Seit über 40 Jahren pilgern Mensch und Tiere nach Bauerbach um dort bei der Pferdesegnung den Beistand Gottes zu erbitten.
Sonntagmorgen im kleinen Brettener Stadtteil Bauerbach. Noch zieht ein laues Lüftchen durch die Gassen, doch schon jetzt lässt sich erahnen, dass auch dieser Junitag wieder reichlich trockene Hitze zwischen den Hügeln wabern lässt. Es ist ruhig vor dem Hauptportal der Pfarrkirche St. Peter, erstaunlich eingedenk der vielen Menschen und Tiere, die hier geduldig auf ihren Aufbruch warten. Man hört das gedämpfte Gemurmel der Menschen, das Klirren der Geschirre und das ungeduldige Klappern der Hufe auf dem Asphalt.
Während drinnen die letzten Minuten des Gottesdienstes laufen, stehen vor der Kirche unter anderem der Landtagsabgeordnete Ansgar Mayr, Brettens Bürgermeister Michael Nöltner und selbstverständlich Bernd Dickemann, den man in Bauerbach nur liebevoll den “Pferdepatron” nennt. In bestickter Weste, kurzärmeligem Hemd und dem obligatorischen Strohhut eilt er von einem Gespann zum anderen, grüßt Kutscher, Reiter, streichelt den stolzen Tieren die glänzenden Flanken und dampfenden Nüstern. Er war es, der das Ritual der Pferdesegnung in Bauerbach eingeführt hat – vor über vier Jahrzehnten. Seither finden jedes Jahr hunderte Menschen und Pferde den Weg in das kleine Kraichgaudorf, um traditionell in der Woche vor dem Peter und Paul Fest den Segen Gottes zu erbitten.
Das Ritual läuft dabei immer gleich ab, zwischenzeitlich schon zum 41. Mal. Nach dem Gottesdienst in der Pfarrkirche setzt sich die Prozession in Bewegung. Vorneweg die Musikanten des Musikvereins, gefolgt von Pfarrer Wolfgang Streicher und Diakon Robert Austen hoch zu Roß und schließlich all die Reiterinnen und Reiter, Gespanne, Wagen, Kutschen, Pferde und Ponys. Unter den wohlwollenden Blicken unzähliger Menschen, nicht nur aus Bauerbach, sondern auch angereist teilweise aus großer Entfernung, bewegt sich der Tross feierlich zum Gelände der Mehrzweckhalle Bauerbach am anderen Ortsende.
Dort beginnen die Geistlichen nach den obligatorischen Ansprachen und den Klängen der Parforcehornbläsergruppe mit den Segnungen. Mensch und Tiere werden mit geweihtem Wasser benetzt, erhalten zum Andenken an diesen besonderen Moment die Schleife in gelb und weiß. Das religiöse Ritual soll für Mensch und Tier den Schutz Gottes erbitten, ist aber auch ein Zeichen der Stärkung der Gemeinschaft und überdies ein Stück Bauerbacher Identität.