Erst Stäbchen rein und dann Glühwein

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In Bruchsal hat der einzige Weihnachtsmarkt im Kraichgau eröffnet, wer ihn besuchen will muss allerdings erstmal liefern

Zum Schluss fielen die Weihnachtsmärkte im ganzen Hügelland wie die Dominosteine. Eine Kommune nach der anderen sagte die vorweihnachtliche Sause schlussendlich ab, nachdem die Infektionszahlen und die täglichen Inzidenzen sich in bisher nie dagewesene Größenbereiche entwickelten. Heute morgen waren es übrigens fast 67.000 bestätigte Infektionen, vermutlich sind es durch die teilweise kaum noch vorhandenen Meldeketten bedeutend mehr, die Inzidenz hat die 400er Marke geknackt. In einigen Rathäusern, in denen man die gezogene Reißleine des eigenen Weihnachtsmarktes noch in klammen Händen hält, dürfte man sich durch diese Entwicklungen in der eigenen Entscheidung bestärkt fühlen.

Bruchsal gibt diesbezüglich in diesem Jahr das gallische Dorf, zieht den eigenen Weihnachtsmarkt als teil der Eventreihe “Weihnachtsstadt Bruchsal” durch. Dezentral sollten die Buden arrangiert werden um das ansonsten so dichte Treiben ein Stück weit zu entzerren. Das Setting auf dem Otto-Oppenheimer-Platz bzw dem Kübelmarkt erinnert dann aber doch schon an den klassischen Bruchsaler Weihnachtsmarkt, in dessen Mitte wie eh und je die markante Glühweinpyramide. Zwischen den überdachten Stehtisch-Klustern gibt es etwas mehr Luft als gehabt, ansonsten ist er aber durchaus zu erkennen – der gute, alte Brusler Markt.

Was aber so gar nicht an die gute alte Zeit erinnern will, sind die strengen Auflagen, um den Markt überhaupt erst betreten zu können. Wohl dem, der am Montagabend schon einmal vorab darüber spazieren konnte, als vor der offiziellen Eröffnung die Schutzmaßnahmen offensichtlich noch nicht griffen. Es war vermutlich die einzige Chance im Weihnachtszauber 2021 an eine heiße Tasse ohne große Formalitäten zu kommen.

Mit der offiziellen Eröffnung des Marktes samt Ansprache der Oberbürgermeisterin und Posaunenchor, kam zeitgleich auch das Update der Corona-Verordnungen aus Stuttgart hereingeschneit. Vorgestellt wurde die frischgebackene Alarmstufe Nummer 2, deren Kriterien für Ihr Inkrafttreten bereits mit ihrer Erscheinung erfüllt waren. Vom heutigen Mittwoch an ist ein Besuch der Buden mit flüssiger und fester Verpflegung ausschließlich für geimpfte und genesene Besucher möglich, die zudem einen aktuellen, negativen Antigen- oder PCR-Test nachweisen müssen.

Ein unbeschwerter Weihnachtsmarkt sieht freilich anders aus, doch ebenso wenig unbeschwert war auch die Entscheidung über dessen Durchführung. “Eine Absage bringt doch nichts” sagte Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick bei einem Interview mit Hügelhelden.de einige Tage vor der Markteröffnung und sprach über die schwierige Zwickmühle, in der sie sich befindet: “Wir müssen das Leben ermöglichen und wir müssen Schutz generieren”. Und hinsichtlich der 2G-Regelung: “Wir müssen ein Signal für Geimpfte setzen”.

Nach wie vor sind es ausschließlich Geimpfte und Genesene die den Markt in vollen Zügen genießen können, jedoch ist dieser Genuß durch das Plus hinter dem doppelten G nun eben an die Bedingung eines vorherigen Tests gekoppelt. Die nächsten Tage werden nun zeigen ob die Menschen bereit sind sich für eine Tasse Glühwein oder eine Bratwurst vorher wieder das mehr oder minder überwunden geglaubte Wattestäbchen in die Nase schieben zu lassen. Lohnen würde es sich allemal, schließlich ist Bruchsal die letzte weihnachtliche Hochburg im Kraichgau, während überall sonst im Hügelland die bunten Lichter verloschen, bevor sie überhaupt die Chance hatten zu erstrahlen.

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