Könige des Hügellands

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Sie sind das starke Rückgrat der Kraichgauer Landwirtschaft und das bereits seit unzähligen Jahrzehnten. Auf dem Schleppertreffen in Unteröwisheim gaben sich die alten motorisierten Veteranen ein Stelldichein.

Des Kraichgaus motorisiertes Wahrzeichen ist der Schlepper. Jene knatternde, blaue Rauchwolken hustende, bärenstarke Landmaschine, die unserer Heimat, als eine der großen Kornkammern Deutschlands, zu Ruhm und Wohlstand verholfen hat. Es ist noch gar nicht so lange her, dass auch hierzulande die Felder mit Pferdefuhrwerken, Ochsen oder auch mit menschlicher Muskelkraft bestellt wurden. Erst die technische Revolution auf dem Land hat zum Durchbruch und zur großangelegten landwirtschaftlichen Produktion von Feldfrüchten beigetragen. Unsere Großeltern waren diesbezüglich echte Tüftler und Erfinder. Manche der damaligen mechanischen Hilfsmittel sind so einfach wie genial, erleichtern jedoch Handgriffe, die vorher ein Vielfaches der Zeit gekostet hätten. Sowohl diese Kleinode als auch die Königsdisziplin der bäuerlichen Technik, die Schlepper und Trecker als Herzstück jedes landwirtschaftlichen Betriebs, werden von den Oldtimer- und Schlepperfreunden Kraichtal nicht nur studiert und verwahrt, sondern auch aufbereitet, gepflegt und regelmäßig der Bevölkerung vorgeführt.

Einmal im Jahr stellen die Freunde ein großes Kenner-Treffen auf die Beine, abwechselnd auf ihrer Heimatbasis, dem Rohrbacher Hof zwischen Kraichtal und Bruchsal, im anderen Jahr am Rande von Unteröwisheim, das große Schleppertreffen. Für Letzteres war es am gestrigen Sonntag wieder soweit. Auf der Wiese oberhalb des Sportplatzes versammelten sich bereits ab den frühen Morgenstunden Traktoren, Schlepper und Trecker nicht nur aus dem Kraichgau, sondern auch aus den umliegenden Regionen. Befreundete Vereine, die sich ebenfalls die Bewahrung der Könige der Felder auf die Fahnen geschrieben haben, tuckerten mit entspannten 25 km/h im Verband auf das weitläufige Gelände ein. Die Anfahrt dauerte für sie teilweise mehrere Stunden, doch Schlepper-Freunde sind entspannte Zeitgenossen, ihnen geht es ums Herz und nicht ums Gehetztsein. Für sie ist es das Größte, mit anderen Fans in Kontakt zu kommen, sich auszutauschen und gegenseitige Bewunderung für die herrlichen Landmaschinen auszudrücken. Davon gab es in diesem Jahr in Unteröwisheim wieder eine riesige Bandbreite in allen Farben des Regenbogens: blaue Hanomags, grüne Fendts und Deeres, rote Porsches und Allgaier, schwarze Lanz und Eichers … Dazu reichlich Exoten, zum Beispiel aus der ehemaligen DDR, dem einstigen Ostblock, teilweise sogar Fabrikate aus Übersee. Sie alle parkten Seite an Seite mit weiteren Oldtimern und auf Hochglanz polierten Schätzchen, denn an diesem Sonntag war einfach alles und jeder willkommen, das sagt ja bereits der Name: Oldtimer- und Schlepperfreunde.

Präsentiert wurden die Feldkönige aber nicht nur passiv, sondern auch ganz aktiv. Bei Schauvorführungen, wie zum Beispiel einer Kartoffelernte, demonstriert durch unterschiedliche Techniken, konnten die Besucherinnen und Besucher spannende Einblicke in die Landarbeit längst vergangener Zeiten erhalten. Das Ernten der Grumbeere war ursprünglich reine Handarbeit, ein echter Knochenjob, doch durch das Einfallsreichtum der Menschen auf dem Land wurden nach und nach Techniken entwickelt, wie man die begehrten Feldfrüchte mit reichlich mechanischer Unterstützung ans Tageslicht holen kann. Offenbar mit Erfolg, im Kraichgau findet sich heute zum Beispiel einer der größten Kartoffelproduzenten des Landes.

Das Schleppertreffen in Unteröwisheim ist längst kein Geheimtipp mehr, Freunde der alten Schönheiten lassen sich das Schaulaufen der starken Trecker selten entgehen. So wurde es zur Mittagszeit richtig voll in Unteröwisheim, omnipräsent das schwere und bullige Knattern, wenn wieder ein Neuzugang seinen Weg an den Ortsrand gefunden hat. Auch Kraichtals Bürgermeister Tobias Borho war unter den Gästen, fährt er doch auf dem eigenen Hof in Menzingen selbst hin und wieder seinen alten treuen Hanomag. Für das Foto mit Schlepperfreunde-Vorstand Marco Dennochweiler nahm er als Bürgermeister aber ganz passend auf Marcos feuerrotem Bergmeister Platz. Was muss, das muss.

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2 Gedanken zu „Könige des Hügellands“

  1. Wie gern wär ich da dabei gewesen !
    Bin mit diesen laut-starken Kerlen aufgewachsen.
    Hab mir notiert nächstes Jahr nach dem Termin Ausschau zu halten…und freu mich schon drauf!!

  2. Ich wünsche mir auch die Zeit zurück, gemütlich durchs Dorf tuckern!
    Nicht so wie Grad…da ist so eine Erntemaschine full power durchs Dorf gedonnert…
    Es war einfach gemütlicher, früher…

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