Ein geheimnisvoller Ort – der Sankt Blasius-Brunnen bei Oberacker
von Philipp Martin
Besonders in der Dämmerung fasziniert mich der alte Brunnen im Wald bei Oberacker ganz besonders. Dann, wenn das Licht, das durch die dichten Äste und Zweige der umgebenden Bäume fällt, allmählich schwächer wird, entfaltet dieser Ort eine ganz besondere Aura. Der kleine steinerne Brunnen wirkt dann im Zwielicht ganz verwunschen, wie ein Ort aus einem Märchen – ob aus einem fröhlichen oder einem düsteren, muss jeder Betrachter für sich selbst entscheiden.
Ein paar Hinweise zur Geschichte des Brunnens finden sich auf einem vergilbten Stück Papier, sorgsam mit einer alten Schreibmaschine beschriftet. Demnach gab es hier im Frauenwald bei Oberacker bis Ende der 30er Jahre zunächst nur eine sprudelnde Wasserquelle. Diese Quelle ergoss sich über verschiedene Gräben, darunter die “Erle” der Hinterburggraben und der Haubruchgraben. An seinem Ende mündete der Weg des Wassers schließlich in den Kraichbach.
Den Älteren in Oberacker ist das Gebiet vielleicht noch unter dem Namen “Bläskirch” bekannt, denn früher stand unweit der kleinen Quelle einmal den Vernehmen nach die St.Blasiuskirch. Nach Informationen die der Oberackerer Historiker Emil Langendörfer auf seiner Webseite zusammengetragen hat, könnte deren Ende während oder unmittelbar nach dem 30-jährigen Krieg gekommen sein. Zumindest ihren Namen hat die kleine Kirche, die vielleicht auch nur die Größe einer Kapelle hatte, dem umliegenden Gebiet vererben können.
Viele Geschichten ranken sich um dieses kleine Waldgebiet, darunter viele Geister und Gruselgeschichten. Von einer berichtet auch Emil Langendörfer, die Geschichte des Dachsenfranz, einem Einsiedler, der damals unweit der Quelle in einer kleinen Hütte gelebt haben soll. So hätten es ihm sein Großvater und dessen Nachbar, seines Zeichens Feldhüter und Jäger, damals berichtet. Irgendwann verschwand dann der Dachsenfranz spurlos, was aus ihm geworden ist, ist nicht näher bekannt. Nach den Recherchen Emil Langendörfers soll es sich aber bei ihm um das historische Vorbild für die gleichnamige Biermarke aus Zuzenhausen handeln. Man kann dem heute 97-jährigen nur für seine intensive Recherche und der liebevolle Aufbereitung auf seiner Homepage danken.
Heute erinnert noch der Brunnen an dieses historische Stückchen Erde, ein Rund aus schweren Steinen mit einem Dach darauf, das erst nachträglich an der Stelle der alten Quelle errichtet wurde. Daneben gibt es eine Bank und einen Tisch für eine Rast oder eine Einkehr. Wer dort Platz nimmt und zu später Stunde dem Rauschen des Windes im Frauenwald lauscht, der kann sie vielleicht hören, die Echos all jener Begebenheiten, die sich früher hier ereignet haben mögen. Der Brunnen steht als Symbol für die Historie dieses Ortes, echtes Wasser fließt hier schon lange nicht mehr – die einzige Quelle ist vor Jahrzehnten ausgetrocknet.
Die Geschichte vom „DACHSENFRANZ“ ist nicht ganz so unbekannt, man kann sie in Wikipedia nachlesen….
Manfred
Danke für den Tipp. Bieher war mir Existenz eines Brunnens im Wald von Oberacker gänzlich unbekannt.