Künstlich, tot, lebendig oder gar gemietet? – Auf der Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum

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Welches Bäumchen braucht es für eine wirklich “grüne” Weihnacht ?

Freunde, die Suche nach dem idealen Weihnachtsbaum beschäftigt mich nun seit mindestens einem Jahrzehnt. Die perfekte Lösung, die ein schönes weihnachtliches Wohnzimmer und idealerweise noch einen nicht allzu schmutzigen ökologischen Fußabdruck beinhaltet, ist dabei gar nicht so leicht zu finden. Erst neulich las ich in irgendeiner Facebook-Gruppe den Post einer jungen Frau, die für ihr eingetopftes Weihnachtsbäumchen ein Plätzchen nach den Feiertagen sucht, wo die kleine Tanne künftig in freier Wildbahn weiter wachsen kann. Da ich offenbar mit meiner weihnachtlichen Sinnsuche nicht alleine bin, erlaube ich mir meine bisherigen Erfahrungen hier niederzuschreiben.

Schauen wir uns die vielen unterschiedlichen Varianten doch einmal genauer an:

Der Klassiker: Der geschlagene Baum

Bereits mit dem Beginn der Adventszeit ploppen entlang der Landstraßen, an Einkaufszentren und in den Innenstädten, die gängigen Weihnachtsbaum-Handelsposten aus dem Boden. Das Prozedere ist einfach: Hinfahren, Aussuchen, den Baum in ein Plastiknetz verfrachten und ab nach Hause. Rund 30 Millionen Weihnachtsbäume werden auf diese Art und Weise jedes Jahr in Deutschland verkauft. Gezüchtet werden diese meist auf gigantischen Anbauflächen und nach ihrer frühzeitigen Fällung haben sie etwa drei bis vier Wochen aktiver Dienstzeit vor sich, bevor sie tot und braun auf die Straße gestellt werden. Der Vorteil: Echter Nadelbaum-Geruch in der weihnachtlichen Wohnung, der Nachteil: Hoher Flächenverbrauch für den Anbau und nicht selten hohe Belastung mit Pestiziden. Hinzu kommt: In 90% aller Fälle holt man sich übrigens eine in Deutschland überhaupt nicht heimische Nordmanntanne ins Haus. Wer einen echten, geschlagenen Weihnachtsbaum haben möchte, der sollte in jedem Fall darauf achten Bäume aus der Region zu wählen. Solche die nach biologischen Standards aufgezogen wurden, sehen meist optisch nicht ganz so sexy aus wie ihren nadeligen Kameraden aus dem Massen-Anbau, haben dafür aber eine deutlich bessere Ökobilanz.

Der Nachhaltige: Lebendiger Baum im Topf

Vor einigen Jahren war ich mir sicher die perfekte Lösungen für unser Weihnachtsfest gefunden zu haben. Ein echter Tannenbaum sollte eingetopft die Weihnachtstage im Haus und danach den Rest des Jahres im Garten verbringen. Dreimal habe ich dieses Experiment versucht, Dreimal ist es komplett schief gegangen. Der Grund dafür ist für erfahrene Gärtner keine Überraschung: Die jungen Bäume vertragen den Stress des Wechsels von der Kälte in die Wärme nicht sonderlich gut und sterben meist innerhalb kürzester Zeit ab. Das Ergebnis fällt hier leider genauso aus, wie bei den geschlagenen Kameraden vom Händler: Am Ende hat man ein totes Bäumchen zuhause.

Der Innovative: Der gemietete Baum

Selbstredend kann man in diesen innovativen Zeiten, auch jedes gewünschte Produkt im Internet erstehen. Zusammen mit dem Wunsch nachhaltig und grün zu agieren, haben sich auch beim Geschäft mit den Weihnachtsbäumen ganz neue Modelle entwickelt. So gibt es tatsächlich auch die Möglichkeit einen lebenden Weihnachtsbaum zu mieten, der ihnen direkt an die Haustüre geliefert wird und nach dem Fest wieder abgeholt wird. Je nachdem wo man das Bäumchen mietet, fallen in diesem Fall auch entsprechende Transportwege an. So kann das ökologische Bäumchen durchaus in einem stinkenden Diesel Transporter quer durchs Land gefahren werden, was die Ökobilanz dieser Variante nicht gerade in heiligem Licht erstrahlen lässt. Wenn dann noch, wie beim Online-Shopping üblich, Reklamationen wegen optischer Mängel hinzukommen, werden aus zwei Fahrten quer durchs Land problemlos auch vier, fünf oder sechs. Hinzu kommt, dass auch hier die Bäumchen den Transport und den Wechsel Kalt-Warm-Kalt oft nicht überstehen und im Anschluss entsorgt werden müssen.

Der Künstliche: Ein Baum aus Plaste

Weil ich das Jahr für Jahr nach Weihnachten langsam verwesende Bäumchen in der Wohnung nicht mehr ertragen konnte, habe ich mich schlussendlich für eine Lösung aus Plastik-Fantastik entschieden. Bereits für rund 50 € bekommt man einen Plastik Weihnachtsbaum im Netz, der in einem nicht allzu großen Paket zerlegt angeliefert wird. Der Anblick beim Öffnen der Verpackung ist recht trostlos, doch nach dem Aufbau, dem Zurechtbiegen der künstlichen Äste und natürlich dem üppigen Schmücken, verblüfft das Ergebnis doch ganz überraschend. Bis auf den fehlenden Geruch, ist der Unterschied zu einem echten Baum nur aus unmittelbarer Nähe zu bemerken. Sollten Sie sich auch für diese Lösung entscheiden, wählen Sie Ihren Baum mit Sorgfalt aus und entscheiden Sie sich für ein qualitativ hochwertiges Modell. Damit sich nämlich diese Lösung ökologisch amortisiert, müssen Sie ihren “Baum” mindestens 17 Jahre lang nutzen um hier einen grünen Mehrwert zu schaffen. Anders als beim Heranwachsen der echten Bäume, entsteht bei der Produktion der Plastik-Genossen jede Menge CO2, die ihre biologischen Brüder sogar speichern und damit der Luft entziehen können.

Also Freunde, was darf es sein? „Rockin‘ around the Plastic tree“ oder „Oh, echter Tannenbaum“? Für welche Variante sie sich am Ende auch entscheiden, ich wünsche ihnen in jedem Fall ein besinnliches und wunderbares Weihnachtsfest.

Euer Philipp

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