„Die Gefahr einer zweiten Welle ist real“

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Im Moment sind die Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal und die Rechbergklinik Bretten gut auf Corona-Patienten vorbereitet. Damit das so bleiben kann, kommt es nun auf uns alle an

Scheinbar ruhig döst die Fürst-Stirum-Klinik in der nachmittäglichen, warmen Aprilsonne über Bruchsal. In ihrem Inneren, auf den unzähligen Fluren, in den vielen Zimmern und Stationen herrscht aber reges Treiben und emsige Betriebsamkeit. Das über 240 Jahre alte Krankenhaus hat schon viele Höhen und Tiefen durchlebt, darunter auch mehrere Kriege und verheerende Epidemien, wie zum Beispiel die spanische Grippe. Auch die Corona Pandemie wird die Klinik meistern, sind sich Susanne Stalder und Roland Walter von der Regionaldirektion der Regionalen Kliniken Holding RKH sicher. Derzeit sei die Situation in Bruchsal und auch in Bretten sehr geordnet, in den vergangenen 50 Tagen habe es zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Engpässe in der medizinischen Versorgung gegeben, berichten beide nicht ohne Stolz. Man behandle derzeit zwischen 10 und 20 Patienten am Tag die sich mit Covid-19 infiziert haben, auf die Intensivstation mussten bisher aber nur rund sieben Patienten verlegt werden.

Dennoch beobachte man die Situation in anderen Ländern aufmerksamen – nicht mit Angst, aber mit Respekt vor dem Potential des Virus, so Susanne Stalder und Roland Walter. Besorgt zeigen sich die beiden eher wegen der Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und der wieder zunehmenden Sorglosigkeit der Menschen. “Die Gefahr einer zweiten Infektionswelle ist absolut real” ist sich Roland Walter sicher, der vor seinem Wechsel in die Verwaltung der Holding lange Jahre als Facharzt an vorderster Front stand. Gerade die Jungen nehmen seiner Wahrnehmung nach die Gefahr zu sehr auf die leichte Schulter, dabei kann das Virus auch sie in die Knie zwingen. Auch in den Krankenhäusern der Holding würden derzeit mehrere jüngere Patienten mit teilweise schweren Krankheitsverläufen behandelt, darunter auch zwei Kinder, so Roland Walter.

Respekt empfinden Susanne Stalder und Roland Walter für die schnellen und konsequenten Entscheidungen zur Eindämmung des Virus. Wenn die Krise einmal überstanden ist, könne es aber nicht einfach weitergehen wie bisher. “Wir haben uns bei der Herstellung und der Versorgung mit Schutzkleidung, Masken und natürlich auch Medikamenten viel zu sehr vom Ausland abhängig gemacht, das darf so nicht bleiben” stellt Susanne Stalder resümierend fest. Die RKH habe sich dennoch bestmöglichst auf die Krise vorbereitet und frühzeitig alle notwendigen Schritte in die Wege geleitet, um steigende Patientenzahlen adäquat behandeln zu können, lobt Roland Walter seinen Arbeitgeber.

Bisher konnte man verzweifelte Situationen wie in Italien oder dem Elsaß hierzulande vermeiden, damit das so bleibt, brauche es aber die Mithilfe aller Menschen da draußen – das Ganze sei noch nicht ausgestanden, ist sich Susanne Stalder sicher. Zwar fahren die RKH-Kliniken derzeit ihr normales Behandlungsprogramm wieder Stück für Stück hoch, doch sei es zu jedem Zeitpunkt möglich wieder in den Notfallmodus zurückzukehren und ausreichend Kapazitäten für die Behandlung von Covid-19 Patienten zu schaffen.

Neben dem Klinikum Ludwigsburg ist die Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal, eines der beiden großen Behandlungszentren für Covid-19 Patienten in der Region. In einem der Innenhöfe wurde ein Drive-In – Abstrichzentrum eingerichtet, in welchem Patienten nach vorheriger Überweisung einen Corona Test durchführen können. An diesem Aprilmorgen sind allerdings nur wenige Fahrzeuge hier zu sehen, das in dicke Schutzkleidung gehüllte medizinische Personal kann unaufgeregt und ohne Zeitdruck die notwendigen Abstriche nehmen. Mittlerweile hat sich dieser neue Alltag ein Stück weit eingependelt, noch vor ein paar Wochen kam es aber beispielsweise am Klinikum Ludwigsburg zu tumultartigen Szenen und sogar einem Polizeieinsatz, als zu viele Menschen panisch auf einen schnellen Corona-Test drängten. Anders als in Bruchsal war dort ein Test ohne Überweisung möglich, mittlerweile wurde aber auch in Ludwigsburg ein System entwickelt um die Patientenströme besser zu steuern.

Im Landkreis Karlsruhe ist die Lage derzeit noch gut überschaubar. Von rund 1330 Corona Infektionen, gelten über 900 bereits wieder als geheilt. Jedoch sind allein in den letzten vier Wochen rund 75 Menschen mit dem Virus verstorben. Wie gefährlich der Erreger ist, zeigt sich dann wenn er sich innerhalb der Risikogruppe ausbreiten kann – mehrere Dutzend Tote beklagt alleine ein Pflegeheim im Brettener Stadtteil Neibsheim. So traurig solche Situationen auch sind, gänzlich vermieden werden können sie nicht, auch nicht in einem Krankenhaus. Scheinbar gesunde Personen können unbemerkt tagelang das Virus ausscheiden, weiß Roland Walter und appelliert gemeinsam mit Susanne Stalder an die Menschen. Um diese Krise dauerhaft in den Griff zu bekommen, ist nun weiterhin Disziplin, Wachsamkeit und Durchhaltevermögen gefragt. Bis jetzt kann jeder Patient der in der Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal oder in der Rechbergklinik Bretten um Hilfe ersucht, ohne Einschränkungen optimal behandelt werden. Damit das auch weiter so bleibt, kommt es jetzt auf uns alle an.

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