Invasion der Sonnenanbeter

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Mehrere tausend Menschen besuchen an heißen Tagen den Hardtsee – Eine große Herausforderung für das Team des Freizeitzentrums.

Regen klopft an die Scheiben von Christopher Baders Büro. Draußen vor dem Fenster zupft der lebhafte Wind an der gelb-roten Flagge am Strand des Hardtsee, die allen Badegästen signalisiert: Der Strand wird überwacht, Rettungsschwimmer sind im Einsatz. Na ja, allzu viele werden sich bei diesem Wetter vermutlich nicht ins Wasser begeben, dafür ist das Wetter an diesem Julitag doch etwas zu ungemütlich. Das ist einerseits schade, lebt doch das Freizeitzentrum Hardtsee von gutem Sommerwetter und seinen Badegästen, andererseits bietet ein solcher Tag auch die Gelegenheit, liegengebliebene Arbeit zu erledigen, für die oft neben dem Trubel kaum Zeit bleibt.

Was gute Tage für den Hardtsee bedeuten, weiß Christopher Bader ganz genau zu umreißen. Mehrere tausend Menschen strömen dann auf das weitläufige Gelände, um hier einen Tag an der Ubstadt-Weiherer Riviera zu verbringen. An heißen Tagen, vor allem am Wochenende, können das schnell 5000 und mehr werden – eine echte Herausforderung für das Team des Freizeitzentrums. Noch bevor sich die Türen öffnen, muss der Strand auf Vordermann gebracht werden. Müll, Abfälle und weitere menschliche Hinterlassenschaften müssen genauso beseitigt werden, wie jene der tierischen Strandgäste, allen voran Kanada- und Nilgänse. An die invasiven Tierarten hat man sich hier zwar schon gewöhnt, doch niemand möchte gerne sein Handtuch direkt neben ihren Häufchen aufschlagen, daher gilt es an jedem Tag, die weitläufige Strandpromenade davon zu befreien. Eine echte Sisyphos-Aufgabe, denn an die eigentlich zur Abwehr eingesetzten Wildvogel-Attrappen, die im Wind über dem Strand tanzen, haben sich die Tiere längst gewöhnt.

Wenn um 10 Uhr das Kassenhäuschen öffnet, stehen die ersten Badegäste bereits Schlange. Viele von ihnen bezahlen ihre Eintrittskarten noch traditionell mit Bargeld, das eigentlich von der Gemeinde favorisierte Online-Ticketsystem hat es in der Gunst der Kundschaft nach wie vor schwer. Ein Umstand, mit dem nicht nur das Freizeitzentrum zu kämpfen hat, auch bei den Kollegen vom Forster Heidesee steht zwischenzeitlich die Bargeldkasse wieder hoch im Kurs. Dabei wurden die meisten Kinderkrankheiten mittlerweile ausgemerzt, so gut wie alle gängigen Zahlungsmittel stehen zur Verfügung und auch spontan und Last Minute können noch Tickets über den Webshop bezogen werden. Dass das Angebot noch nicht wirklich verfängt, liegt vielleicht auch daran, dass viele ihr Smartphone nicht mit an den See nehmen möchten, vermutet Christopher Bader. Ein teures Gerät am Strand zu deponieren, während man im Wasser planscht, ist auch nachvollziehbar keine gute Idee. Nicht zuletzt steht die ständige Erreichbarkeit einem erholsamen Tag am Meer sicher manchen im Wege.

Erholung, genau darum geht es. Der Hardtsee bietet Zerstreuung und Entspannung für Groß und Klein. Es gibt einen Kinderspielbereich für die Kleinsten im seichten Wasser, Badeinseln, Volleyballfelder für den Mannschaftssport, einen Spielplatz, eine Strandbar, ein Restaurant, einen Imbiss, Picknicktische und noch dies und auch noch das. Der Hartsee ist schon lange mehr als nur irgendein Baggersee von vielen. Kein Wunder, dass besonders in den Ferien und am Wochenende so viele Sonnenhungrige dorthin pilgern. Wobei der Höhepunkt der Saison übrigens bereits Ende Juni / Anfang Juli erreicht wird, was laut Christopher Bader auch mit dem Sonnenstand und den sehr langen Tagen zusammenhängen mag.

