In seiner alten Scheune in Stettfeld hat Darko Pakrac eine Rösterei mit Café erschaffen. Es lohnt sich, beide kennenzulernen.
“Probier den mal“, sagt Darko breit grinsend und stellt eine weiße Porzellantasse mit dem Konterfei eines schwarzen Raben vor mir auf den kleinen Bistrotisch. “Schön stark und kräftig“, ergänzt er und schaut erwartungsvoll zu, wie ich an der tiefschwarzen Flüssigkeit mit der braunen Crema nippe. Jupp, der knallt richtig gut – hat nichts mit der jämmerlichen, dünnen Plörre gemein, die von unserem 0815-Maschinchen allmorgendlich in unserer Redaktion fabriziert wird. Ich verstehe nicht sonderlich viel von Kaffee, bemerke aber durchaus, wenn ich einen guten angeboten bekomme und das, was mir Darko hier an diesem regnerischen Freitag in Stettfeld serviert, schmeckt gut… richtig gut.
Kaffee, das ist Darkos Leidenschaft. 2017 hat der in Güglingen geborene Sohn kroatischer Gastarbeiter einen Röstkurs belegt und brennt seither in seiner Rolle als aufstrebender Barista für den perfekten Kaffee. “In Deutschland gibt es einfach noch keine echte Kaffeekultur in der Breite“, ist er sich sicher und lehnt sich zwinkernd noch etwas weiter aus dem Fenster “In Kroatien gibt es an den Autobahnraststätten besseren Kaffee, als hier teilweise in den Straßencafés”.
Ein Zustand, der für ihn unhaltbar war, weshalb er mit seiner Frau nun den großen Schritt gewagt und sich mit einer eigenen kleinen Kaffeerösterei selbständig gemacht hat. In ihrer liebevoll und aufwendig restaurierten Scheune im alten Stettfelder Ortskern, ist ein Ort entstanden, an dem sich Kaffeeliebhaber aus der ganzen Region wohlfühlen dürften. Herzstück ist natürlich der große Röstofen, aus dem es ständig knistert, rumpelt und intensive Aromen entweichen. Ein paar Treppenstufen weiter oben hat Darko eine kleine Theke errichtet, hinter der eine riesige Kaffeemaschine neben einer ebenso riesigen Kaffeemühle stehen. Ultramodern sieht beides aus, es fällt nicht weiter schwer zu glauben, hier den Gegenwert eines Kleinwagens zu wissen. “Bei der Ausstattung darf man nicht sparen, eine gute Kaffeemühle macht 50% eines guten Kaffees aus” weiß Darko genau, „Du bekommst für 300 Euro natürlich keine gute Kaffeemühle”.
Ich muss ein bisschen schlucken und lasse mir nicht anmerken, dass unsere Kaffeemühle etwa ein Fünftel dieser schon zu niedrig angesetzten 300 Euro gekostet hat. Noch bevor ich die peinliche Frage stellen kann, ob denn eventuell die von George Clooney beworbenen Alu-Hütchen eine Alternative wären, lässt Darko auch diese Illusion platzen und sagt lachend: “ Wer Kapsel-Kaffee kauft, hat die Kontrolle über sein Leben verloren”.
Wenn Darko so etwas sagt, dann glaubt man ihm das auch auf der Stelle. In ihm weiß man sofort einen ehrlichen, fröhlichen und aufrichtigen Gesprächspartner gefunden zu haben. Er hat ein verbindliches, einnehmendes und freundliches Wesen und freut sich sichtlich über meine Gesellschaft. “Ich bin gerne Gastgeber, bin ja auch Kroate” sagt er gut gelaunt und vergisst vor lauter Erzählen, den Auslauf seiner Espressomaschine abzudrehen, so dass die braune Flüssigkeit über den Tassenrand ins Abtropfgitter läuft. “Ich mache mir einen frischen“, sagt er – ganz der Perfektionist, bei Kaffee gibt es für ihn keine Kompromisse.
Noch bis vor kurzem hat der gelernte Werkzeugmacher und Kaufmann ein Fahrdienstunternehmen betrieben, ist quasi nonstop auf Achse gewesen. “Ich habe meine Kinder und meine Frau viel zu wenig gesehen, da wusste ich, das geht so nicht mehr.” erzählt er und stellt fest: “Familie ist wichtiger als alles andere”. Also beschlossen er und seine Frau Sandra, die als Zahnärztin eine Praxis in Huttenheim betreibt, eine stattliche Investitionen in die marode alte Scheune. Durch viel Geschick und handwerklichem Einsatz wurde so daraus: “Dark Coffee – The Coffeeneering Barn”. Auf eine selbst erklärende Erläuterung des Namensspiels mit “Dark” verzichten wir hier jetzt aus offensichtlichen Gründen ;-)
Drei verschiedene Kaffees stellt Darko in Stettfeld her. Aus den über einen Freund in Wien importierten Bohnen aus Costa Rica und Indien wird der “Symphony”, der “Rock n´Roll” und der “Hard n´ Heavy”… die Musikliebhaber-Varianten von Sanft, Medium und Stark. Nicht nur der Verkauf der drei Sorten stehen in seiner Scheune auf dem Programm, sondern auch die Verkostung direkt vor Ort. Jeder, der Lust hat, kann hier ausgiebig einen, zwei oder auch 30 Kaffee trinken und dabei das wirklich schöne Ambiente der umgestalteten Scheune genießen. Perspektivisch will Darko hier auch mit anderen regionalen Erzeugern zusammenarbeiten, hat so zum Beispiel bereits Wein des Jungwinzers Adrian Zimmerer aus Odenheim im Programm. Außerdem will er seine Scheune auch als Eventlocation anbieten, das Publikum muss dabei aber passen, schließlich ist der ebenfalls schön gestaltete Innenhof auch gleichzeitig ein Teil seiner privaten Räumlichkeiten.
Wie er es schafft, so ein entspannter Mensch zu bleiben, möchte ich zum Schluss noch von ihm wissen und die Antwort kommt unumwunden: “Ich führe eine glückliche Ehe.“ Abends hören er und seine Sandra gemeinsamen eine Folge “Die drei Fragezeichen” auf Kassette und morgens bringt er ihr – egal wie lang und stressig der Tag auch werden wird, immer eine frische Tasse Kaffee ans Bett. Ich gestehe frei, da kann ich nicht mithalten.
Kurzum, beides muss man einmal erlebt haben: Darko und seinen Kaffee. Immer mittwochs und freitags zwischen 10 Uhr und 16 Uhr.
Tja, gourmettechnisch liegt eben noch im Argen . Bei vielen meiner Landsleuten geht eben immer noch Quantität vor Qualität. Deshalb danke für den Hinweis. Und so sollte es sein, dem Herzblatt ganz einfach das Frühstück ans Bett servieren.