Eisenhart durchs Hügelland

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Bei bestem Wetter gaben die TriathletInnen beim Ironman im Kraichgau alles

Der deutsche Saisonstart und das alljährliche Hochfahren der Ironman-Maschinerie sind geglückt. Das Hügelland oder “das Ländle“, wie man auf der vorangegangenen Pressekonferenz die Region etwas unglücklich titulierte, hat sich einmal mehr als perfekter Gastgeber für das triathletische Spektakel erwiesen. Damit ein solches gelingt, braucht es unglaublich viele helfende Hände. Hände, die von den städtischen Bauhöfen, den unterschiedlichsten Vereinen aus vielen verschiedenen Städten und Dörfern ausgestreckt wurden. Hände, die die vielen Absperrungen für die sichere Passage der Athletinnen und Athleten aufstellten und überwachten, Hände die kühlende Getränke reichten, Hände die kleine und große Wehwehchen versorgten, die das Vorankommen der Sportler, vom Start im Hardtsee bis zur Ziellinie in Bad Schönborn behüteten. Es sind die vielen Menschen im Hintergrund, die im Schatten der sportlichen Erfolge selbige überhaupt ermöglichen, denen im großen Stile Dank gebührt.

Die Creme de la Creme des Triathlon in Bad Schönborn bei der Pressekonferenz im Vorfeld des Ironman – Bild: Stephan Gilliar

Auch wenn nicht wenige Menschen die Einschränkungen, die mit dem XXL-Spektakel im ganzen Hügelland einhergehen, wenig zu schätzen wissen, ist doch der Ironman schon längst eines der ganz großen Aushängeschilder für den Kraichgau. Ein Wochenende lang steht die Region im Mittelpunkt des sportlichen Interesses. “Wir empfangen Gäste aus der ganzen Welt, für uns als kleine Gemeinde ist das etwas ganz Großartiges” freut sich Bad Schönborns Bürgermeister Klaus-Detlev Huge, selbst begeisterter Sportler, über die hochkarätige Veranstaltung, die in seiner Gemeinde traditionell den Abschluss findet.

Der in der Öffentlichkeit immer wieder angezweifelte Nutzen der Veranstaltung für den Kraichgau steht indes für Bürgermeister Tony Löffler völlig außer Frage. Gerade für Vereine sei die Großveranstaltungen ein Segen, spült sie doch dringend notwendiges Geld in die Vereinskassen. Zudem fließen noch zusätzliche Zuwendungen für die Unterstützung von Sport und Vereinsarbeit, die sich durchaus in einem ansehnlichen Rahmen bewegen. Die Liste der Pros ist für die beteiligten Gemeinden definitiv länger als die Liste der Contras. Im Wesentlichen sind es die Bauhöfe, deren Manpower und Einsatzkraft im Vorfeld benötigt wird. Nicht zuletzt bringt die Strahlkraft der illustren Veranstaltung auch ein gewisses Renommee mit sich, die die ländliche Region Kraichgau weit über ihre Grenzen hinaus zumindest bekannter machen kann.

Das große Finale, das Dorf der Sieger und das unter Jubel durchstoßene, rote Band, lenken zwar in erster Linie alle Augen auf Bad Schönborn, doch nicht nur die Kurgemeinde ist involviert, sondern auch andere Kommunen im Hügelland. An vorderster Stelle wäre Ubstadt-Weiher zu nennen, das mit dem Hardtsee eine der großen Arenen für den Triathlon stellt. Hier schoben sich die Eisenmänner und Eisenfrauen am Sonntagmorgen im sogenannten “Rolling Start” – Verfahren vom Uferbereich aus in schäumender Gischt in die Fluten. 1,9 Kilometer lang ist die Strecke um mehrere Bojen herum, bis zum Ausstieg unter dem Jubel der Zuschauer. Danach sprinten die AthletInnen in die Wechselzone, um sich mit dem Fahrrad auf die 90 Kilometer umfassende Etappe durch den ganzen Kraichgau zu begeben. Die Fahrt führt sie dabei durch Bad Schönborn, Östringen, Kraichtal, Bretten und wieder zurück nach Bad Schönborn. Unterwegs erleben Sie, wie der Slogan des Kraichgau-Stromberg Tourismus “Spürst du es auch?” hinsichtlich der 1000 Hügel zu deuten ist.

