Der Baum des Lebens

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Die alte Weide im Kraichtaler “Auenland” ist zu jeder Jahreszeit ein magischer Ort

von Philipp Martin

Die ersten Minuten der “Herr der Ringe“ Trilogie sind mir die absolut liebsten. Bevor die Geschichte richtig düster, schwer und schicksalsschwanger wird, fängt die Kamera zu Beginn noch ein paar Szenen aus dem Auenland ein. Das gemächliche Treiben der Hobbits zur wunderschönen Filmmusik von Howard Shore. Satte, immergrüne Hügel und liebenswerte kleine Geschöpfe, die Müßiggang über alles stellen. Wussten Sie, dass es einen ganz ähnlichen Ort mitten im Kraichgau gibt? Er findet sich recht versteckt zwischen den Dörfer Oberöwisheim und Odenheim und trägt den Namen “Kleiner Kraichbach”. Gut, die “Oweroisa” leben nicht hinter kreisrunden Holztüren und der Haarwuchs auf ihren Füßen dürfte sich in Grenzen halten, aber ansonsten erinnern die sanft geschwungenen, grünen Hügel nördlich des Dorfes schon ein Stück weit an Hobbingen. Ich nenne die Gegend daher schon seit Jahren das Kraichtaler Auenland. Wer es kennt, gibt mir vielleicht recht.

Bei besagter Gegend handelt es sich seit mittlerweile 33 Jahren um ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet. Die rund 100 Hektar Fläche beinhalten die typische Kraichgauer Naturlandschaft, die es zu schützen und zu bewahren gilt. Laut Landesumweltamt finden sich hier Keupermergelhänge, Hohlwege, Stufenraine und quellenreiche Talauen als Lebensraum für eine große Zahl unterschiedlicher Lebensgemeinschaften der Tier- und Pflanzenwelt. Mitten durch das herrliche, markante Grün dass seine Schönheit zu jeder Jahreszeit bewahrt, fließt der kleine Kraichbach. Zudem findet sich entlang seines Laufes der ursprünglich künstlich angelegte Pfannwaldsee, der aber heute als Biotop vielen Pflanzen und Tierarten ein Zuhause bietet.

So schön der See auch sein mag, mein persönliches Herzstück des Auenlandes ist die alte Weide in seiner Mitte. Wie gemalt steht sie dort inmitten des stets feuchten Grünlandes, umrandet von Wald und dem gluckernden Bach dahinter. Majestätisch sieht sie zu jeder Jahreszeit aus, unglaublich schön ist sie aber im Sommer, wenn unter ihren dichten, hängenden Zweigen ein kleiner Ort außerhalb von Raum und Zeit entsteht. Wer hier sitzt, sich mit dem Rücken an den mächtigen Stamm lehnt und dem Rauschen des Windes in der dichten Krone lauscht, der vergisst schnell alles um sich herum.

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2 Gedanken zu „Der Baum des Lebens“

  1. Wunderbarer Augenöffner. Wir die etwas mehr mit der Natur verwachsen sind müssen immer wieder zeigen, dokumentieren, erklären und erinnern wie schön unsere Heimat ist. Oft wirkt das besser als alle Mahnungen und Verbote.

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