Davids Arche

| ,

Mit seinem von weitem sichtbaren “Holzhaus” bei Münzesheim setzt Jungwinzer David Klenert alles auf eine Karte

Die Liebe zum Weinbau hat in Davids Familie eine Generation übersprungen. Sein Opa hatte bereits ein eigenes Weingut in Kürnbach und das hat es dem kleinen David schon in jungen Jahren richtig angetan. Er verbrachte so viel Zeit wie es ging beim Opa, half ihm bei der Weinlese und beim Keltern der edlen Tropfen. “Mein Opa war meine Inspiration“, erinnert sich David, der daraufhin beschloss, Wein zu seiner Mission zu machen. Er studierte Weinbau und Önologie in der Pfalz, arbeitete auf einem Weingut in der Schweiz und später auf dem Sulzfelder Reblandhof.

2015 machte er sich schließlich in Münzesheim selbstständig, kelterte aus Kraichtaler, Kürnbacher und Sulzfelder Trauben seine erste Charge Wein. David mag die vielen kleinen Eigenheiten, die diese Arbeit mit sich bringt, die Finesse, die es braucht, um das Endergebnis im eigenen Sinne zu beeinflussen. Dabei kommt es auf unzählige kleine Faktoren an – vom richtigen Wetter, über die verwendeten Werkzeuge bis hin zum perfekten Timing…und dann wäre da natürlich noch eine ordentliche Portion Glück – welcher Winzer weiß das nicht.

Davids Weingut ist bislang auf mehrere Örtlichkeiten verteilt. Verkauf, Büro und etwas Stauraum gibt es im Ortskern von Münzesheim, am Ortsrand findet sich weitere Lagerfläche und in Sulzfeld hat er einen Weinkeller angemietet. Das bedeutet in der Konsequenz viel Logistik, viel Fahrerei, reichlich Sprit und zeitlicher Aufwand. 2018 dachte David daher das erste Mal über einen Neubau nach, ein echtes eigenes Weingut nach seinen Vorstellungen und nach seinen Bedürfnissen. Ein paar Jahre brauchte dieser Gedanke, um zu reifen, vor zwei Jahren entschloss sich David dann, alles auf eine Karte zu setzen, “all in” zu gehen, wie man beim Poker sagen würde. “Wenn schon, denn schon”. Ohne einen Investor oder üppige Rücklagen nahm er einen stolzen Kredit in Millionenhöhe auf und beschloss, am Ortsrand von Münzesheim ein eigenes Weingut zu errichten, dabei zu klotzen und nicht zu kleckern. Ein echtes Wagnis für den jungen Familienvater, das ihm neben Anerkennung auch Neid und Missgunst einbringt – wieso, das weiß David selbst nicht genau zu sagen. “Manche Leute haben aufgehört mit mir zu sprechen, ich weiß nicht wieso” erzählt er resigniert, will sich von diesem Destruktivismus aber nicht runterziehen lassen.

Seit drei Jahren ist er quasi nonstop im Einsatz, um seinen Traum eines eigenen Weingutes mit angeschlossener Eventlocation wahr werden zu lassen. Wie jeder Bauherr muss er dabei mit reichlich Unerwartetem, dem einen oder anderen Rückschlag und vor allem jeder Menge Bürokratie kämpfen. Von der Einspeisung des Stroms der großen Solaranlage auf dem Dach bis hin zum Anschluss an das Wegenetz und die Versorgungsleitungen – alles musste in einem großen Papierkrieg ausgefochten werden. Um den Preisschwankungen bei Material nicht völlig ausgeliefert zu sein, hat David sogar eine eigene Lagerhalle angemietet und alles, was nur irgendwie ging, dort schon vor Jahren und Monaten eingelagert. “Alleine die Preiserhöhungen beim Dämmmaterial hätten mein Budget sonst heute überfordert“, erzählt er ein bisschen stolz.

Mittlerweile ist das Bauwerk, das aufgrund seines landwirtschaftlich-privilegierten Status im Außenbereich errichtet werden durfte, schon von weit her sichtbar. Die Fassade ganz aus Schwarzwälder Lärchenholz kann man schon von der Landesstraße von Richtung Unteröwisheim kommend sehen. “Jeder hat dafür zwischenzeitlich einen anderen Namen” lacht David.. “Manche sagen die “Arche”, manche das “Baumhaus” und ein paar Bauarbeiter nennen es die “Bretterbude”. Von der Nähe betrachtet wirkt das Gebäude übrigens deutlich größer und imposanter als noch aus der Ferne. Auf dem Dach gibt es eine riesige Terrasse mit Blick bis nach Sternenfels, vor der verglasten Eventfläche im Erdgeschoss wird derzeit ein Schauweinberg angelegt. Veranstaltungen soll es hier sehr regelmäßig geben, sie sind Teil von Davids Konzept. Jeder kann hier sein Fest ausrichten, zudem wird es natürlich Weinproben, Fortbildungen und diverse weitere Events rund um das Thema Wein geben.

