Nicht nur zu Fuß lässt sich unsere wunderschöne Heimat erkunden, auch aus dem Korb eines Heißluftballons ist der Blick auf unsere grünen Hügel wunderschön und unvergesslich.
Vor 240 Jahren hob der erste bemannte Ballon vom Boden ab, nun haben auch wir es probiert und sind begeistert
Heiße Luft will nach oben, diese Erkenntnis haben Menschen schon sehr früh gesammelt. Mastermind Leonardo da Vinci ließ bereits im 16. Jahrhundert mit heißer Luft gefüllte Heiligenfiguren zu Ehren des Papstes in den Himmel steigen. Es sollte aber noch mal einige Zeit dauern, bis die ersten Menschen abhoben. Ende des 18. Jahrhunderts entdeckten die beiden Papierfabrikanten und Brüder Josef und Etienne Jacques Montgolfière, dass beim Verbrennen von Papier die Fetzen im Rauch nach oben steigen. Die beiden gingen allerdings davon aus, dass der Rauch dafür verantwortlich war und nicht die heiße Luft. Dennoch bastelten sie eine Ballonhülle und ließen diese 1783 in der Nähe von Lyon aufsteigen. Das ließ die Obrigkeit aufhorchen und so startete der zweite Ballon der Brüder direkt aus dem Garten von Versailles vor den Augen des Königspaares. Die Tiere in der Gondel, die dafür herhalten mussten, überlebten die Fahrt unbeschadet. Ein paar Wochen später startete schließlich – ermutigt von den Erfolgen – der erste bemannte Ballon, an Bord zwei Adlige, die zu den Pionieren der Luftfahrt zählen wollten. Die Fahrt gelang, die Brüder schrieben Luftfahrtgeschichte.
Auch wenn die Menschen heute mit deutlich moderneren Fluggeräten unterwegs sind, mit Düsenjets, mit Tarnkappenbombern… sogar mit Raumfähren, hat sich diese ursprüngliche und erste menschliche Methode den irdischen Boden zu verlassen, aber seither gehalten. Die Ballonfahrt gibt es noch immer, das Prinzip ist seit den Tagen der Brüder Montgolfier im Grunde gleich geblieben. Luft wird erhitzt, steigt nach oben, füllt eine Ballonhülle und gibt dieser Auftrieb. Das wunderschöne und einzigartige an der Ballonfahrt ist das entspannte und entschleunigte Reisen. Es kann kein echter Kurs festgesetzt werden, der Ballon lässt sich nicht wirklich steuern. Man kommt schlicht und einfach dort an, wo der Wind und der liebe Gott es gerne hätten… Geschwindigkeit und Richtung, komme es wie es wolle. Que sera sera. Durch verschiedene Windrichtungen in verschiedenen Höhen lässt sich der Kurs zwar etwas beeinflussen, aber eine echte Navigation ist das freilich nicht.
Wie schön das ist, das muss man einfach einmal selbst erlebt haben. Lore und Helmut aus der Hügelhelden-Familie sind das Wagnis eingegangen und haben beim Ballonfahrtunternehmen Kampmann in Stutensee zwei Tickets für Ihren persönlichen Trip über das Hügelland gebucht. Grob über den Daumen gepeilt, muss man pro Ticket etwa 230 bis 250 Euro einplanen, in der Gruppe wird es ein Stück günstiger. Ein stolzer Preis, der aber durchaus begründet ist, schließlich ist das Prozedere rund um eine Ballonfahrt äußerst aufwändig, aber auch sehr spannend. Zunächst mal muss das passende Wetter abgewartet werden, dann braucht es einen guten Startplatz. Dorthin muss der komplette Ballon samt Korb, Hülle und Gasflaschen transportiert werden. Schließlich braucht es viel Zeit und Gas, um die mächtige Ballonhülle aufzurichten – rund 4000 Kubikmeter wollen in Form gebracht werden. Während der kompletten Fahrt ist zudem eine Bodencrew unterwegs, um den Ballon GPS-unterstützt im Auge zu behalten und sich mit ihm in Richtung des noch völlig unbekannten Landeplatzes zu bewegen. Viel Zeit, viel Personal, viel Logistik, eine Ballonfahrt ist eben etwas anderes als eine Kaffeefahrt mit dem Omnibus.
