Gärtnermeister Ulrich Hartmann aus Stettfeld musste wegen des Lockdowns bereits tausende quicklebendige Pflanzen entsorgen, bald könnten es Millionen werden
Ein kalter Februartag, irgendwo in den unendlichen Weiten des Stettfelder Flachlandes. Bis zum Horizont erstrecken sich hier dutzende Gewächshäuser, voller Primeln, Tulpen, Alpenveilchen, Hyazinthen und unzähliger weitere Frühlingspflanzen mehr. Herr dieses bunten Meeres, ist der gebürtige Seckenheimer und Wahl-Ubstadt-Weiherer Ulrich Hartmann, dessen breiter und unverkennbarer Dialekt, ihn schon aus mehreren Kilometern Entfernung als waschechten Kurpfälzer ausweist. Ulrich Hartmann ist üblicherweise kein Kind von Traurigkeit. “Mich muss es schon arg schüttle, dass ich rumjammer”, gibt der erfahrene Gärtnermeister zu Protokoll. Schütteln tut es Ihn dennoch, denn in den letzten Wochen war er gezwungen etwas zu tun, das kein Gärtnermeister tun sollte oder möchte. Weil wegen des Lockdowns derzeit die Abnehmer für seine Blumen fehlen, musste er abertausende Pflanzen entsorgen und auf den Kompost werfen. Gepflanzt, gehegt, gepflegt und weggeworfen – viele seiner Angestellten verweigerten die Entsorgung der frischen und quicklebendigen Blumen vehement. Wer könnte es ihnen verdenken? Das Werk der eigenen Hände nach dessen Vollendung von selbigen wieder getilgt…das ist bitter.
Richtig bitter wird es aber erst in den kommenden Wochen, falls der Lockdown für die Blumenhändler aufrecht erhalten werden sollte. Dann werden nicht nur tausende von frischen Blumen auf den Müll wandern, sondern gleich Millionen von ihnen. Eine Großgärtnerei wie die von Ulrich Hartmann kann nur funktionieren, wenn die gesamte Produktion straff durchgetaktet ist. Wenn im einen Gewächshaus frische Setzlinge gepflanzt werden, müssen ein Gewächshaus weiter die ausgewachsenen Blumen die Gärtnerei verlassen, sonst entsteht ein Stau der nicht mehr aufgelöst werden kann. “Ich kann meinen Betrieb nicht einfach anhalten” erklärt Ulrich Hartmann und verweist auf die bereits vor über einem Jahr geschlossenen Lieferverträge für die Blumen und Setzlinge. Als er marktüblich die Bestellungen für die Jungpflanzen des Frühjahres 2021 abschloss, war Corona schließlich nur eine Randnotiz aus China, mehr nicht. Nun sitzt Ulrich Hartmann auf einer gigantischen Menge verkaufsfertiger Pflanzen, für die es derzeit schlicht keine Abnehmer gibt. Über 2,5 Millionen Topfpflanzen produziert seine Gärtnerei Jahr für Jahr – weil viele Blumenläden, Gartencenter und Verbrauchermärkte aber derzeit geschlossen haben, gibt es derzeit kaum einen nennenswerten Markt.
Nur wenige Kilometer weiter, am Ortsrand von Ubstadt, sitzt Marcus Beyerle in seinem geschlossenen Gartencenter und staunt über über die nicht nur aus seiner Sicht aberwitzigen Auswirkungen der derzeit gültigen Corona-Verordnung. Während nebenan im Discounter die Menschen dicht an dicht einkaufen können – unter anderem auch frische Schnittblumen – muss sein Familienbetrieb weiterhin geschlossen bleiben. Dass sein Gartenmarkt über 800 Quadratmeter Grundfläche und ein, durch die enorme Deckenhöhe riesiges Luftvolumen, dass jenes eines normalen Einkaufsmarktes bei weitem übersteigt verfügt, scheint niemanden wirklich zu interessieren. “Ich kann sogar das komplette Dach öffnen, dann wäre es wie Einkaufen im Freien” gibt der Gärtnermeister zu bedenken und dennoch strömen die Menschen gerade zuhauf in die großen Einkaufscenter, die ihr komplettes Sortiment nahezu ohne Einschränkungen verkaufen dürfen. Dass frische Blumen direkt aus der Region, wie z.b. jene von Ulrich Hartmann weggeworfen werden müssen und im selben Atemzug billige Ware von JWD in den Großmärkten über das Kassenband wandern darf, kann Marcus Beyerle schlicht nicht nachvollziehen. Besonders die kommenden Wochen, die für eine Gärtnerei absolut kriegsentscheidend für das gesamte Geschäftsjahr sind, besorgen ihn sehr. “Die Leute wollen bei den schönen Temperaturen wieder raus, wollen Ihren Garten bestellen” weiß Marcus Beyerle genau und gibt zu bedenken: “Wenn Sie jetzt Ihre Pflanzen nirgends einkaufen können, wem ist damit geholfen?”
Ein Hoffnungsschimmer für die Gärtnereien und Blumenhändler kommt nun von höchster Stelle. So sprach sich Guido Wolf, Justizminister in Baden-Württemberg, für die Öffnung von Blumenläden und Gartencenter ab dem 1. März aus, berichtet die Schwäbische Zeitung Ende der vergangenen Woche. Dafür spricht sich auch der CDU-Landtagsabgeordnete Ulli Hockenberger aus und mahnt bei einem Vororttermin in Ubstadt-Weiher an, sich bei der politischen Abwägung des Lockdowns nicht nur sklavisch an Inzidenzen zu orientieren. Eingedenk der Tatsache, dass das Land bereits dreimal vom Verwaltungsgerichtshof eine Klatsche für einzelne, erlassene Maßnahmen im Zuge der Corona Verordnungen erhalten habe, plädiert er für ein sorgfältigeres Abwägen und der Wahrung von Verhältnismäßigkeiten.
In der Tat könnte das Land Baden-Württemberg schon in Kürze möglicherweise eine weitere, juristische Niederlage einstecken müssen. Unterstützt vom Fachverband Deutscher Floristen Baden-Württemberg, ist derzeit eine Klage zweier Floristinnen aus Obersulm am Verwaltungsgerichtshof in Mannheim anhängig. Während der Ausgang des Verfahrens noch offen ist, tickt für Millionen von Pflanzen überall im Lande die Uhr.
Für mich und viele Bürger unverständlich! Lidl wirbt an Valentin mit Floristen Sträußen, Aldi , Globus und Einzelhändler dürfen alles verkaufen ! Während die Einzelhändler ( Mittelstand) geschlossen bleiben müssen!
Ganze Familien mit Kinder , die sich in Globus, Aldi , Lidl usw. mit Blumen, Spielwaren, Kleidern , Schuhen, Elektronik Artikel , Schmuck usw. eindecken ! Familienausflüge!! Für mich unverständlich!!
Kann mir jemand mit gesundem Menschenverstand erklären warum es so ist ???
Nein