Als Bretten über Nacht badisch wurde

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Vor genau 220 Jahren wurde die alte Stadt ein Teil Badens.

Ganz genau 22 Jahrzehnte ist es nun her, dass am 25. Februar des Jahres 1803 im alten Rathaus von Regensburg der sogenannte Reichsdeputationshauptschluss gefasst wurde. Hinter diesem sperrigen Wort verbirgt sich nicht weniger als ein komplexes Gesetz, das die Neuordnung der Gebiete links des Rheines regeln sollte. Diese waren als Folge der napoleonischen Kriege an Frankreich gefallen, die geschröpften Fürsten sollten für den Verlust ihrer Ländereien mit kirchlichen Gebieten rechts des Rheines entschädigt werden. Was vorher der Kirche gehört hat, sollte danach weltlichen Adligen gehören, ein Vorgang der auch als Säkularisation bekannt ist. Auch wurde das zuvor stark fragmentierte und zerstückelte Reichsgebiet neu geordnet, zugunsten von Ländern wie Bayern, Württemberg oder eben auch Baden.

Auch unsere Heimat war von diesem Prozess stark betroffen, insbesondere die alte Stadt Bretten. Im 18.Jahrhundert war diese noch ein Teil des kurpfälzischen Reiches und jenes Verwaltungsbezirkes, der sich damals Oberamt Bretten nannte. Neben Bretten gehörten dazu auch Diedelsheim, Gölshausen, Rinklingen, Heidelsheim, Weingarten, Mühlbach, Eppingen und Zaisenhausen. Damals lebte im Oberamt Bretten nur die sprichwörtliche Handvoll Menschen, die Bevölkerung hatte sich nach dem verlustreichen Dreißigjährigen Krieg im vorigen Jahrhundert kaum erholt. 1760 zählte Bretten gerade 300 Einwohner, alleine Heidelsheim kam damals schon auf 200.

Bild: (c) Hügelhelden.de

Mit dem oben beschriebenen Reichsdeputationshauptschluss wurde die Kurpfalz aufgelöst, das Oberamt Bretten fiel in der Folge an das Land Baden. Daraufhin wurde daraus das Bezirksamt Bretten, welches in dieser Form bis in die NS-Zeit 1936 fortbestehen sollte. Von Beständigkeit konnte in der Zusammensetzung des neuen Bezirksamtes Bretten aber keine Rede sein, in den ersten Jahren seiner Gründung änderte es unerschöpflich seine Beschaffenheit.

Knapp 20 Jahre nach dem Hauptschluss waren 23 Ortschaften enthalten, darunter die heutigen Brettener Stadtteile, nahezu das gesamte, heutige Kraichtal, Oberderdingen, Gondelsheim und mehr. Erst 1936 wurden diese 23 Ortschaften in vier Bezirke aufgeteilt, Bretten gehörte fortan zum Bezirksamt Karlsruhe.

Doch auch wenn über all die Jahrzehnte hinweg die Landkarten immer wieder neu geordnet wurden, hat sich doch eines seit besagtem Februartag im Jahr 1803 nicht mehr geändert – Bretten ist seither ein Teil Badens.

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