Rock die Weide – Vol. 4
Zum vierten Mal lassen Steffen und Jessy die Flehinger Hügel erbeben.
Da stehen sie im sanften Nieselregen… die drei von der Weide: Jessy, Steffen und unter Jessys mittlerweile sichtlich gewölbtem, schwarzem Kleid ihr größtes gemeinsames Projekt. Größer als alle drei vorhergehenden Ausgaben von „Rock die Weide“ zusammen. Es ist ein sehr ereignisreicher Sommer für die kleine Familie: Gerade haben sie geheiratet, der Nachwuchs ist unterwegs, und in wenigen Tagen startet ihr gemeinsames, kulturelles Baby in sein viertes Jahr: das große Open-Air „Rock die Weide“.
Man kann gar nicht oft genug betonen, wie einmalig dieses Ereignis im Kraichgau und weit darüber hinaus ist. Ein Festival, auf die Beine gestellt von zwei engagierten Hügelländern, die wahrlich genug zu tun haben und sich dennoch bereits zum vierten Mal in Folge dazu bekennen. Steffen als umtriebiger Junglandwirt, der von früh bis spät auf dem Milchhof der Familie arbeitet, stellt dennoch nebenbei Dinge wie das Maislabyrinth, die Horrornacht im selbigen oder eben das auf zwischenzeitlich rund 2000 Besucher angewachsene Festival auf dem heimischen Acker auf die Beine. „Es gibt zwar schon Tage, an denen ich mich frage, warum ich das mache, aber es macht eben auch verdammt viel Spaß“, erzählt er, und man kann förmlich fühlen, wie lang die To-do-Liste ist, die er jedes Jahr abzuhaken hat, bevor der erste Akkord auf der Bühne angerissen wird. Alles, aber auch alles will organisiert sein. Gemeinsam mit seiner Frau Jessy, die als Friseurin in Gondelsheim arbeitet, stellt er etwas auf die Beine, was andernorts ein ganzes Team beschäftigen würde. Genehmigungen wollen eingeholt, Lärmgutachten erstellt, Versicherungen abgeschlossen, Getränke und Lebensmittel bestellt, ein Helferteam akquiriert und eingeteilt werden… Gut, dass die beiden ein derart riesiges soziales Netzwerk haben (nicht online, sondern ganz real, analog und offline im echten Leben), das unzählige Freunde und Verwandte ihnen jedes Jahr unter die Arme greifen.
60 bis 70 Helferinnen und Helfer finden sich jedes Jahr bereits frühzeitig auf dem Acker ein, um alles vorzubereiten, wenn am Wochenende bis zu 2000 Musikfans ins Herz der Hügel pilgern, um gemeinsam zu feiern. Die Logistik ist dabei von entscheidender Wichtigkeit. Dazu gelernt und Lehrgeld bezahlt wird im Grunde jedes Jahr. Mittlerweile läuft der Ticketverkauf nicht mehr händisch, sondern über einen Dienstleister; rund zehn Teammitglieder scannen am Eingang mit ihren Smartphones die entsprechenden Einlasscodes, sodass alles wie am Schnürchen läuft. Auch das Thekenteam ist in großer Mannstärke am Start: Niemand soll lange auf sein kühles Bier, seinen Cocktail oder seinen Wein warten.
Doch vor dem Feiern kommt erst mal die Anreise. Auf dem Acker gibt es einen großen, ausgewiesenen Parkplatz und Dutzende Helfer, die die Fahrzeuge auch noch im Dunkeln einweisen können. In diesem Jahr soll erstmals auch ein Shuttleservice ab der Bahnstation Oberderdingen/Flehingen angeboten werden, der zwischen 17:30 Uhr und 20:30 Uhr zwischen dem Milchhof und dem Vorplatz der Haltestelle pendelt. Für die Rückfahrt am späteren Abend steht dann ein Taxiunternehmen Gewehr bei Fuß.
Bereits jetzt laufen die Aufbauarbeiten für „Rock die Weide“: Die große Bühne wird montiert, die Sound-Anlage verkabelt, Beleuchtung, Erste-Hilfe-Zelt, Backstage-Bereich, Verpflegungshütten, Toilettenwagen und, und, und. Für viele der beauftragten Dienstleistungen gehen Jessy und Steffen finanziell in Vorleistung. Gäbe es keine großzügigen Sponsoren für das Event, wäre das finanzielle Risiko für die junge Familie immens. Doch Gott sei Dank finden sich jedes Jahr ein paar gütige Geister, die das Vorhaben der beiden unterstützen.
Nach drei erfolgreichen Ausgaben hat sich „Rock die Weide“ bereits einen Namen im ganzen Bundesgebiet gemacht. Von überall her kommen Anfragen von Bands, die hier auf den Flehinger Feldern spielen wollen. Schon im November haben Jessy und Steffen daher mit der Auswahl und dem Booking begonnen. Das Ergebnis beziehungsweise das Line-up kann sich auch dieses Jahr sehen lassen: Es spielen die pfälzische Formation „Zweiter“ aus Landau, „Heilige Dämonen“, eine Böhse Onkelz-Coverband aus Karlsruhe, und die Sinsheimer Combo „Fate“.
Alles ist angerichtet für einen wirklich tollen Abend, ein wirklich tolles Konzert mitten in unseren grünen Hügeln. Das Einzige, das jetzt möglichst nicht passieren sollte, wäre ein ergiebiger Dauerregen bis dahin. „Wir wollen kein Wacken 2.0“, lacht Steffen, der seinen Acker natürlich genau kennt… Zu viel Wasser im Boden gäbe eine Schlammschlacht und logistische Probleme beim Transport mit schweren Fahrzeugen. Die aktuelle Wetteraussicht zeigt zwar hier und da ein paar Regenschauer, aber – so wie es aussieht – nichts Weltbewegendes und Stand heute für das Wochenende auch Sonnenschein und warme Werte.
Wer noch dabei sein möchte, kann seine Tickets online kaufen oder auf gut Glück aus dem Restkontingent an der Abendkasse. Weitere Infos gibt’s online auf der Website von „Rock die Weide“.
Ich wünsche den engagieten jungen Leuten viel Freude und vor allem, daß das Wetterchen mit spielt.