Der Neubau soll dabei explizit nicht für ein Upgrade des Weingutes Klenert in die preisliche oder elitäre Oberliga der regionalen Winzer stehen. “Ich will Wein für jeden machen, auch die Events sollen kostentechnisch im unteren Mittelfeld liegen“, versichert David.

Eingeweiht werden soll das neue Weingut vom 7. bis zum 9. Juli mit einem rauschenden Fest mit Live-Musik und allem drum und dran. Eingeladen ist jeder, der Lust hat dabei zu sein, stellt David klar, es soll ein Fest sein für wirklich alle. Danach beginnt in der Arche Davids neuer Alltag und die Bewährungsprobe für das, was hier unter vollem Einsatz entstanden ist. Den Druck, die millionenschwere Investition wieder hereinzuholen, spürt David natürlich schon auf seinen Schultern, aber mit Druck kennt sich ein Winzer aus. Ohne ihn fließt schließlich kein Tropfen Wein aus der Presse.

Vorheriger Beitrag

Das Herz der Bahnstadt beginnt zu schlagen

Eisenhart durchs Hügelland

Nächster Beitrag

12 Gedanken zu „Davids Arche“

  1. Schöne Reportage, welche auch die Probleme erwähnt. Als Touristiker und Freund des Weines, freue ich mich über alle innovative, mutige Weingüter in der Region. Dankeschön!

  2. Auch wenn ich immer noch daran kaue, dass schon wieder im Aussenbereich versiegelt werden musste…, ich bewundere den Mut und werde versuchen so viel Wein zu trinken, dass der ökologische Nutzen den Landschaftverbrauch rechtfertigt. Prost !

    • Ich glaube, dass dieser Landschaftsverbrauch sich nie amortisiert. Dazu kommt noch der ganze Verkehr.
      Wo sind denn die Weinberge? Aussenrum bestimmt nicht.
      Wie kann sowas überhaupt genehmigt werden?
      Landschaftsschutzgebiet Kraichgau – wohl eine Farce!

      • Ich finde es mutig und richtig, wenn in Kraichtal was geht – hier wird keine Fabrik gebaut sondern ein Weingut. Hier wurden auch keine wertvollen Streuobstwiesen oder Hecken zerstört sondern flurbereinigte Flächen genutzt, welche wahrscheinlich eh mit zu viel Pestiziden und Dünger für Monokulturen behandelt wurden. Ich finde dieses ewige Genörgel nur nervig!

  3. Alles schön und gut, aber es hätte bestimmt auch andere Möglichkeiten gegeben als so ein Ding in die Pampa zu setzen.

  4. Nun es hat so einen Bekanntheitsgrad bekommen. Ich kenne ihn nicht ,aber es ist schön wenn heutzutage bei dem Risiko,etwas für alle entsteht.Viel Glück!!

  5. Welche denn Herr Gernot? Nennen Sie doch mal Ross und Reiter! Herr Klenert, in Deutschland ist die höchste form der Anerkennung der NEID !! Und Neider gibt es immer wieder. Diese Neider wird man leider nicht los. Ich fahre ein altes Auto und immer, wenn ich unterwegs einen Gleichgesinnten treffe, dann grüße ich freundlich, ganz gleich welche Marke er oder sie fährt. Beim Feinschmecker las ich vor einiger Zeit, die besonderen Empfehlungen ihre Weingutes . Leider sind Sie nicht mehr vertreten. Schade eigentlich.

    • Ggf. wäre ein bereits vorhandenes Gebäude nutzbar gewesen.
      Neid ist mir wesensfremd.
      Ich fahre auch ein altes Fahrzeug, grüsse aber auch die Nichgleichgesinnten. Das ist die größere Kunst.
      Den Feinschmecker und seine Empfehlungen kann ich mir leider nicht leisten.

  6. Ich kann nicht nachvollziehen, dass man so einen Neubau einfach genehmigt, ohne dass die zugehörige landwirtschaftliche Fläche, sprich Rebanlagen dort vorhanden sind. Eventverstaltungen im Aussen Bereich scheint der Hauptgrund zu sein, das sehe ich kritisch. Das hat für mich mit einem Weingut nichts zu tun.

  7. Glückwunsch! Nur mit Investition kann man erfolgreich werden :) Lieber David, wir wünschen Dir einen unendlichen Erfolg 🍀🍾🥂 und freuen uns schon heute auf die Eröffnung!
    Passendes Objekt, zu gutem TEAM und gutem Wein ❤️🍾

  8. Ich verstehe die Aufregung nicht. Dieses Weingut tut sehr viel für die Umwelt. Humusaufbau, Begrünung, Blühpflanzen, Verzicht auf Herbizide, Insektizide usw.
    Viel wichtiger wäre es, gegen die vielen Schottergärten vorzugehen. Obwohl verboten werden es immer mehr, das schadet unserem Klima und macht unsere Dörfer zu Steinwüsten.
    Klasse Wein, weiter so!

Kommentare sind geschlossen.