Das Odenheimer Freibad ist nicht hip, nicht modern oder groß, aber dennoch die heimliche Perle unter den Kraichgauer Freibädern.
Bald beginnt sie wieder, die Zeit der Freibäder. Schließen Sie die Augen und malen sie sich das Bild aus: Vergnügtes Kindergeschrei, das Wasserplatschen, der Geruch von Sonnenmilch, Pommes und etwas Chlor… Nach Jahren der Dürre und der Entbehrung verspüren wir brennende Sehnsucht nach dem Sommer… einem richtigen Sommer. Mit menschlicher Nähe, Seite an Seite und ohne Abstand.
An heißen Tagen geht dabei nichts über einen Besuch im Freibad.. die Sonne auf der Haut, die Füße im kühlen Wasser. Im Kraichgau hat man hierbei die Qual der Wahl, eine unerschöpfliche Auswahl an Möglichkeiten. Es gibt große Spaßbäder mit Rutschen, Wildwasserkanälen und Co, Naturbäder mit viel Grün drumherum und die städtischen Freibäder, die im Sommer aus allen Nähten krachen.

Wer aber das authentische, liebenswerte und durch und durch ehrliche Freibad-Gefühl seiner Jugend wieder erleben möchte, der sollte unbedingt das Odenheimer Freibad kennenlernen. Hier steht die Welt still, hier darf sie das. Für die einen herrscht hier immer der der Sommer 1985, für andere jener aus dem Jahre 1975 oder auch 1955… Das Odenheimer Freibad ist zeitlos schön und muss sich nicht ständig neu erfinden, ständig neu definieren… Ein Kassenhäuschen, ein Schwimmbecken, ein Planschbecken für die ganz Kleinen und ein Kiosk…mehr braucht es nicht.

2 Euro kostet der Eintritt für Kinder, 3 Euro für Erwachsene…geschenkt eingedenk der hohen Betriebskosten. Man kommt an, legt sein Geldstück auf das Fensterbrett des Kassenhäuschens und taucht ein… es gibt immer einen Liegeplatz auf der von schattigen Bäumen gesäumten Wiese.. oder einen Stuhl auf Ismaels Terrasse für ein Hefeweizen oder Pommes Schranke. Ab und zu schlendert man hinüber zum Becken und zieht ein paar Bahnen in dem kleinen, blauen Rechteck…ansonsten wird gedöst und geschwatzt. Das ist echtes Lebensgefühl Marke Odna.
Aus unserem Archiv: Das Odenheimer Freibadfest 2017
Auf ihr Freibad dürfen die Odenheimer wirklich stolz sein, entspringt es doch ihrer eigenen Hände Arbeit. In gerade einmal zehn Wochen wurde es als Gemeinschaftsleistung des damals noch eigenständigen Odenheim anno 1936 im wahrsten Sinne des Wortes aus der Erde gestampft. Durch sehr viel ehrenamtliche Arbeit – sogar der Architekt verzichtete auf sein Honorar – kam die kleine Gemeinde auf diese Art und Weise an ihr eigenes Freibad. Der Heimatkundliche Arbeitskreis hat die Geschichte des Bades aufwendig recherchiert und niedergeschrieben. Besonders viele, spannende Details lassen sich einem Zeitungsbericht anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von 1986 entnehmen. Demnach erlebte das kleine Bad in den ersten Jahren seines Bestehens einen echten Höhenflug. In den frühen 40er Jahren besuchten zeitweilig mehr als 600 Menschen das Freibad – an einem einzigen Tag.

Die große Zahl an Besuchern war auch eine echte Herausforderung – gab es doch damals noch keine chemische Chlorung oder eine Aufbereitung des Wassers. Gespeist wurde das kleine Freibad von einem kleinen, dem Siegfriedbrunnen entspringenden Bächlein. Dennoch kippte das Wasser regelmäßig, aufgrund der großen Auslastung des kleinen Bades nutzten damals viele Menschen das Freibad als öffentliche Badeanstalt und wuschen sich dort den Staub des Alltags vom Körper. Immer wieder musste das Becken abgelassen und neu gefüllt werden, gerade in den dürren Sommern eine echte Zerreißprobe für den angespannten Wasserhaushalt. Stück für Stück wurde die Technik über die Jahre aufgerüstet, zuerst durch eine simple Dusche mit Handpumpe, später durch einen Anschluss an das öffentliche Leitungsnetz. Erst 1963 erhielt das Odenheimer Freibad eine Aufbereitungsanlage, das Wasser wurde fortan umgewälzt und durch Filter gereinigt.

Auch drumherum tat sich so einiges. Ein Sprungbrett kam hinzu, die hölzernen Umkleidehäuschen wurden durch massives Steinbauten ersetzt und die einfachen Latrinen modernisiert. Dennoch war der Zenit des kleinen Bades als Publikumsmagnet bereits in den 60er Jahren erreicht, als durch die zunehmende Motorisierung plötzlich auch andere Bäder, Seen und Freizeiteinrichtungen in greifbare Nähe rückten.
Der treue Kern der Odenheimer ist seinem Freibad aber immer treu geblieben, über all die Jahrzehnte hinweg. Deswegen steht es noch immer da, das kleine Bad am Rande Odenheims nahe des Felsenkellers. Gerade bereitet es sich wieder darauf vor, erneut aus dem Winterschlaf zu erwachen. Wie jeden Frühling – seit 86 Jahren.



