Messungen bestätigen: In Kraichtal ist es zu laut

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SWR misst Lärmbelastung nicht nur in Kraichtal

Es ist ein Thema das auch uns bei Hügelhelden seit über fünf Jahren dauerhaft begleitet. Die Verkehrsbelastung in Kraichtal, besonders in den Ortsteilen Unteröwisheim und Oberacker bringt viele Anwohner regelmäßig zum Verzweifeln. Seit der Einführung der Lkw-Maut hat der Schwerlastverkehr in den engen Hauptstraßen der beiden Dörfer merklich zugenommen und mit ihm der Lärmpegel. Einige Einwohner wollen diesen Zustand nicht weiter hinnehmen und haben sich in einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen. In den letzten Monaten machten sie mit spektakulären Blockade-Aktionen mehrfach auf sich aufmerksam, bei denen Sie den Verkehrsfluss nur durch Passieren der Hauptstraße mit langsamen Gefährten wie Traktoren oder Fahrrädern absichtlich an seine Grenzen und darüber hinaus brachten. Konkrete Hilfestellungen seitens des dafür zuständigen Regierungspräsidiums sind bisher aber nicht erfolgt.

Ein aktuelles Projekt des Südwestrundfunks dürfte nun Wasser auf die Mühlen der Mitglieder der Bürgerinitiative sein, denn der SWR hat sich mit einem umfangreichen Projekt dem Thema Lärm und seinen Auswirkungen auf die Menschen zugewandt. An neun Messstationen im ganzen Land haben die Macher den Lärmpegel dauerhaft gemessen und die Werte mit den empfohlenen Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation abgeglichen. Das Ergebnis fällt für Unteröwisheim besonders ernüchternd aus: Über 70% der Messungen ergaben eine Überschreitung der empfohlenen, maximalen Lärmpegel von 53 dB tagsüber und 45 dB nachts.

Welche Schlussfolgerungen die vom SWR hinzugezogenen Experten aus dieser Analyse ziehen, können Sie direkt auf der Webseite des Südwestrundfunks nachlesen.

Ergänzende Informationen gibt es dazu auch in der diesbezüglichen Pressemitteilung der Hochschule karlsruhe:

Im Rahmen des Citizen Science und Multimediaprojekts „Hier ist es zu laut!“ hat der SWR im April dieses Jahres zu einer Mitmach- und Messaktion aufgerufen, an der 400 Anwohnerinnen und Anwohner besonders belasteter Straßen teilgenommen haben. Bürgerinnen und Bürger haben auf Fragen des SWR geantwortet, von ihren Erfahrungen berichtet und eigene Videos und Messungen zum Verkehrslärm eingeschickt. Jonas Fehrenbach aus dem Masterstudiengang Verkehrssystemmanagement an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft hat diese Meldungen im Rahmen seiner Abschlussarbeit systematisch ausgewertet. Ziel der Analyse war es, eine Klassifizierung der Betroffenheitsmeldungen vorzunehmen und ein Verständnis für die Probleme der Bürgerinnen und Bürger zu entwickeln.

Die Belastung der Bürgerinnen und Bürger lässt sich grob in drei Niveaus einteilen:

45 % der Hilferufe beschreiben den Straßenverkehrslärm an ihrem Wohnort als unangenehm oder störend und nutzen daher ihre Terrasse/den Balkon nicht mehr.

33 % der Betroffenen finden den Lärm unzumutbar und schlafen nicht mehr bei offenem Fenster.

22 % der Betroffenen finden die Lärmbelastung sogar als schlimm/furchtbar/schrecklich und äußern gesundheitliche Beschwerden. Vielfach handelt es sich bei diesen Meldungen um längere Leidensgeschichten. 20 % der Betroffenen sind daher bereits aktiv tätig geworden, indem sie sich in Bürgerinitiativen eingebracht oder an ihre Kommune gewandt haben, um eine Reduktion der Lärmbelastung zu erreichen.

Die Masterthesis von Jonas Fehrenbach mit dem Titel „Umgang mit der Bürgerfrage: Verkehrslärm messen oder berechnen?“ untersucht die Herausforderungen, die sich in der Partizipation mit Bürgern im Rahmen von Lärmaktionsplänen ergeben.

Prof. Dr. Jochen Eckart, Verkehrsökologe an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft und Betreuer der Arbeit, unterstreicht die Notwendigkeit sich des Themas stärker anzunehmen. „Lärm ist ein bedeutendes lokales Umweltproblem, das jedoch in den letzten Jahren häufig im Vergleich zu Luftreinhaltung und Klimaschutz nicht im Fokus der öffentlichen Diskussion stand. Das SWR-Projekt „Hier ist es zu laut!“ verdeutlicht jedoch, welche Tragweite die Verkehrslärmproblematik aus Sich der Bürger hat. Die Hochschule Karlsruhe will durch Forschungsarbeit und Weiterbildung die Kommunen darin unterstützen, den Verkehrslärm zu reduzieren und Städte und Gemeinde lebenswerter zu machen.“

Der SWR widmet dem Komplex um die Belastung durch Verkehrslärm am heutigen am 30. Oktober 2019 einen Thementag im SWR Fernsehen, im Hörfunk, online und in den sozialen Netzwerken. Die Messergebnisse werden in der Dokumentation „betrifft: Hier ist es zu laut! Was tun gegen Straßenverkehrslärm?“ um 20:15 Uhr im SWR Fernsehen vorgestellt und mit Hintergrundinformationen, Expertenwissen und Geschichten der Betroffenen ergänzt.

Weitere Informationen sind auf der SWR-Seite abrufbar.

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