Auch im Café Achteck ist die Anspannung derzeit spürbar
Wie sich die Vollzugsanstalt Bruchsal gegen das Coronavirus in Stellung bringt
Thomas Weber bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Als Anstaltsleiter der JVA Bruchsal braucht man ein dickes Fell… mit oder ohne jedwede Krise. Selbstverständlich geht aber auch das Virus, das schon längst außerhalb der dicken Mauern immer weiter um sich greift, an jener Welt hinter Gittern nicht einfach spurlos vorbei. Auch hier muss strikt auf verschärfte Hygiene geachtet und Abstand zwischen den Menschen geschaffen werden, wo es eben immer möglich ist. Gar kein leichtes Unterfangen, mehrere hundert Menschen in den fünf Blöcken des “Sterns von Bruchsal” immer auf Distanz zu halten. Wir können zwar die fünf Blöcke voneinander isolieren, haben aber immer noch sehr viel größere Einheiten als in neueren Gefängnissen, erzählt uns Thomas Weber am Telefon.
Die vom Land verhängte Kontaktsperre greift auch innerhalb der Gefängnismauern, weshalb die Gefangenen derzeit keinen Besuch empfangen dürfen. Für sie ist es natürlich besonders bitter, da sie bekanntlich nicht mit ihren Familien gemeinsam die Krise überstehen können, sondern alleine in ihren Zellen. Damit aber auch in dieser Ausnahmesituation der zwischenmenschliche Kontakt ein Stück weit erhalten werden kann, wurde den Gefangenen mehr Zeit für Telefongespräche mit ihren Familien eingeräumt, zudem sollen auch mehrere Tablets angeschafft werden, über die dann auch Videotelefonie möglich wird.
Auf das Gebot des Abstandhaltens reagierten die Häftlinge zu Beginn der Maßnahmen genauso wie die Menschen außerhalb der JVA. Manche nahmen die Situation weniger ernst und witzelten darüber, andere haben die Lage schnell verinnerlicht und respektierten die neuen Regeln. Mittlerweile halten sich aber alle im Großen und Ganzen daran, berichtet uns Thomas Weber. Derzeit gibt es im Café Achteck noch keinen bestätigten Corona-Fall, noch nicht einmal einen Verdachtsfall. Damit das auch so bleiben kann, werden alle Kontakte nach außen auf ein absolut notwendiges Minimum reduziert. Die Vollzugsbeamten werden derzeit wochenweise in komplett voneinander getrennten Schichten eingesetzt, so dass im Falle einer Infektion, das Team einsatzbereit und handlungsfähig bleiben kann.
Komplette Sicherheit oder Garantien gibt es aber innerhalb der Mauern genauso wenig wie außerhalb. Falls sich Menschen in der JVA infizieren sollten, werden die Isolationsmaßnahmen so gut greifen, wie es eben in den Räumlichkeiten der 172 Jahre alten Haftanstalt möglich ist. Leichte Krankheitsverläufe können problemlos in der anstaltseigenen, medizinischen Abteilung behandelt werden, bei schwereren Verläufen müssten die Patienten in die direkt nebenan gelegene Fürst-Stirum-Klinik verlegt werden.
Natürlich hofft man in der JVA, dass ein solcher Schritt nicht notwendig werden wird. Sowohl die Beamten als auch die Inhaftierten sind für die derzeitige Lage sensibilisiert. Letztere verfolgen selbstverständlich das Geschehen in Deutschland und der Welt über beispielsweise die Fernsehnachrichten und wissen daher genau: Für sie mögen die Mauern des Café Achteck zwar unüberwindbar bleiben, für das Coronavirus stellen sie im Falle eines Falles aber kein Problem dar. Gemeinsam an einem Strang zu ziehen, ist daher das Gebot der Stunde.