Insbesondere der Aufstieg in der Gochsheimer Altstadt zum Schloss hinauf gilt unter den Teilnehmern als wirklich harter Brocken, der die Waden laut schreien lässt. Nicht weniger anspruchsvoll sind die Fahrten hinauf auf den Schindelberg zwischen Tiefenbach und Östringen, sowie die Etappe bei Eichelberg. In jedem Fall konnten sich die TriathletInnen auch in diesem Jahr felsenfest auf die Unterstützung des Publikums verlassen. Besonders an den Hotspots in Gochsheim und Menzingen wurde frenetisch gejubelt und auf diese Art und Weise vielleicht etwas Energie übertragen.

An allen Hotspots wurden auch dieses Mal wieder Hälse gereckt, wann die Stars des Ironman endlich am Horizont auftauchen werden. Erleichtert wurde das durch eine entsprechende Ironman-App, mit dieser konnten die AthletInnen auf ihrer wilden Fahrt durch den Kraichgau immer getrackt werden. Stars gab es in diesem Jahr auch wieder reichlich, selten war das Starterfeld so prominent besetzt, wie bei diesem Ironman 2023. Exemplarisch wären hier Titelverteidigerin Laura Philipp, der mehrfache Weltmeister Patrick Lange oder Olympia-Goldjunge Jan Frodeno zu nennen. Insgesamt 72 Profi-Anmeldungen gab es in diesem Jahr. Eine Zahl, die sich sehen lassen kann und die zwar neben den mehreren tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern klein wirkt, dennoch aber die Anziehungskraft des Ironman Kraichgau ausmacht.

The winner takes it all – Rico Bogen im Glück – Bild: Hans-Joachim Of

Was die Ergebnisse angeht, so gab es eine große und eine weniger große Überraschung. Bei den Männern siegte entgegen gängiger Prognosen nicht Patrick Lange, sondern Rico Bogen, bei den Damen erneut Laura Philipp. Auf den Treppenstufen der Sieger landeten zudem – nur wenige Sekunden hinter seinem Bezwinger Patrick – Lange sowie Andrea Salvisberg. Bei den Damen gingen die Britin Lucy Charles-Barclay, deren Teilnahme noch Stunden vor dem Start (dem Vernehmen nach wegen Visa-Fragen) offen war, sowie Ellie Salthouse in der Riege der Top 3.

Das Wochenende bot aber nicht nur den großen Namen eine Bühne, sondern auch den kleinen Kämpfern. Bei den Ironkids gingen wieder Kinder in mehreren Altersklassen an den Start, in diesem Jahr allerdings aufgrund der etwas zu kalten Wassertemperatur des Hardtsee als Duathleten. Mehr Sport geht nicht? Von wegen. Eingeläutet wurde dieses abwechslungsreiche Wochenende erstmalig vom Night Run, bei dem alles und jeder am Freitag ab 18 Uhr in Mingolsheim an den Start gehen konnte, die Veranstaltung beerbt das vorherige Format IronGirls.

Patrick Lange, Rico Boden und Andrea Salvisberg – Das Treppchen der Herren / Bild: Hans-Joachim Of

Nicht zu vergessen – wenngleich das Event auch unter der Strahlkraft der großen Marke Ironman leicht übersehen werden kann – die illustren Wettkämpfe der Triathlon-Bundesliga. Diese wurden am Samstag als Kooperation der DTU mit Ironman am Hardtsee ausgetragen, wobei die Damen ab 17 Uhr und die Herren eine Stunde später um 18 Uhr an den Start gingen.

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4 Gedanken zu „Eisenhart durchs Hügelland“

  1. Ich wohne direkt an der Laufstrecke es ist immer ein schönes Spektakel und klasse Gefühl so nah dran zu sein. Freue mich auf 2024

  2. Ein toller Event! Ich habe eine Verpflegungsstation organisiert. Vielen Dank an alle fleißigen Helfer*innen! Der Spaß war allen anzumerken! Und – wie richtig geschrieben – für die Vereine eine ganz wichtige finanzielle Unterstützung!

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