Gondelsheim beißt vor dem sauren Apfel in die bittere Pille

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Keine rosigen Aussichten: Vor der Ortsteilung läuft nun wochenlang eine halbe Bundesstraße durch das Dorf

Wie die Gondelsheimer gemeinsam das Beste aus einer vertrackten Situation machen

Seit knapp zwei Wochen kaut Gondelsheim nun auf jenem sauren Apfel herum, den es selbst wählen musste – die Alternative dazu wäre nämlich absolut ungeniessbar gewesen. Damit die leidige Baustelle auf der parallel zum Dorf verlaufenden Bundesstraße 35 schneller abgeschlossen werden kann, wird derzeit eine Verkehrsrichtung komplett durch die Gondelsheimer Hauptstraße geleitet. Hätten sich Gemeinde und Landratsamt nicht zähneknirschend für diese Maßnahme entschieden, hätte ein rechtzeitiger Abschluss der Bauarbeiten auf der B35 vor dem Tag Null auf der Bahnstrecke Stuttgart-Mannheim nicht mehr gewährleistet werden können. Hier beginnt im Frühjahr 2020 die Generalsanierung, welche nicht ohne eine Vollsperrung der eng frequentierten Schnellbahntrasse vonstatten gehen kann. Weil der Zugverkehr in den veranschlagten sechs Monaten über die Bahnstrecke Bruchsal-Bretten umgeleitet werden muss, werden die Bahnübergänge in diesem Zeitraum vollständig geschlossen bleiben, darunter auch jener in Gondelsheim. Diese Schließung wird einen massiven Umleitungsverkehr über die B35 mit sich bringen, nicht auszudenken was passieren würde, wäre die Baustelle dort bis dahin noch nicht abgeschlossen. Aus diesem Grund blieb den Gondelsheimern gar keine andere Wahl als hinnehmen zu müssen, dass sich derzeit eine endlose Blechlawine inklusive Schwerlastverkehr durch die ansonsten eher ruhige Ortsdurchfahrt ihres Dorfes wälzt.

Damit die Belastungen und die Auswirkungen auf die Menschen in dieser schwierigen Zeit so gering wie möglich gehalten werden können, ziehen in Gondelsheim derzeit alle an einem Strang. Im Rathaus überwacht man die Bauarbeiten auf der B35 mit Argusaugen und in engem Schulterschluss mit dem Landratsamt ebenso den Verkehrsfluss durch Gondelsheim. Für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger sind derzeit drei Ampeln entlang der Bruchsaler Straße im Einsatz und der Gemeindevollzugsbeamte wird während morgens die Schülerströme unterwegs sind, von engagierten Müttern ehrenamtlich unterstützt.

Um den Gondelsheim passierenden Verkehr von der B35 zu zügeln und zu kontrollieren, setzt die Verwaltung auf eine Doppelstrategie. So hat Bürgermeister Markus Rupp eine Reihe von Plakaten drucken lassen, die die Verkehrsteilnehmer mit klaren und direkten Worten zu mehr Achtung und Rücksicht aufrufen. Gemäß dem Motto “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser”, sind in der Kraichgau Gemeinde aber auch jeden Tag mobile Geschwindigkeitsmessanlagen im Einsatz. Sowohl mobile als auch halbstationäre Blitzer überwachen damit regelmäßig die Geschwindigkeit von Autos und Lastwagen.

Ein Problem dass sich nicht ohne weiteres lösen lässt, ist der Übergang von der Bruchsaler Straße in die Brettener Straße, die gemeinsam eine Art Parallele zur B35 bilden. Momentan ist die Bruchsaler Straße gegenüber der Brettener Straße vorfahrtsberechtigt, was hier in den zwischenzeitlich fast ganztägigen Stoßzeiten häufig zu Problemen führt. Die Gemeinde ist sich dieses Nadelöhrs durchaus bewusst, will aber an der bestehenden Vorfahrtsregelung festhalten. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Würden sich hier die Verhältnisse ändern, wäre ein enormer Rückstau am Bahnübergang während den Schließzeiten zu erwarten, der schnell den Verkehr sowohl in der Bruchsaler als auch in der Brettener Straße zum Erliegen bringen würde.

Die Baustelle auf der B35

Einigermaßen gute Nachrichten kommen indes von der Baustelle auf der B35 selbst. Diese scheint gut voranzukommen, so dass die Maßnahmen aller Voraussicht nach rechtzeitig abgeschlossen werden können. Zurück bleiben wochenlang über Gebühr beanspruchte Kreisstraßen durch Gondelsheim. Diese sollten ursprünglich 2020 mit einer neuen Fahrbahndecke ausgestattet werden, weil dies aber parallel zur Sperrung des Bahnüberganges erfolgt wäre, wurden die Maßnahmen auf 2021 vertagt. Alles andere wäre Harakiri gewesen, so die pragmatische Erläuterung von Bürgermeister Markus Rupp.

So bleibt den Gondelsheimern nichts anderes übrig als noch einige Zeit lang auf diesem sauren Apfel herum zu kauen. Betrachtet man mit offenen Augen jene Umstände die auf die Menschen im Dorf zukommen werden, wenn der Bahnübergang sechs Monate lang gesperrt ist, wird Ihnen dieser saure Apfel im Vergleich wahrscheinlich süß und saftig erscheinen.

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