Die ganz stille, stille Nacht

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Ein Kraichgauer Weihnachtsmarkt nach dem anderen landet auf der Streichliste

Die Absage-Welle im Kraichgau hat bereits das Frühjahr 2021 erreicht

Welche Städte und Gemeinden noch mit einem Weihnachtsprogramm planen und welche nicht…

Die Öffentlichkeitsarbeiter in den Rathäusern und die Vereinssprecher überall im Hügelland sind derzeit wahrlich nicht zu beneiden. Ihr Job ist aktuell denkbar undankbar, müssen sie doch dieser Tage eine Hiobsbotschaft nach der anderen verkünden. Zwar zeichnete sich bereits im Sommer ab, dass auch in der zweiten Jahreshälfte viele, wichtige Veranstaltungen fallen werden, bisher regierte aber noch vielerorts das Prinzip Hoffnung.

Diese Hoffnung muss nun aber leider in den allermeisten Fällen zu Grabe getragen werden, jeden Tag erreicht unsere Redaktion eine offizielle Absage nach der anderen. Von der Kirchweih übers St.Martins-Umzüge, Weihnachtsmärkte bis hin zu Faschingsumzügen im kommenden Frühjahr – bisher verhandelbare Institutionen des Kulturlebens fallen wie die Dominosteine.

Wer könnte es den Verantwortlichen auch verdenken, steigen doch Tag für Tag die Infektionszahlen und schrillen die Alarmglocken lauter – Die Corona Pandemie ist eben alles andere als vorbei und scheint sich gerade zu einer zweiten Welle aufzubäumen. Hier gilt es Vorsicht walten zu lassen, in den sauren Apfel zu beißen und abzuwarten.

Nix geht mehr? Nicht ganz!

Geht deswegen in der Weihnachtszeit gar nichts mehr im Kraichgau? So schlimm ist es dann doch wieder nicht! Hier und da werden bereits Pläne geschmiedet, um mit einem angemessenen Hygienekonzept, doch noch ein paar besinnliche und gemeinsame Stunden verbringen zu können.

Ganz offenkundig plant die Große Kreisstadt Bruchsal die Vorweihnachtszeit nicht völlig ereignislos vorbeiziehen zu lassen. In der Ankündigung für ein heute stattfindendes Pressegespräch, stellt das Rathaus eine “Weihnachtsstadt” und ein Riesenrad auf dem Otto-Oppenheimer-Platz in Aussicht – letzteres scheint sogar bereits zu stehen. Was es genau damit auf sich hat, erfahren wir aber erst heute Nachmittag, es klingt in jedem Fall sehr viel besser als eine nackte Absage! Eine solche haben ja bereits die Städte Sinsheim und Eppingen ausgesprochen, in beiden Kraichgau-Metropolen entfällt der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr ersatzlos. Gestern zog auch Östringen nach und verkündete das Aus für die diesjährigen Ausgaben aller Weihnachtsmärkte in den vier Stadtteilen.

Etwas Hoffnung besteht noch für weihnachtliche Freuden in Kraichtal und in Bretten. Auf Nachfragen unserer Redaktion hin, wurde uns jeweils ein mögliches Ersatz-Konzept für die dortigen Weihnachtsmärkte in Aussicht gestellt. In Bretten scheint man sich beispielsweise nach dem Erfolg des Weinmarkt-Klönchens am Seedamm mit dem Gedanken zu tragen, etwas ähnliches auch in der Vorweihnachtszeit organisieren zu können. Auch Kraichtal arbeitet daran, die Vorweihnachtszeit nicht einfach ereignislos vorbeiziehen zu lassen und erwägt derzeit ein kleines Event am ersten Advent. Beide Projekte werden derzeit noch diskutiert, was letztendlich daraus wird… wir werden sehen.

In den Kraichgau-Gemeinden ist das Bild für die Vorweihnachtszeit sehr heterogen. Ubstadt-Weiher beispielsweise hat erst heute die Absage aller Weihnachtsmärkte bekannt gegeben, darunter auch jene für den beliebten mittelalterlichen Weihnachtsmarkt im Kleebühl. Wer schon einmal in diesem gemütlichen aber äußerst engen Winkel gefeiert hat, wird es vermutlich sofort verstehen – ein Hygienekonzept ist hier bei bestem Willen nicht umsetzbar. Gefallen ist auch längst der traditionelle Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz in Gondelsheim, was aber nicht bedeutet, dass hier in der Vorweihnachtszeit nicht gefeiert wird. Die Gemeinde plant eine Alternative mit dem bezeichnenden Titel “Weihnachtsmarkt mal anders”. Der Plan sieht vor, einen abgetrennten Bereich zu schaffen mit kleiner Bühne und maximal 60 bis 70 Besuchern pro Veranstaltung sowie einem kleinen Bewirtungsangebot. Etwas ähnliches kann sich auch die Gemeinde Oberderdingen vorstellen, der gewohnte Weihnachtsmarkt am Amtshof wird in jedem Fall nicht stattfinden können, ein Alternativkonzept wird zur Stunde ausgetüftelt.

Schlechte Nachrichten hingegen gibt es auch aus Karlsdorf-Neuthard, Maulbronn, aus Walzbachtal und aus Pfinztal. Hier haben die Rathäuser schon vor Wochen Butter bei die Fische gegeben und ihre Weihnachtsmärkte in diesem Jahr ausgesetzt. Auch die Kurstadt Bad Rappenau hat das Aus für den Nikolausmarkt und die angeschlossene Eisbahn für 2020 beschlossen.

Auch der Fasching fällt wohl ins Wasser

Nun würde man sich wünschen, dass es eben dieses Jahr noch die Zähne zusammenzubeißen gilt und ab 2022 wieder alles in gewohnten Bahnen verläuft, doch das wäre wohl recht naiv und blauäugig. Die Pandemie wird uns auch im kommenden Jahr beschäftigen, insbesondere in den kalten Monaten dürften die Auflagen eher schärfer als lockerer werden. Die Prognosen für einen unbeschwerten Fasching im Kraichgau, sehen jedenfalls derzeit alles andere als rosig aus. Bereits heute hat der Elferrat Ubstadt-Weiher über die Gemeinde das Aus für die Kampagne 2020/2021 verkündet – auch der beliebte Zug der Gaudi wird demnach nicht stattfinden. Wer das Gedränge auf einem typischen Kraichgauer Umzug kennt, der weiß genau: Diese Absage für die närrische Zeit, wird beileibe nicht die letzte bleiben.

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