Während man in Großstädten bereits fast ausschließlich mit Karte oder gar mit Smartphone oder Smartwatch bezahlt, sind im ländlichen Kraichgau Scheine und Münzen noch nicht wegzudenken.
von Stephan Gilliar
Wie sehr der Zeitgeist mal wieder an mir vorbeigegangen ist, habe ich einmal mehr im Januar dieses Jahres bemerkt. Für eine kleine Reise nach London habe ich mir brav bei der örtlichen Bank 500 Pfund Bargeld vorbestellt und abgeholt. Zu diesem Paket gehörten: Ein Telefonat im Vorfeld, eine Fahrt zur Bank und die Entrichtung von Wechselgebühren. Aber was macht man nicht alles, um bestmöglich vorbereitet eine Reise anzutreten, nur die 30 Pfennig zum Telefonieren im Brustbeutel fehlten noch.
Nun ja, wie sich herausstellen sollte, war all der Schmu komplett für die Katz. Von den 500 Pfund brachte ich exakt 500 Pfund wieder mit zurück nach Deutschland, um diese – verbunden erneut mit Wechselgebühren – wieder in Euro zurückzuverwandeln. Kein einziges Geschäft, kein einziges Restaurant, ja noch nicht einmal im Pub oder im Kiosk wollte irgendjemand meine schnöden Moneten annehmen. “No Cash – Cards only” hieß es jedes Mal. Witziger Fun Fact am Rande: Sogar die Straßenmusikanten haben an ihrem Gitarrenkoffer teilweise EC-Terminals angebracht statt schnöder Münzen im Klingelbeutel. Nach zwei Tagen bin ich tatsächlich nur noch mit der Kreditkarte in dieser kleinen Tasche, die oberhalb der normalen Tasche in die Jeans genäht wurde (keine Ahnung wofür die ursprünglich gut sein sollte) herumgelaufen, der Geldbeutel blieb im Safe im Hotelzimmer.
Daran kann man sich wirklich gewöhnen, alle Ausgaben werden transparent in der Banking App nahezu in Echtzeit erfasst, man weiß genau, was man wann und wo gelöhnt hat. Die Vorteile beim bargeldlosen Bezahlen überwiegen nach meiner Meinung den Nachteilen klar.
Es ist komfortabler, da ich weder Bargeld besorgen noch Wechselgeld mit mir führen muss. Es ist sicherer, da im Falle des Verlustes meines Geldbeutels die ganze Kohle flöten ginge, während bei der EC-Karte eine Sperrung ausreicht. Zudem, wie schon gesagt, ist die Transparenz und die Auflistung der tatsächlichen Aufgaben ein echter Pluspunkt, den es beim Bargeldtransfer nur gibt, wenn man alles hinterher manuell notiert. Hinzu kommen gesellschaftliche Aspekte, wie zum Beispiel die reduzierte Kriminalität. Bargeldlose Zahlungen senken das Risiko von Raub, Betrug oder Schwarzgeldtransfer – Cash bar Kralle geht dann eben nicht mehr.
Natürlich gibt es auch Nachteile, die dürfen nicht verschwiegen werden. So werden Menschen ohne Zugang zu Bankkonten, Kreditkarten oder modernen elektronischen Bezahlsystemen wie Smartphones von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen. Außerdem wird anonymes Bezahlen sehr viel schwieriger, da bei elektronischen Transfers natürlich jeder Vorgang irgendwo abgespeichert und damit nachvollzogen werden kann. In den falschen Händen können solch sensible Daten durchaus problematisch sein.
Insgesamt überwiegen doch am Ende unter dem Strich die Vorteile, zudem lässt sich der Zug vermutlich ohnehin nicht mehr aufhalten. Wohin es geht dürfte klar sein – Bargeld wird irgendwann zum Auslaufmodell. Andere Länder sind hier übrigens schon deutlich weiter, beispielsweise in Skandinavien wo das bargeldlose Zahlen gesellschaftlich längst akzeptiert und gelebte Realität ist.
Und hier bei uns im Kraichgau? Schwierig, schwierig. Ohne Bargeld kommt man hier noch sehr regelmäßig an seine Grenzen. In vielen meiner Lieblingsrestaurants und Dorfgaststätten ist ausschließlich harte Währung gefragt, Kartenterminals sucht man hier vergeblich. Auch bei meiner wöchentlichen Massage fließt ausschließlich Bargeld, gleiches gilt an meinem Kiosk oder beim Metzger. Lediglich in der Bäckerei meines Vertrauens reicht es seit einiger Zeit, die Karte oder das Smartphone an einen kleinen Scanner zu halten, und schwupps sind die Brötchen beglichen. Durch meine smarte Uhr kann ich sogar nur träge das Handgelenk Richtung Kasse halten und schon macht es Bling. Ich finde es super, für die Oma neben mir nachvollziehbar reinstes Science Fiction – Getue.
