Als Eppingen für die abgebrannte Burg Steinsberg zahlen musste

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Kompass des Kraichgaus – Seit über 900 Jahren wacht die Burg Steinsberg über unsere Hügelland

Hügel haben wir jede Menge in unserem liebenswerten Kraichgau, daran mangelt es uns wahrlich nicht. Berge hingegen, sind deutlich seltener. Die höchste Erhebung in unserer Heimat findet sich nahe Sinsheim in Form eines Vulkankegels, dessen Höhe man sich leicht merken kann. Genau wie bei der Eselsbrücke von Issos Keilerei, passt hier die Zahl 333 als Erinnerungshilfe. 333 Meter ist der erloschene Vulkan hoch, der das letzte Mal vor etwa 55 Millionen Jahren ausbrach.

Diese Zeilen sollen aber nicht vom Steinsberg selbst handeln, sondern von dem was seinen Gipfel seit nunmehr neunhundert Jahren ziert. Im Jahre 1109 beschloss der edle Eberhard von Steinsberg, der bereits einige Jahre zuvor bei Gaggenau schon zwei Burgen errichtet hatte, genau hier eine weitere in die Höhe zu ziehen. Wie diese Urversion der Burg Steinsberg ausgesehen haben mag, darüber gibt es heute keine Aufzeichnungen mehr. Das einstige Bauwerk verschwand ebenso wie Geschlecht und Familie des edlen Eberhards. An seiner Statt erbauten – etwa zur folgenden Jahrhundertwende – die Grafen von Oettingen im Auftrag des Stauferkaisers Friedrich dem Ersten eine neue Burg – jene, die auch heute noch auf dem Steinberg zu bewundern ist. Beim damaligen Bau wurden keine Kosten und keine Raffinesse gescheut. Errichtet wurden eine zwölfseitige Mauer aus Schilfsandstein und in ihrer Mitte ein achteckiger Bergfried als weithin sichtbares Machtsymbol der Staufer.

Die gesamte nachfolgende Geschichte der Burg Steinsberg niederzuschreiben, würde hier jede Menge Platz verbrauchen, deshalb sei nur soviel gesagt: In den folgenden Jahrhunderten wechselte die Burg unzählige Male den Besitzer, bis sie schließlich anno 1517 den Herren von Venningen zugesprochen wurde. In deren Besitz sollte die Burg dann tatsächlich bis ins Jahr 1972 bleiben.

Eine große Zäsur in der Geschichte der imposanten Anlage, war das Jahr 1525. Am 12.Mai brannten aufständische Bauern im Zuge der Bauernkriege die Burg nieder. Da die Brandstifter dereinst aus Eppingen zum Steinsberg zogen, verurteilte die damalige Justiz die Stadt zur Zahlung eines Schadenersatzes von stolzen 5000 Gulden.

Etwa ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Burg Steinsberg Stück für Stück dem Verfall preisgegeben. Ausbleibende Instandhaltungsarbeiten und Naturereignisse wie Blitzschläge, setzten dem stolzen Bauwerk über die Jahrzehnte hinweg immer weiter zu. 1972 verkaufte die Besitzerfamilie schließlich die Burg an die Stadt Sinsheim, die seither unzählige Millionen in die Sanierung und den Wiederaufbau investiert hat und immer noch investiert. Heute ist die als “Kompass des Kraichgau” bekannte Burg ein beliebtes touristisches Ausflugsziel, mit einem Restaurant samt großem Biergarten im einstigen Burghof.

Von der großen Plattform am inneren Wehrgang kann der Blick kilometerweit über die Ebene schweifen – alleine für diese beeindruckende Fernsicht lohnt sich ein Besuch auf der alten Burg. Wer auf den steinernen Bänken rund um die mannsbreite und uralte Söllerlinde Platz nimmt, spürt regelrecht den Hauch der Geschichte, der an diesem Ort intensiv und spürbar weht.

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