Wie der Frost vor 5 Jahren Obstbauern und Winzer im Kraichgau um die Ernte brachte
Dieser Donnerstag im April 2017 dürfte Klaus und Gudrun Heitlinger aus Menzingen noch lange im Gedächtnis bleiben. Innerhalb weniger Stunden büßten sie bis zu 90% ihrer Jahresernte ein – eine Katastrophe für die Obstbauern. Der Grund: Ein plötzliches Absinken der Temperaturen deutlich unter den Gefrierpunkt – junge Obstblüten und Knospen vertragen aber keine Minuswerte und starben daher in der klirrenden Kälte.
Als vor wenigen Tagen der Winter noch einmal unverhofft im Zuge des launischen Aprils in den Kraichgau zurückkehrte, war die Sorge vor einer Wiederholung dieses Dramas groß – die Auswirkungen sind allerdings noch nicht vollumfänglich klar. Dominik Zorn vom Weingut Niwenburg aus Kraichtal-Neuenbürg kann zumindest für seine Weinberge Entwarnung geben. Durch den kalten März waren die jungen Triebe noch nicht soweit, hier gab es keine großen Schäden. Weitaus schlimmer sieht es aber vermutlich für die Obstbäume das Jungwinzer aus. „Ich glaube die sind alle kaputt, die standen schon in voller Blüte, da sind -5° fatal“ befürchtet Dominik. genau kann man es erst die nächsten Tage sagen. Wenn die jungen Triebe sich schwarz verfärben, ist mit dem Schlimmsten zu rechnen. Guter Hoffnung sind derzeit noch Klaus und Gudrun vom Metterlingshof. „Wir sind gestern mal durchgefahren, da sah es danach aus, als ob wir mit einem himmelblauen Auge davongekommen wären“ erzählt Gudrun am Telefon. Doch auch hier gilt abwarten – erst die nächsten Tage werden wirklich Gewissheit bringen.
Jedwede Ernteausfälle sind selbstredend verheerend – für die Erzeuger, für die Versorgungssituation und letztendlich für die Verbraucher. Nüsse, Beeren und Zwetschgen sind 2017 fast vollständig dem Frost zum Opfer gefallen. Die Preise für Obst und Wein stiegen in diesem Jahr rasant. Vor den Heitlingers lagen damals Monate voller Arbeit ohne die Aussicht auf Lohn, denn die betroffenen Pflanzen mussten natürlich trotzdem versorgt werden. In diesem Jahr wäre ein Ernteausfall besonders fatal, eingedenk der ohnehin schon hohen Verbraucherpreise und der Versorgungssituation im Kielwasser des Ukraine-Krieges.
Letztlich gehören solche Unwägbarkeiten aber natürlich zur Landwirtschaft dazu, das war noch nie anders. Das Wetter ist und bleibt immer ein Stück weit unberechenbar, ein Umstand den Bauern und Winzer immer einkalkulieren müssen. Etwas zittern im Frühjahr gehört zum Job, erst nach den Eisheiligen darf man sich über dem Berg wähnen.
Wir waren im frostigen Frühjahr 2017 mit der Kamera in Menzingen und haben mit den Obstbauern über die Schicksalsnacht vor 5 Jahren und ihre Folgen gesprochen.
…un alle lebe se noch!