Brenne Schneemann, brenne. 120 Jahre Bruchsaler Sommertagszug

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Jahr für Jahr sorgen rund 1000 Bruchsaler Kinder für die endgültige Vertreibung des Winters

Vom Winter war an diesem Wochenende tatsächlich absolut nichts mehr zu bemerken. Das Wetter in Bruchsal zeigte sich nicht nur von frühlingshafter sondern mit knapp 30 Grad schon gleich von seiner sommerlichen Seite. Doch Tradition ist Tradition und deshalb galt es Väterchen Frost ordentlich Feuer unterm Hintern zu machen. Über 1000 Kinder aus Bruchsal begleiteten den Winter in Gestalt eines riesigen Schneemanns auf seinem letzten Gang in diesem Jahr. Ein riesiger Umzug durch die Innenstadt, gesäumt von unzähligen Zuschauern, bunt dekoriert und dabei fröhlich die alte Brusler Mundartweise trällernd: „Schtrieh, Schtrah, Schtroh, der Sommerdag isch do“. Sie alle folgten dem großen Schneemann, mit seinem Maibäumchen und der Brezel in Händen bis zum Innenhof des Schlosses, wo der Pappmaché-Kamerad schließlich in Brand gesteckt wurde.

Der Geschichte nach wurde dieses Ritual vor recht genau 120 Jahren ins Leben gerufen. So war es der Bruchsaler Wirt Ferdinand Keller, der den Schneemann am 11. März des Jahres 1902 das erste Mal in Flammen aufgehen ließ. Aus etwas einmaligem wurde eine Institution und später eine Tradition. Ausgetragen wurde das Spektakel dabei mitunter auf dem Holzmarkt, auf dem Friedrichsplatz dort wo heute der Drogeriemarkt steht, beim alten Bergfried und in den letzten Jahrzehnten schließlich im Schlosshof. Der Sommertagszug ist seither eine eigentlich unverhandelbare Konstante im Kulturkalender der Stadt. Bis auf wenige Ausnahmen und selbstredend die Jahre des Zweiten Weltkrieges, wurde das Ritual mit erstaunlicher Brusler Beharrlichkeit ausgetragen.

Zuletzt häuften sich allerdings die Ausfälle, 2017 war das schlechte Wetter schuld – in den vergangenen beiden Jahren dann Captain Covid. Nun ist der Sommertagszug wieder zurück in der Stadt, hoffentlich fortan ohne jedwede Umstände, die eine Absage nach sich ziehen könnten. Für Bruchsaler Kinder ist das Ritual eines der absoluten Highlights des Jahres. Das war bereits 1902 so und das ist es auch noch 120 Jahre später – anno 2022.

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