Bürgerinformationsveranstaltung zur Freiflächen-Photovoltaikanlage in Unteröwisheim stößt auf großes Interesse
Im Kraichtaler Stadtteil Unteröwisheim entsteht auf 1,5 ha Grundfläche ein neuer Bürger.Solarpark. Mit diesem sollen die Menschen in Kraichtal nicht nur selbstgemachte Energie ernten, sondern bestenfalls auch gleich etwas Geld verdienen können.
Knapp 200 Menschen an einem Mittwochabend in der Aula einer Grundschule, was könnte es wohl damit auf sich haben? Die Antworte lieferten die Kleinsten mit zwei Orchesterstücken, deren Text man augenzwinkernd schon fast satirisch einordnen könnte: So spielte die Bielsche Kraichtaler Bläserklasse thematisch passende Eigenkompositionen wie „Strom bitte jeden Tag“ und „Kraichtal kriegt nen Park“. Mit Letzterem meinten die jungen Musikanten den so genannten Bürger.Solarpark Kraichtal, einem Energiewende-Projekt der Stadt, gemeinsam umgesetzt mit der Bürgerenergiegenossenschaft Kraichgau.
Thema des Abends war die geplante Errichtung dieser 1,5 Hektar großen Freiflächen-Photovoltaikanlage auf dem benachbarten ehemaligen Sportplatz sowie einiger umliegender Areale in Unteröwisheim. Dieses Projekt markiert einen bedeutenden Schritt für die lokale Energiewende in Kraichtal. Bürgermeister Tobias Borho begrüßte das gemeinsame Vorhaben der Stadt Kraichtal und der BürgerEnergieGenossenschaft mit den Worten: „Wir möchten, dass die Wertschöpfung aus der Region in der Region bleibt“. Doch wie soll das Ganze funktionieren, schauen wir es uns gemeinsam an:
Was ist geplant?
Der Bürger.Solarpark Kraichtal soll ab 2025 auf einer Fläche von 1,6 Hektar rund 3,5 GWh Strom produzieren, was etwa 35 % des aktuellen Stromverbrauchs von Unteröwisheim entspricht. Das Besondere an dieser Form der Energieerzeugung: Sie ist nicht nur CO2 neutral, sondern in dieser speziellen Art der Ausführung auch noch förderlich für Artenvielfalt und die Erhaltung beziehungsweise sogar die Schaffung neuer Lebensräume für Tiere, Pflanzen und Insekten.
Die Pläne sehen vor, zwischen und unter den Solarmodulen Platz für Schaf- und Bienenweiden zu schaffen, wodurch eine nachhaltige und umweltfreundliche Nutzung der Fläche gewährleistet wird. Ein umlaufender Sichtschutz aus heimischen Hecken und Sträuchern soll die Anlage bestmöglichst in die Landschaft integrieren. Besondere Sorgfalt wird dabei auf den Boden gelegt: Die Solarmodule werden nicht in Fundamenten verankert, sondern lediglich gerammt, um die Bodenstruktur möglichst wenig zu beeinträchtigen und neue Lebensräume für viele Lebewesen zu schaffen.
Hinter dem Projekt: Die BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau
Die Realisierung des Bürger.Solarparks Kraichtal liegt in den Händen der BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau (BEG Kraichgau), einer Gemeinschaft von über 700 engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Die Genossenschaft wurde 2010 in Sinsheim-Adersbach gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, erneuerbare Energieprojekte in der Region zu planen, zu finanzieren und zu betreiben.
Mit einem Kapital von über zwei Millionen Euro, das durch die Mitgliederanteile aufgebracht wurde, konnten bereits zahlreiche Projekte umgesetzt werden. Die Vision einer dezentralen und zu 100% auf regenerativen Energien basierenden Energiezukunft rückt somit immer näher. Der Solarpark Kraichtal ist mit seinen 1,5 ha Fläche übrigens ein vergleichsweise kleines Projekt, aktuell entsteht nur 20 Kilometer weiter in Eppingen eine ähnliche Anlage, allerdings mit beeindruckenden 45 Hektar.
So können Sie dabei sein (wenn sie wollen)
Die BEG Kraichgau bietet allen Interessierten die Möglichkeit, an der Energiewende mitzuwirken und teilzuhaben – sogar ganz konkret in finanzieller Hinsicht. Die Mitgliedschaft kann unkompliziert beantragt werden, und jedes Mitglied wird somit Miteigentümer der Genossenschaft. Unabhängig von der Anzahl der Anteile hat jedes Mitglied eine Stimme in der Generalversammlung, in der gemeinsam und demokratisch wichtige Entscheidungen getroffen werden, wie z.B. die Höhe der jährlich ausgeschütteten Dividende. Um eine breite Beteiligung zu ermöglichen, beträgt der Wert eines Genossenschaftsanteils lediglich 100 Euro.
Diese Form der Anlage ist sicher nicht der ultimative Masterplan zur Erlangung von schnellem und großem Reichtum, aber immerhin eine Möglichkeit, die eigenen Mittel umweltverträglich und zukunftsorientiert einzusetzen. Die Dividende sei nicht wahnsinnig hoch aber solide, beschreibt Florian Oes von der BEG den Erwartungshorizont. Eine weitere Form der Beteiligung wären die so genannten Nachrangdarlehen, mit denen man quasi zum Kreditgeber der BEG würde und damit entsprechende Zinsen erzielen könnte. Allerdings wäre ein solches Darlehen im Falle einer Insolvenz der BEG hypothetisch risikobehaftet, die Rückzahlung würde dann erst nach der Begleichung aller vorrangigen Verbindlichkeiten erfolgen.
Ob eine solche Form der Investitionen für Sie unter Umständen attraktiv oder lohnend sein könnte, liegt selbstverständlich ganz bei Ihnen, Ratschläge können an dieser Stelle nicht erteilt werden. Die BEG hat jedoch alle Eckdaten zum geplanten Bürger.Solarpark.Kraichtal auf ihrer Webseite ausgearbeitet, hier gibt es entsprechend auch weitere Informationen zu den verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten.
Linkt zum externen Portal der BEG:
Eine tolle Sache- um die Energiewende in der Region zu fördern und Energie in Bürgerhand zu produzieren.