Seit einem halben Jahrhundert bereits kümmert sich die Interessengemeinschaft Jägersee Eppingen um ihre geheimnisvolle, grüne Perle mitten im Wald.
Der Eppinger Wald ist in vielerlei Hinsicht einzigartig und faszinierend. Hier wurde Geschichte geschrieben, wurden Kriege geführt. Ende des 17. Jahrhunderts ließ der als Türkenlouis bekannt gewordene, badische Marggraf die Eppinger Linien errichten. Ein Bollwerk um französische Truppen daran zu hindern im Rahmen des pfälzischen Erbfolgekrieges zu brandschatzen und zu plündern. Mit Erfolg! Im Mai 1696 scheiterten 35.000 französische Soldaten gegen die mächtige Befestigungslinie im Wald.
Bereits 200 Jahren vor diesen Ereignissen errichteten Mönche des elsässischen Ordens St. Odilie ganz in der Nähe einige Fischteiche um sich damit während der Fastenzeit über Wasser zu halten. Über die Jahrhunderte hinweg versiegten diese Teiche aber wieder, um den Forst zu kultivieren, wurden die das Wasser zurückhaltenden Dämme irgendwann einfach durchstoßen.
Ende der 60er Jahre organisierten sich in Eppingen einige Bürger mit der Absicht, im Eppinger Wald erneut einen See anzulegen. Ein ganzes Naherholungsgebiet, das ebenso dem Artenschutz und dem Naturschutz dient, sollte im Gewann “Jägersee” entstehen – damit erklärt sich auch gleich der Name des Gewässers. Im November 1971, also vor recht genau 50 Jahren, gründete sich deshalb der Verein “Interessengemeinschaft Jägersee”. In einem gigantischen, kollektiven Kraftakt wurde der See ausgehoben, der Damm errichtet und das Wasser des Hellbachs aufgestaut – unterstützt übrigens von Pionieren der US Army.
Fortan wuchs der kleine See zu jener, beeindruckenden Anlage, die wir heute alle kennen. Eine kleine Hütte wurde errichtet, aus der später eine große wurde. Eine Grillstelle, ein Steg, eine Seebühne und ein Vogellehrpfad folgten. Auf dem Papier liest sich das ganze schon recht imposant, doch wer den Jägersee erfahren möchte, der muss ihn sich einfach einmal selbst ansehen. Nehmen Sie auf den Bänken an seinem Ufer Platz und lassen Sie die vielen Eindrücke auf sich wirken. Das tiefe Grün-Braun des Wassers, das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln und die unzähligen Geräusche der vielen Tiere, für die der Jägersee zur Heimat und zum Lebensraum wurde.
Viele Geschichten können die Mitglieder der Interessensgemeinschaft erzählen, viel hat sich in den vergangenen 50 Jahren am Jägersee ereignet. Im Jahr 1978 beispielsweise musste der See wegen Undichtigkeit komplett abgelassen und der Damm gesprengt, danach höher und massiver wieder aufgebaut werden. Unvergessen bleibt auch der Herbst des Jahres 2005, als der See wegen starker Verschlammung erneut abgelassen und komplett saniert werden musste. Fast 100.000 Euro hat die Interessensgemeinschaft damals aufgebracht um ihr Herzensprojekt fortführen zu können – über 250 LKW-Ladungen Schlamm und Matsch mussten abtransportiert werden.
Dabei gab der See auch ein paar seiner wirklich großen Geheimnisse preis: Seit Jahren schon tummelten sich in seinen Tiefen gigantische Welse, die dort immer wieder vage als Schemen unter der Oberfläche bei ihren Raubzügen gesichtet worden waren. Manche von ihnen messen über einen Meter und 50 Zentimeter in der Länge, bringen rund 60 Pfund auf die Waage. Einer davon hängt nun in seiner ganzen schaurigen Pracht konserviert und ausgestopft im Vereinsheim der Interessensgemeinschaft.
Der Jägersee im Winter
Gerade ist es aber wieder herrlich ruhig und still am Jägersee. Der Herbst mit all seinen Farben hat sich auch hier längst breit gemacht, die Luft ist kalt und klar. Wer dieses herrliche Stückchen Erde selbst entdecken möchte, ist dazu eingeladen, sofern er sich Flora und Fauna, sowie dem Lebenswerk Jägersee mit dem nötigen Anstand und Respekt nähert.