Der Saxo von Helmsheim

Ein Liebesbrief an mein persönliches Bruchsaler Wahrzeichen

Von Laura Stark

Was gibt es Schöneres als nach einem langen und harten Arbeitstag zurück nach Hause zu kommen. Wenn die Lichter der Heimatstadt am Horizont auftauchen, wird mir dabei jedes mal ganz warm ums Herz. So schön es auf meiner Arbeit im Enzkreis auch ist, nichts ist vergleichbar mit meinem lieben Bruchsal. Wenn ich abends über die B35 nach Hause fahre, freue ich mich jedesmal auf all das Vertraute, all das Liebgewonnene. Jeder hat dabei sein eigenes Ritual, seine eigene Landmarke. Ich habe zum Beispiel Freunde die sind wirklich zuhause, wenn Sie in Bruchsal durch das Damianstor fahren oder die Türme der Peterskirche am Horizont auftauchen sehen… bei mir ist es etwas anderes…

Ich bin dann zu Hause, wenn ich über die B35 durch Helmsheim und vorbei an meinem kleinen Saxo fahre. Dieser kleine, süße dunkelblaue Citroen Saxo Chrono, mit der dicken Delle im Kotflügel und den kleinen Blümchen am Heck… Ich habe keine Ahnung wer seine Besitzerin oder sein Besitzer ist, aber vermutlich ist er oder ist sie viel zuhause, denn immer wenn ich durch Helmsheim fahre, steht der kleine Saxo an seinem Platz. Der ist dabei reichlich ungewöhnlich, denn der kleine Citroen parkt mitten an der viel befahrenen Ortsdurchfahrt direkt an der Bundesstraße. Hier steht er am äußersten Anfang der Bushaltestelle direkt unter den rot glotzenden Augen der festinstallierten Blitzersäule.

Es ist ein Parkplatz den ihm offenbar niemand streitig macht, niemanden sonst sehe ich je an dieser Stelle parken. Eine Bushaltestelle ist dafür ja auch eher ein ungewöhnlicher Ort, wobei ich nicht einmal weiß, ob besagte Haltestelle überhaupt noch angefahren wird. Irgendwann habe ich dazu einmal ein bisschen im Internet recherchiert und herausgefunden dass man auch durchaus an einer Bushaltestelle parken darf, wenn der Abstand zum Haltestellenschild 15 Meter nicht unterschreitet… aber das sei nur am Rande erwähnt.

Auf jeden Fall bringt mich der kleine blaue Saxo jeden Abend zum Grübeln und Träumen. Ich stelle mir immer vor das Auto wird von einer Musiklehrerin mittleren Alters, mit wilden Haaren, langen Röcken und immer mit einem großen Cellokoffer auf der kleinen Rückbank gefahren.. Eine resolute Power-Lady die sich mit einem 20 Jahre alten Auto völlig zufrieden gibt und in Sachen Parkplatzsuche alle Konventionen über Bord wirft… eben jemanden, mit dem man Pferde stehlen könnte. Vielleicht ist es aber auch der Fluchtwagen Bruchsaler Bankräuber, die bedauerlicherweise vor dem Fahrzeugwechsel schon geschnappt wurden oder der kleine Saxo kann gar nicht mehr wegfahren, weil Bauarbeiter ihn bei der Sanierung der Bundesstraße versehentlich festbetoniert haben? Möglicherweise hatte auch ein Handelsreisender vor Jahren eine Panne in Helmsheim, traf auf der Suche nach einem Telefon um den Abschleppdienst zu rufen die Liebe seines Lebens und brannte mit ihr zu Fuß nach Italien durch? Klingt das alles ein bisschen verrückt? Vermutlich schon…aber sei’s drum.

Ich möchte heute und hier auf jeden Fall die Gelegenheit nutzen um der Besitzerin oder dem Besitzer des kleinen Saxo zu danken – dein französischer Hupfer gehört für mich genauso zu Bruchsal wie der Bergfried oder das Schloss. Möge er noch lange dort parken und mir abends meinen Weg nach Hause weisen.