Landwirte fordern mehr Wertschätzung für ihre Arbeit
Nicht nur an der B36 bei Dettenheim oder auf der Diedelsheimer Höhe bei Bretten, sondern auch an Hunderten weiterer Orte im ganzen Land, haben Bauern am Samstagabend mit großen Mahnfeuern auf ihre Situation aufmerksam gemacht. An 650 Hotspots – im wahrsten Sinne des Wortes – versammelten sie sich mit ihren hell erleuchteten Traktoren und Schleppern rund um lodernde Feuer, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Um was geht es den Landwirten?
Einerseits geht es ganz konkret um die befürchteten Auswirkungen des aktuell verhandelten Agrarpaktes der Bundesregierung. Dieses Gemeinschaftswerk von unter anderem dem Bundesumweltministerium und dem Bundeslandwirtschaftsministerium, sieht eine Reihe von Maßnahmen vor, die den Umweltschutz stärken und dafür Auflagen für die Landwirtschaft anpassen soll.
Weil z.B. in weiten Teilen Deutschlands das Grund- und Trinkwasser mit viel zu hohen Nitratwerten belastet ist und der Bundesrepublik daher millionenschwere Strafen durch die Europäische Union drohen, soll der Einsatz von Düngemitteln zukünftig stärker reguliert werden als bisher. Vorgesehen sind verschärfte Sperrzeiten für die Ausbringung von Dünger auf Wiesen und Weiden, Schutzgebiete in der Nähe von Gewässern und eine Reduktion von Düngemitteln in belasteten Gebieten. Die Landwirte befürchten aufgrund dieser Reglementierungen einen Einbruch ihrer Erträge, Umsatzeinbußen und in manchen Fällen gar das Ende zahlreicher Betriebe.
Um was geht es außerdem?
Doch es sind nicht nur die befürchteten, wirtschaftlichen Auswirkungen des Agrarpaktes, die die Landwirte auf die Straßen treiben, es ist auch die zunehmende Entfremdung der Landwirtschaft von der restlichen Bevölkerung und die fehlende Wertschätzung der Menschen. Die Bauern fühlen sich als Buhmänner gebrandmarkt und in der gesellschaftlichen Debatte zunehmend in die Ecke gedrängt. Das Aktionsbündnis „Land schafft Verbindung“ will daher einen Dialog zwischen Politik, Bürgern und Landwirtschaft aufnehmen. Man wolle sich Reformen grundlegend nicht verschließen, dabei aber ernst- und mitgenommen fühlen, so die Meinung vieler Landwirte, nicht nur im Kraichgau.
Wie geht es weiter?
Selten gab es in der Nachkriegszeit derart große Kundgebungen und Demonstrationen, wie jene die die Landwirte überall im Land in den letzten Wochen auf die Beine gestellt haben. Ignorieren kann die Politik diese Stimmen selbstverständlich nicht, doch werden Reformen in jedem Fall kommen müssen. Der Handlungsdruck, nicht nur durch die EU, ist mittlerweile gigantisch groß.
Am Ende werden sich also alle bewegen müssen: Die Politik muss ihre Maßnahmen verträglich gestalten, um auch die kleinen Erzeuger nicht alleine zurückzulassen, Verbraucher müssen der heimischen Landwirtschaft und ihren Erzeugnissen mehr Respekt und Wertschätzung entgegenbringen und auch die Landwirte werden sich mitunter von erhärteten Positionen verabschieden und anpassen müssen.
Die Reformen werden also am Ende jedem weh tun müssen. Der Bundesregierung muss klar sein, mehr Umweltschutz kostet mehr Geld, die Konsumente müssen endlich weg von der ewigen Jagd nach den billigsten Lebensmitteln und auch die Landwirtschaft wird sich den veränderten Realitäten und den Herausforderungen der Zukunft stellen müssen. Dass sie zum Dialog bereit sind, haben sie am Wochenende einmal mehr eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht.