Steffen und Michael haben bei Flehingen das komplizierteste Labyrinth im Kraichgau ausgetüftelt
Der Mais raschelt als wir durch die langgezogenen und kerzengrade geschnittenen Korridore wandeln. Der Boden gibt etwas nach – die Spuren des Dauerregens der vergangenen Tage. Da, wieder eine Abzweigung. Geht es nun nach rechts oder nach links? Egal, einfach frei Schnauze. Als wir nach 20 Minuten immer noch keinen der vier Checkpoints gefunden haben wird klar – dieses Maislabyrinth ist eine wirklich harte Nuss. Nach weiteren 20 Minuten ziehen wir die Reißleine und verlassen den Irrgarten durch einen der vier ausgeschilderten Notausgänge. Dort warten bereits Steffen und Michael mit einem breiten Grinsen auf uns. Die beiden haben in einer logistischen Mammutaufgabe das wohl komplizierteste Labyrinth weit und breit in ihr Maisfeld gefräst.
Steffen ist der älteste Sohn der Bauernfamilie Lämmle-Hofmann auf ihrem Milchhof bei Flehingen. Er ist durch und durch Landwirt, gelassen, fröhlich und ein stoischer Schaffer. Das Landleben ist seine ganze Welt und die möchte er anderen gerne zeigen. Das Maislabyrinth hat er nicht wegen der paar Kröten angelegt, die jeden Monat in die kleine Selbstzahlerkasse wandern – vielmehr geht es ihm darum einen Kontakt zwischen den Menschen und der Landwirtschaft herzustellen. Jeder, das betont er, ist auf seinem Hof willkommen um sich selbst ein Bild zu machen wie auf dem Land gearbeitet und gelebt wird. Er will mit den vielen Vorurteilen und Klischees aufräumen, mit denen sich die Bauern in viel zu oft verbreiteten Bildern in der Gesellschaft herumschlagen müssen. Wer das Maislabyrinth besucht, darf gerne noch einen Blick in die Ställe werfen und sich selbst davon überzeugen wie gut die Tiere auf seinem Hof leben.
Mit dem Maislabyrinth will er die Menschen auf das Landleben und die Landwirtschaft neugierig machen und hat sich deswegen mit der Ausgestaltung des Irrgartens besonders viel Mühe gegeben. Zusammen mit seinem Landarbeiter Michael hat er das gesamte Feld akribisch vermessen und auf dem Reißbrett jeden Gang und jede Kreuzung zentimetergenau geplant. Dabei haben sich die beiden nicht auf technische Spielereien wie eine computergestützte GPS-Vermessung verlassen, sondern tatsächlich alles auf dem Papier händisch ausgetüftelt. Herausgekommen ist ein XXL Labyrinth auf einer Fläche von rund 2,2 Hektar. Drinnen gibt es 4 Stationen auf denen man seine Laufkarte mit farbigen Stempeln abarbeiten kann. Wer es schafft mit den passenden vier Stempeln den Ausgang zu erreichen, darf sich rühmen das wohl kniffligste Labyrinth im Kraichgau geknackt zu haben. Ein bisschen Zeit sollte man übrigens mitbringen, die schnellsten Abenteurer lösen das Labyrinth in rund einer Stunde, nicht wenige haben aber nach zwei Stunden oder mehr schon frustriert aufgegeben, erzählt Steffen. Für Kinder gibt es übrigens ein kleines Labyrinth nebenan, das nicht so fordernd wie sein großer Nachbar ist.
Und wenn man sich doch einmal hoffnungslos verlaufen hat? Dafür haben Steffen und Michael extra vier Notausgänge eingebaut die gut ausgeschildert von überall im Labyrinth aus zu erreichen sind. Falls es wirklich mal richtig dicke kommt, kann man natürlich jederzeit mit dem Handy einen Notruf absetzen und die Crew des Milchhofes eilt sogleich zur Rettung.
Die Kosten für den Spaß liegen bei 3 € pro Erwachsenem und 2 € pro Kind, der Betrag kann einfach in das kleine Kässle am Eingang eingeworfen werden. Dort finden sich nicht nur die Spielregeln für das Labyrinth sondern auch eine XXL-Couchlandschaft sowie ein kleiner Holzkohlegrill für alle die einen schönen Halbtagesausflug auf den Milchhof unternehmen wollen.
Von uns gibt es alle Daumen nach oben, ein derart kniffliges Labyrinth haben wir bisher noch nirgends erlebt. Schauen Sie vorbei, rätseln sie gemeinsam im Irrgarten, stöbern Sie ein bisschen im kleinen Hofladen und streicheln sie die süßen Kälbchen auf dem Milchhof.
Sie finden den Hof nahe der Landesstraße 554 zwischen Gochsheim und Flehingen, die Ausfahrt ist gut sichtbar ausgeschildert. Geöffnet hat das Labyrinth jeden Tag von 8 Uhr bis 20 Uhr noch bis mindestens Ende September.