Wenn mehrere tausend Menschen ihren Tag am See verbringen, wird diese schiere Menge zur echten Herausforderung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der absolute Großteil der Gäste verhält sich dabei friedlich und korrekt, doch ein paar faule Äpfel finden sich natürlich auch hier. Insbesondere bei den Jüngeren gibt es immer wieder ein paar, die glauben, aus der Reihe tanzen zu müssen und sich mit respektlosem Verhalten gegenüber anderen Gästen oder auch den Mitarbeitern hervorzutun. Deeskalieren und den Druck aus der Situation nehmen, das ist unsere Herangehensweise in solchen Fällen, berichtet Christopher Bader gelassen.. wenn alle Stricke reißen, muss dann eben auch ab und an die Polizei kommen. Das passiert aber Gott sei Dank äußerst selten, speziell seit die kostenlosen Badestunden ab 19 Uhr weggefallen sind, habe sich das Publikum am Abend deutlich zum besseren entwickelt, weiß der Leiter der Hardtsee-Crew. Wo früher teilweise noch die Security einschreiten musste, um zum Beispiel wildes Grillen oder exzessivem Alkoholkonsum entgegenzutreten, bleibt es heute vornehmlich ruhig am Hardtsee.

Seine Beliebtheit hat der See auch durch das neue Ticketsystem und die veränderten Zeiten in keiner Weise eingebüßt, als Naherholungsziel rangiert der Hardtsee bei den Menschen in der Region immer noch auf den oberen Rängen. Angelegt vor etwa 100 Jahren als künstlicher Baggersee, dessen Pegel über das Jahr übrigens um ein bis zwei Meter variiert, zieht er seither immer mehr Gäste an, die entlang des langen Strandes und im stets tadellosen Wasser die Hitze des Sommers abzuschütteln versuchen. Auf dem Gelände kann es dabei an schönen Tagen vor Emsigkeit geradezu flimmern. Zu den mehreren tausend Badegästen kommen schließlich noch mehrere hundert Camper, die ihrerseits den Feierabend, das Wochenende oder gleich die ganzen Ferien in ihren Zelten oder Wohnwagen verbringen. Damit sie alle auf ihre Kosten kommen, muss das technische Rückgrat des Freizeitzentrums jederzeit stabil und belastbar sein. Die vielen Sanitäranlagen müssen funktionieren und sauber gehalten werden, Versorgungseinrichtungen brauchen Instandhaltung und Wartung, das Restaurant, der Kiosk und die Strandbar wollen beliefert werden und und und.

Nicht zuletzt wird der Hartsee auch von Vereinen wie den Seglern oder den Tauchern genutzt, zudem ist die DLRG in der Saison mit einem Großaufgebot vertreten, um an Badetagen für die Sicherheit zu sorgen. In all dem Getümmel bewegt sich Christopher Baders Team wie Fische im Wasser. Irgendwo ist immer der kleine Golfwagen zu sehen, mit dem die Crew schnell von A nach B kommen kann… denn zu tun gibt es immer etwas. Für Ordnung am Strand sorgen, Mülleimer leeren, Ansprechpartner für die Gäste sein, Verbrauchsmaterialien auffüllen und so weiter und so fort. Da kommen ebenso notwendige wie ungeliebte Bürotätigkeiten hin und wieder zu kurz, doch genau dafür gibt es ja auch Regentage wie den heutigen. Ob er gerne am Schreibtisch arbeitet, möchten wir von Christopher Bader wissen? Gehört dazu, sagt er, grinst und ergänzt: „Aber ich wäre jetzt viel lieber draußen.”

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3 Gedanken zu „Invasion der Sonnenanbeter“

  1. Man kann von der Schwabeninvasion reden ! Ticket vorab buchen und ein schöne Datensammlung ! Abends wird der Einheimische auch noch abkassiert , bei teurem Flaschenbier 🤥😇😜👍 . Da trabt der Esel doch lieber in die Nachbarschaft nach Langenbrigge 🥴

  2. Wir sind vor zwei Jahren nach Ubstadt gezogen und haben den See sehr ins Herz geschlossen. Das Wasser ist wunderbar, beim Schnorchlen sieht man allerlei Fische und die Angebote vor Ort sind solide und gut erhalten.
    Letztens waren leider fast alle Sanitäranlagen ausgefallen, das hat mich ein wenig überrascht – aber ansonsten fühlt man sich am Hardtsee sehr wohl. Die Jahrskarte lohnt sich für uns auf jeden Fall.

    ABER: ich würde so gern morgens in der Früh Schwimmen gehen, vielleicht zwischen 6 und 7 Uhr – aber der See macht erst um 10 auf, das muss ich immer wieder schweren Herzens hinnehmen :/

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