“Krieg zieht Leid nach sich”

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Gemeinsam mit vielen Gleichgesinnten hilft der Flehinger Max Rausch in der Ukraine bei Hilfslieferungen und der Evakuierung Schutzbedürftiger

Der Kontrast könnte nicht größer sein. Während die meisten Menschen im Kraichgau an diesem Wochenende die ersten warmen Tage des Frühlings genießen, ist Max mit seinen Kameradinnen und Kameraden tief in der Ukraine unterwegs. Zusammen organisieren Sie die Verteilung von Hilfsgütern, evakuieren Menschen aus dem immer tiefer im Krieg versinkenden Land, unterstützen wo sie nur können. Auf die Beine gestellt wurde ihr Einsatz von der Schweizer Nonprofit-Organisation “22nd WildLife”, die sich laut ihrer Webseite in der Antiwilderei, der Waldbrandbekämpfung und der humanitären Hilfe engagiert. Zu welcher Kategorie der aktuelle Einsatz in der Ukraine zählt, ist dabei nicht schwer zu erraten. Die Menschen hier brauchen Hilfe, die Situation vor allem in den eingekesselten Großstädten wird von Stunde zu Stunde verzweifelter. Es fehlt an Nahrungsmitteln, an Medikamenten und darüber hinaus zunehmend an so ziemlich allem Lebensnotwendigen.

Foto: Maximilian Rausch

Max, der eigentlich Maximilian heißt, hat ursprünglich den Beruf des Forstwirts bei der Stadt Bruchsal erlernt. Danach entschied er sich aber eine Laufbahn bei der Bundeswehr zu starten, war Gruppenführer der Infanterie und bis vor kurzem noch mehrere Monate in Mali stationiert. Zwischenzeitlich durchläuft er Umschulungsmaßnahmen um den Wechsel zurück ins zivile Leben zu vollziehen. Zu “22nd WildLife” kam er durch die Flutkatastrophe im Ahrtal, spezialisierte sich danach auf die Waldbrandbekämpfung, war diesbezüglich vergangenes Jahr bei den verheerenden Bränden in Griechenland im Einsatz.

Dass sie auch in der Ukraine dringend gebraucht werden, war Max und seinem Team schnell klar. “Krieg zieht Leid nach sich” weiß der in Bretten gebürtige Feldwebel genau und so begann bereits unmittelbar nach der russischen Invasion in der Ukraine die Planung für diesen Einsatz. Ein Vorauskommando sondierte die Lage, klärte die Möglichkeiten des Grenzübertritts ab und vor allem den Bedarf an konkreten Hilfsgütern. Wenn Max eines aus dem Einsatz im Ahrtal gelernt hat, dann das zu viele unnötige Spenden vor Ort niemandem etwas nutzen. Der Schwerpunkt dieses Hilfseinsatzes liegt auf der Lieferung von medizinischen Hilfsgütern und der Unterstützung von ukrainischen Krankenhäusern, entsprechende Spenden entstammen privaten Initiativen und aus den Beständen von Bundeswehr-Krankenhäusern.

Foto: Maximilian Rausch

Derzeit sind Max und seine Mitstreiter in Lwiw (Lemberg) im Einsatz, einer ukrainischen Großstadt die bislang noch weitestgehend von den Kampfhandlungen verschont geblieben war. Medienberichten nach wurde jedoch vergangene Nacht ein Militärstützpunkte außerhalb von Lwiw und nur 20 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt Ziel russischer Angriffe, bei denen mindestens 35 Menschen getötet und 135 weitere verletzt wurden.

Trotz der herannahenden Gefahr bleiben die Helfer an Ort und Stelle, unterstützen dabei wo sie können. Erst vor wenigen Tagen konnte durch ihren Einsatz ein querschnittsgelähmter Junge aus einem Kinderkrankenhaus über die Grenze in Sicherheit gebracht werden. Kein leichtes Unterfangen, da das Kind postoperativ versorgt werden musste und der Transport sich entsprechend schwierig gestaltete.

Bis zu 400 Kilometer ins Landesinnere bewegen sich Max und sein Team vom Basiscamp nahe der polnischen Grenze aus. Die medizinischen Hilfsgüter werden in den belieferten Krankenhäusern dringend benötigt, die Versorgungslage in der Ukraine gestaltet sich von Tag zu Tag schwieriger. Immer wieder werden die Helfer auch von Menschen kontaktiert, die es aus eigener Kraft nicht schaffen das Land zu verlassen. Wo immer es geht unterstützen Max und sein Team dann bei der Evakuierung.

Während in den umkämpften Landesteilen die Zivilbevölkerung in Leid und Elend versinkt, hält andernorts noch die Ruhe vor dem Sturm vor. Für die Menschen bedeutet dies eine Ausgangssperre ab 22 Uhr, rationierten Sprit, ein strenges Verbot von Alkohol und überall Checkpoints und Kontrollstellen aus Angst vor russischen Infiltrationsversuchen, erzählt uns Max via Messenger. Die Situation an den Grenzen beschreibt er als ruhig und koordiniert. Kritik übt Max aber an den großen, deutschen Hilfsorganisationen, die hier kaum bis wenig Präsenz zeigten. “Keinerlei Unterstützung oder Zusammenarbeit, kein Interesse durch die finanziell stark ausgestatteten Großverbände” führt er näher aus.

Foto: Maximilian Rausch

Wie lang Max selbst noch vor Ort bleiben und helfen möchte, wollen wir von ihm wissen. “Solange freiwillige Helfer und Hilfsgüter zur Verfügung stehen und solange wir gebraucht werden” antwortet Max knapp der genau weiß, dass derzeit Taten weit mehr zählen als Worte.

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1 Gedanke zu „“Krieg zieht Leid nach sich”“

  1. Es ist sensationell was Max und seine Mitstreiter leisten. Ich wünsche euch weiterhin ein glückliches Hänschen bei all euren Entscheidungen und kommt alle gesund zurück. Gott schütze euch 🙏

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