Einen schönen Tag haben sich die Damen und Herren Gemeinderäte für die diesjährige Weinlese auf dem gemeindeeigenen Weinberg oberhalb von Stettfeld ausgesucht. Die Sonne scheint und es herrschen milde 24 Grad bei leichtem Wind. Bürgermeister Tony Löffler, heute nicht am Anzug sondern in Arbeitskluft und Turnschuhen, schneidet routiniert Rebe für Rebe. Bis der Job als Gemeindeoberhaupt sein Tribut in Form von Zeit gefordert hat, bewirtschaftete er einen eigenen Weinberg und hat noch die Worte seines Großvaters in Erinnerung: Ein Weinberg hat einen Knecht – keinen Herrn.
Ein Weinberg hat einen Knecht – keinen Herrn
Heute scheint sich aber niemand an dieser Knechtschaft zu stören. Im Gegenteil – die Politiker wirken entspannt und unterhalten sich durch das dichte Blätterwerk hindurch im lockeren Plauderton. Gelegenheiten zu einem zwanglosen Austausch unter blauem Himmel, ergeben sich im dichten Alltag sonst eher selten. So manche Entscheidung wurde hier schon getroffen, ein Tapetenwechsel kann eben Wunder wirken.
Rund und saftig prasseln die Trauben in den Anhänger – zwar fällt der Ertrag in diesem Jahr etwas geringer aus, doch versprechen die Früchte eine gute Qualität des Weines. Mit eigenen Händen herbsten die Räte aus Ubstadt-Weiher bereits zum 31. Mal für den edlen „Ratsherrentropfen“. Ein Wein der nur zu besonderen Anlässen verschenkt und ausgeschenkt wird. Durch die feuchte Witterung sind es in diesem Jahr “nur” rund 1,5 Tonnen, die die Räte ernten und in den großen Zuber geben – eine erste Prüfung der Trauben ergibt einen Öchslegrad von 72.
Für das lockere Beisammensein im Nachgang stehen natürlich einige Flaschen des letzten Jahrganges bereit, aber auch eine Kiste Bier und Schnaps haben ihren Weg auf den Wengert gefunden. Letzerer natürlich nur zur Wunddesinfektion im Falle eines Falles, versichert man uns augenzwinkernd.