Um ein besseres Bild über den Aufwand zu bekommen: Von den drei bis vier Stunden Gesamtdauer entfällt etwa eine Stunde auf die Ballonfahrt, der Rest ist Anfahrt, Aufbau, Abbau, Rückfahrt und reichlich Ritual. So gehört auch eine Feuertaufe der Ballonfahrer mit zum Programm der Kampmanns, inklusive Urkunde und einem Gläschen zur Feier des Tages – natürlich aber erst nach der Landung.
Einmal vom Boden abgehoben ist man ganz dem Willen des Windes ausgeliefert, ein schönes Gefühl und ein ursprüngliches dazu. Zudem weiß man sich an Bord des Ballons in guten Händen, denn Seite an Seite mit Ballonfahrer Michael Kampmann kann und wird nichts schief gehen. Der 36-Jährige hat sich bereits als Kind in die Ballonfahrerei verliebt, hat sie nach seinem Studium der Mechatronik zuerst zum Hobby und dann zum Beruf gemacht. 2010 begann er seine Pilotenausbildung, legte im April des Folgejahres mit Erfolg die praktische Prüfung ab. Seitdem ist er “da oben”, wann immer es geht, wann immer er Zeit hat, wann immer Wind und Wetter es zulassen. Er wünscht sich, dass dieser schöne Beruf noch lange Bestand haben wird, seit 2019 ist er daher einer der ganz wenigen Ausbilder der Branche.
Ich bin sehr dankbar, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte.
Michael Kampmann
Man hört lediglich das Rauschen des Brenners und hat gigantische Aussichten. Zudem ist es immer wieder toll, die Begeisterung in den Augen der Passagiere zu sehen.
Heute ist “Ballonfahrten Kampmann” ein zuverlässiges und lizenziertes Luftfahrtunternehmen mit Sitz in Stutensee und besonders ihr 4250 Kubikmeter fassender, badisch gelb-roter Ballon ein vertrauter Anblick an unserem Himmel. Auch Lore und Reinhard sind mit dem “Baden Ballon” unterwegs und erleben an Bord ihre und unsere Heimat aus einer ganz neuen, ganz einzigartigen Perspektive. Die Fahrt – wohlgemerkt die Fahrt, nicht der Flug – führt sie über Bruchsal, Ubstadt-Weiher, Oberderdingen und Kraichtal. Von oben sehen Sie die prägnanten Züge des Bruchsaler Schlosses, können das erste Mal die Konturen des “Café Achtecks” in ihrer wortwörtlichen Bedeutung nachvollziehen. Sie sehen die sanften Hügel, die Wiesen und die Felder des Kraichgaus unter sich vorbeiziehen, sehen die überdimensionale Kuh, die Steffen Hofmann in diesem Jahr für sein Maislabyrinth in das Grün geschnitten hat, sehen die Kirchtürme Kraichtals, den Hardtsee bei Ubstadt-Weiher und so vieles vieles mehr.
Es ist eine Stunde Lebenszeit, die im wahrsten Sinne des Wortes, wie im Flug oder eben wie während der Fahrt vergeht. Dieser Blick ist einzigartig. Es sind keine seelenlosen Drohnenaufnahmen, kein vager erhaschender Blick durch die doppelte Scheibe irgendeiner Linienmaschine in viel zu großer Höhe… es sind Eindrücke, die nur ein Ballon ermöglichen kann, das erhabene Gefühl zu schweben und dabei alles zu erleben. Wer einmal mit einem Ballon gefahren ist, der weiß sofort, wieso sich diese urtümliche Form der menschlichen Fortbewegung in der Höhe bis zum heutigen Tage halten konnte. Da oben ist Freiheit, da oben ist Ruhe, da oben ist Frieden.
PS: Ein Hügelheld wäre kein Hügelheld, wenn er nicht immer eine Kamera im Anschlag hätte. Diese Bilder hat Lore für uns aus großer Höhe geschossen und mit nach Hause gebracht…