Zu Gast im kleinen großen Heidelsheimer Wohnzimmer
Wer das “Servus Anni” beschreiben möchte, kommt nicht umhin unzählige Male den Begriff “klein” zu verwenden – wenngleich auch im besten Sinne des Wortes. Auch Annie und Chris die beiden Inhaber spielen und kokettieren damit, heißen ihre Besucher auch online auf ihrer “kleinen, feinen Seite” willkommen. Das lässt sich toppen, here we go: Das “Servus Anni” ist ein kleines, süßes Bistro im kleinen Bruchsaler Stadtteil Heidelsheim. Der Gastraum ist klein, gemütlich und niedrig so dass nur kleine Leute sich nicht den Kopf anschlagen. Die Karte ist klein und lecker und schließlich ist auch die Anni klein, reicht ihrem Chris mit dem wuscheligen Lockenscheitel gerade mal ans Kinn heran.
Eröffnet haben die beiden ihr Bistro im Herbst 2019, kurz bevor der Mist, mit dessen Namen wir diesen Artikel nicht verunstalten wollen, überhaupt erst angefangen hat. Bevor wir zum “Servus Anni” selbst kommen, hier noch ein kleiner (!!) biographischer Exkurs: Die namensgebende Anni heißt eigentlich Annette und ist in “Heidelse” keine Unbekannte. Als Tochter des Bäckermeisters Bannholzer ist sie ein echtes Heidelsheimer Kind durch und durch. Seit ihrer Heirat mit dem Münchner Bauunternehmer Christian Venohr trägt sie dessen Nachname, ist der Heimat aber treu geblieben. Weil Christian sich auf Anhieb in Annettes wilde Locken verliebt hat und zudem die Bäckerei Bannholzer im selben Jahr gegründet wurde wie sein Lieblings-Fußballverein aus München, hat er Bayern schließlich den Rücken gekehrt und ist zu seiner Anni ins Badische gezogen.
Gemeinsam wollten sie hier im Dorf etwas auf die Beine stellen und haben 2017 das historische alte Fachwerkhaus an der Merianstraße gekauft, welches zuletzt einen Schreibwarenladen beherbergte. Im Herbst 2019 ging das “Servus Anni” an den Start und hat sich seither – trotz der nicht ganz freiwilligen, mehrmonatigen Schließungen (sie wissen schon weshalb) eine kleine (da haben wir es wieder) und eiserne Fangemeinde erschlossen. Auch wenn das kleine Bistro perfekt nach Heidelsheim passt, ist es doch alles andere als typisch für ein Dörfchen dieser Größenordnung. Zwar mögen die Heidelsheimer als alte Reichsstädter diese Titulierung überhaupt nicht, aber dennoch erwartet man einen Ort wie jenen, den Anni und Chris geschaffen haben, eher in der Heidelberger oder in der Freiburger Altstadt. Alles ist raffiniert, durchdacht, lässt Kreativität und ein rundes Konzept erkennen. Hier dudelt kein Geldspielautomat und süffeln keine mit Trikots begleiteten E-Klasse-Kicker an ihrem Hefeweizen…. Wobei, stimmt nicht, das tun sie doch. Mit ihnen aber alle anderen Schichten und Altersklassen der Gesellschaft… Im Annis trifft man auf Oma und Opa, auf ihre Enkel, auf Studenten, auf Geschäftsleute, auf Handwerker… Hefeweizen gibt es wahrscheinlich auch, darüber hinaus jede Menge bayrisches Bier, serviert im eisgekühlten Steinkrug.. das kennt der Chris keine Kompromisse. Übrigens auch nicht bei der Qualität der Speisen. Durch die Glasscheibe kann man ihn in seiner kleinen Küche direkt bei der Zubereitung beobachten, wenn er schnippelt, brutzelt und immer wieder nach draußen läuft um Fisch oder Fleisch ganz frisch auf den großen Grill zu legen, auch wenn das Thermometer Minusgrade anzeigt. (ist ja auch eine gute Gelegenheit noch ein schnelles Kippchen zu rauchen) Eingekauft wird ausschließlich in der Region, am liebsten in der direkten Nachbarschaft. Brot, Brötchen und Kuchen kommen – wenig überraschend – direkt von Annis Bäcker-Familie nebenan.
Die Qual der Wahl wird auf Annis kleiner Speisekarte, oder Schmausekarte wie sie sie nennt, nicht wirklich zur Tortur. Neben den Frühstücksspezialitäten gibt’s am Nachmittag nur ein paar feste Klassiker wie z.b. bayrischen Wurstsalat , ebbes Süßes oder eine Saatbwowl zur Auswahl.. Dazu aber ausgewählte, wechselnde Tagesgerichte, mit denen man nichts verkehrt machen kann. Flammlachs, Suppen, Rote Bete – Spaghetti, deftige Eintöpfe, Burger und mehr tauchen auf den Wochen- und Wochenendkarten in unerschöpflicher Vielfalt auf. Anstatt auf Masse, setzt Chris auf diese immer wieder neu zusammengestellten Specials, in die er Zeit, Geduld und Liebe steckt. Klingt abgedroschen, schmeckt aber einfach genau danach und darüberhinaus verdammt gut.
Apropos Specials. Die gibt es im “Servus Anni” regelmäßig. Kochkurse, Grillabende und demnächst sogar vier Ausgaben von Chris und Annis höchstpersönlichem Christkindlesmarkt mit Budenzauber direkt auf dem Vorplatz um die Statue des oiden Melkiwwlreiters herum. Wenn “du weißt schon was” hier nicht noch einen Strich durch die Rechnung zieht, wird es bestimmt wunderschön, gemütlich, süß und – naja – klein.
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Sehr schöner, empathischer Artikel! Nicht ganz aktuell, denn der erste Weihnachtsmarkttermin am 28.11. wurde aufgrund der völlig außer Kontrolle geratenen „Situation“ bedauerlicherweise bereits abgesagt. Leider fehlt mal wieder die Angabe des Autors. So viel Zeit sollte sein!