also jemandem der eine Maske trägt (und sich somit an die geltenden Regeln hält) das Putzen der Nase verweigern ?

      Was hätte die Person Ihrer Ansicht nach tun sollen ?

  2. Ich betreibe selbst ein Einzelhandelsgeschäft, das geöffnet ist.
    Kunden die keine Maske tragen und die sie nach Aufforderung auch nicht aufsetzen verweise ich aus dem Geschäft.
    Dieses Assoziale Verhalten geht in keinster m
    MASKEN TRAGEN RETTET LEBEN!

  3. Man sollte sich erst einmal schlau machen warum keine Maske getragen wird oder nur nicht fest aufgesetzt wird. Es gibt Fälle da geht es gar nicht anders. Zum Beispiel nach Unfällen wo knochensplitter in der Nase sind und die Gefahr einer Wanderschaft besteht
    Ich denke mal dann muss erst auch diese Sache berücksichtigt werden. So ist es bei mir und jeder Arzt bestädigt mir wie gefährlich es ist die Nase zu reizen. Habe auch eine Befreiung beikommen und das zu Recht. Was ich mache ich benutze einen schal der nicht drücken und reizen kann. Ich war vor Jahren in China auf Rundreise. Sicher wird bei Erkältung eine Maske getragen aber das eine andere sache. Also erst einmal vernünftig mit dem Menschen sprechen ohne Agression.

  4. Meine Erfahrung ist: Selbst wenn entsprechende Personen höflich angesprochen werden kommt zu 90% kein „normales“ Gespräch zu Stande. Es führt zu lautstarken Diskussionen bis hin zu „Maskenpolizist“ und anderen Verunglimpfungen.
    Trotz allem werde ich nicht müde die entsprechenden Personen darauf hinzuweisen. Lediglich bei entsprechenden Antworten bin ich zwischenzeitlich so weit dass ich mich einfach umdrehe und weiter gehe.

  5. Guten Tag,
    ich gebe zu Bedenken, dass es auch Menschen gibt, die aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund einer Behinderung von der Tragepflicht befreit sind.
    Wenn man es anspricht, dann bitte in einer höflichen Weise. Die Menschen sind im Moment so gereizt und werden dann auch noch wegen solcher Dinge gegeneinander aggressiv.
    Man sollte doch wieder zu einem freundlichen, höflichen und respektvollen Miteinander kommen.
    Bitte, alle haben Angst. Die einen mehr vor dem Virus, die anderen mehr vor der Zukunft und den Massnahmen der Regierung.
    Menschen ohne Maske sind nicht gleich Coronaleugner oder rechts.

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