In der Gochsheimer Krone schmeckt´s wie Zuhause
Heute haben wir Lust auf Hausmannskost. Wir parken auf dem großen Schotterplatz unter dem kleinen Zwergenhäuschen, überqueren die Straße und öffnen die schwere Eingangstüre des Landgasthofes Krone. Warmes Licht und mollige Wärme schlagen uns entgegen. Am Tresen steht Mama Margarete und empfängt uns mit einem freundlichen Lächeln, sowie sie es schon ihr ganzes langes Wirtsleben tut. Wir nehmen am wohlig warmen Kachelofen Platz und lassen die Blicke durch den Raum wandern. Der große Gastraum wirkt durch seine helle Holzvertäfelung sehr gemütlich und die liebevolle Dekoration tut ihr übriges. Auf dem Ofen steht ein kleiner tönerner Clown an eine Uhr gelehnt und pfeift zur vollen Stunde ein Liedchen. So wie heute hat es in der Krone aber nicht immer ausgesehen.
Vor knapp 20 Jahren nahm die Familie Vogel einen siebenstelligen Kredit auf und renovierte das alte Gasthaus von Grund auf. Seit 4 Generationen führen die Vogels das altehrwürdige Gemäuer schon durch ruhige und stürmische Zeiten. Das Gasthaus selbst ist schon seit über 250 Jahren ein Teil des Gochsheimer Stadtbildes. 1928 übernahmen die Großeltern von Margarete das Traditionshaus, in dem sogar schon Napoleon eingekehrt sein soll. Heute führt Alexandra Vogel das Zepter, tatkräftig unterstützt durch Mama Margarete. Bis vor zwei Jahren war auch noch Papa Rudolf an Bord, doch dieser starb 2014. Seither stemmen Mutter und Tochter gemeinsam sowohl die Arbeit im Gasthaus als auch in der Pension. Durchschnittlich 17 Stunden müssen sie dafür jeden Tag ranklotzen. Einkaufen, Zimmer machen, Putzen, Buchhaltung, Kochen, Servieren und tausend andere Dinge mehr fallen jeden Tag an.
So etwas auf Dauer durchzuziehen geht nur mit viel Liebe zum Beruf und den schmeckt man bei der gelernten Köchin Alexandra auch mit jedem Bissen. Ihr Cordon Bleue mit Bechamel-Rahmsoße gehört in jedem Fall mit zu den drei Dingen, die wir auf eine einsame Insel mitnehmen würden. Doch damit nicht genug: Die Salate vom nahen Luisenhof sind zart und knackfrisch, die Bratkartoffeln rösch und knusprig und die Medaillons so zart, dass sie fast im Munde zerfließen. Nach dem Essen kann man sich gemütlich an die grünen, warmen Kacheln des großen Ofens lehnen und ein Teil des Gochsheimer Dorflebens werden. Am Stammtisch nebenan werden alte Geschichten ausgetauscht und ab und zu auch Karten gespielt. Die Gochsheimer sind ihrer Krone treu und verbunden, wenn auch der Nachwuchs in der regelmäßigen Runde am großen Eichentisch leider ausbleibt. Mit jedem verstorbenen Stammtisch-Mitglied bleibt ein weiterer Stuhl leer, stellt Mama Margarete melancholisch fest. Doch auch dafür wird sich eine Lösung finden lassen, sind sich die beiden taffen Frauen sicher. In den 250 Jahren der alten Krone hat sich immer ein Weg gefunden. Sie stand schon da als die Amerikaner ihre Unabhängigkeit erklärten, sie stand schon da als in Salzburg der große Mozart das Licht der Welt erblickte und sie wird auch noch morgen da sein…was immer dann auch sein mag.