Die Deutschen lieben ihr Bargeld, wir halten daran fest und nutzen es nach wie vor als primäres Zahlungsmittel. Manchmal gar nicht schlecht, wie sich z.B letztes Jahr zeigen sollte, als plötzlich in unzähligen Geschäften die EC-Terminals ausfielen und hektisch beschriftete Schmierzettel dem Kunden die Worte entgegen hielten: Nur Barzahlung. Laut Bundesbank hat jeder Bürger im Durchschnitt rund 100 Euro in seinem Geldbeutel dabei, 75 sind es bei all jenen, die mehrheitlich bereits bargeldlos bezahlen…immerhin. Doch auch wenn die Bewegung träge ist, es gibt sie. Die Pandemie hat hier einen Ruck in Richtung bargeldloses Bezahlen ausgelöst und wenn es so etwas wie eine gesellschaftliche Trägheitsbewegung gibt, dann treibt sie uns langsam aber sicher weiter in diese Richtung.
Für Unternehmen ist die Beschäftigung mit bargeldlosen Transaktionen in jedem Fall schon längst alternativlos geworden, wer sich dem verweigert, wird vermutlich irgendwann unter die Räder kommen. Es gibt sogar schon Einzelhändler und Ketten, die ausschließlich bargeldlose Zahlungen akzeptieren, Bargeld wird hier gar nicht mehr angenommen. Vergessen darf man hier auch nicht die Logistik, die mit dem Bargeld einhergeht. Am Ende des Tages müssen teilweise große Bargeldsummen zur Bank gebracht werden, diese bieten hier aber längst nicht mehr die Möglichkeiten, die es in der Vergangenheit gab. Mitarbeitende die zu später Stunde Geldkassetten durch die Straßen tragen, Geldtransport-Dienstleister die mit Panzerfahrzeugen Geldbestände in den Fußgängerzonen abholen müssen, all das zählt eben auch zu die Schattenseiten einer Bargeldgesellschaft.
So oder so gilt es, sich mit den neuen Chancen und Möglichkeiten vertraut zu machen. Unternehmen aus der Region hatten dazu beispielsweise am Dienstag bei der ersten Payment-Messe der Volksbank Kraichgau die Gelegenheit. Bei mehreren Fachvorträgen wurden die technischen Möglichkeiten, Innovationen, aber auch Risiken aufgezeigt.
Bares ist wahres ! Wer will das ich mit Karte bezahle oder Smartphone , soll mir 50 % Rabatt für das Produkt geben !! Meine Daten sind sehr wertvoll 🥴😜🤙💡
Also ich bezahle gerne mit Bargeld und selbst ohne Notizen,den Überblick, über meine Ausgaben, nicht verloren
In einer Welt,in der der Mensch eh schon viel zu gläsern ist, kann ein bisschen Freiraum nicht schaden
Ich möchte nicht aufs Bargeld verzichten und auch nicht überall meine Daten hinterlassen. Man hat eine bessere Kontrolle über seine Ausgaben und ein Trinkgeld ist auch mal schnell gegeben.
Klar, London, Insulaner und raus aus der EU, Euro hatten die nie.
Aber der Rest der EU hat ihn bald überall.
Bin viel unterwegs und zahle fast alles in bar, also mit Geld. Und bei wem das nicht geht, der macht eben mit mir kein Geschäft. Sein Pech, nicht meins!
Wer meint seine Ausgaben nicht mehr unter Kontrolle zu haben, nur weil er anstatt mit Bargeld, mit einer Plastikkarte bezahlt, sollte allgemein über seine Geschäftsfähigkeit nachdenken….
Wer wird am Ende davon profitieren ? Die Banken, die mit ihrem Monopol einfach die Transaktionen abkassieren. Das wird das Geschäft ! Otto Normalverbraucher merkt das erst, wenn er in der Falle sitzt. Auf den gläsernen Staat ist Verlaß. Das Finanzamt lacht sich tot und ich verlege mich derweil auf Tauschhandel.
Und wenn es mal zu Ende geht weiß Vater Staat genau wer noch wieviel Geld auf dem Konto hat. Für die Pflege für alles was da noch kommt. Ohne Bargeld kannst dir nichts weg sparen für den Ernstfall. Dann holt sich der Staat den Rest
Also ich verlege mich und meine Millionen jetzt auf die Caymans!