“Keine Kartenzahlung” – Auf dem Land ist man ohne Bargeld häufig noch angeschmiert.
von Stephan Gilliar
Ein bisschen dämlich kam ich mir schon vor, als ich in diesem Frühjahr mit exakt den 600 Pfund Bargeld aus London zurückkam, die ich vorher pflichtschuldig und gegen Gebühr bei der Bank meiner Wahl gewechselt hatte. Kein Scherz, ich habe nicht einen einzigen Penny Bargeld benötigt und das – glauben Sie mir – obwohl ich es versucht habe. Egal wo ich in dieser riesigen Metropole mein hart erarbeitetes Urlaubsgeld auch an den Mann bringen wollte, überall hieß es einfach nur lapidar: no cash, cards only. Das ganze war in seiner absurden Konsequenz so skurril, dass sogar die Straßenmusiker an ihrem Gitarrenkoffer ein Kartenlesegerät befestigt hatten. Auch wenn ich mich wiederhole – kein Scherz.
Bitte seien Sie mir nicht böse, liebe Bargeld-Aficionados, das war einfach herrlich. Wo ich auch hinging, überall musste ich nur die Karte, oder noch besser das Iphone oder gleich das Handgelenk mit der Smartwatch an einen Kasten halten und Zack war die Rechnung beglichen – sogar inklusive Trinkgeld, wenn man das denn wollte. Am Ende des Urlaubs konnte ich die Liste meiner Ausgaben fein säuberlich am Smartphone durchgehen, alles überschaubar, alles auf einen Blick!
Ich gebe zu, ich bin ein Freund dieser modernen Zeitarten. Bargeld empfinde ich einfach nur als nervig, oder vielmehr selbiges immer irgendwo auftreiben zu müssen. Besonders meine Einkäufe auf dem Land sind traditionell noch immer mit dem Gedankengang verknüpft: Wo finde ich nun auf dem Weg dorthin eine Sparkasse oder einen Automaten, um noch Geld abzuheben? Wie gern würde ich mir diesen Schritt sparen und einfach alles mit der Karte oder dem Smartphone bezahlen, dann müsste man auch keine Münzen und Scheine im Geldbeutel (oder überhaupt einen solchen) mit sich herum schleppen, dann würde es tatsächlich nur das Smartphone in der Hosentasche tun.
Doch was in der Stadt schon weitgehend Alltag ist, scheint mir auf dem Land noch in weiter Ferne zu liegen. Zu so vielen Gelegenheiten braucht es bei uns im Kraichgau noch Bargeld, zu viele, um blauäugig ohne Bares in der Tasche loszuziehen. Sei es beim Friseur, bei der Massage oder auch im Restaurant, allzu oft findet sich das Schild mit der im roten Kreis durchgestrichenen EC-Karte an der Tür und dazu der knappe Hinweis: Keine Kartenzahlung!
Ich kann die Geschäfte und Restaurants durchaus verstehen, denn die Zahlung mit der Karte verursacht entsprechende Transaktionskosten, die sich in der Summe schon läppern können. Ebenso stelle ich mir dennoch die Frage, ob nicht das potentielle Plus an Kunden, diesen Nachteil nicht rechnerisch unterm Strich mehr als ausgleichen würde? Dazu vielleicht ein kleines Beispiel aus der Praxis: Vor eine Weile wollte ich mit meiner Familie in einem Landgasthof etwas essen gehen, eine spontane Idee, ohne große Vorplanung. Im Restaurant angekommen nahmen wir am Tisch Platz, immerhin fünf hungrige Personen, die schon einen gewissen Umsatz generiert hätten. Leider vergaß ich vorher meine Bargeldbestände zu checken und so blieb mir nur die kleinlaute Frage übrig: Kann ich auch mit Karte bezahlen? Sie ahnen, auf was diese kleine Anekdote hinausläuft. Ich konnte nicht, und so blieb uns nichts anderes übrig, als wieder von dannen zu ziehen. Sie werden mir die hintersinnige Frage erlauben, ob es für das Gasthaus nicht besser gewesen wäre mit mir als Kartenzahler einen dreistelligen Umsatz an diesem Abend zu machen, oder wie in diesem Fall eben überhaupt keinen?
Mir ist klar, dass viele Leute das Bargeld hochhalten und es verteidigen, es ein Stück weit als individuelle Freiheit ansehen. Das ist auch nachvollziehbar, immerhin sind Zahlungen mit Bargeld, anders als Kartenzahlungen, nicht zurückverfolgbar. Ein Kauf mit Bargeld bleibt ein privater Kauf, den Staat muss es nicht immer und überall etwas angehen, was ich mit meinem Geld anstelle. Ein legitimes Argument, doch auf der anderen Seite stehen natürlich die völlig unbemerkt am Fiskus vorbei laufenden “schwarzen” Geschäfte und auch – machen wir uns nichts vor – auch reichlich illegale Transaktionen. Erst jüngst wurde die maximale Summe, die bei Bargeschäften verwendet werden darf, wieder etwas mehr beschnitten – die einen freut’s, die anderen regt es auf.
Mein Standpunkt ist hier auch weder politisch noch ideologisch motiviert, sondern rein dem Pragmatismus und einem Stück weit auch Bequemlichkeit und vielleicht Faulheit geschuldet. Ich empfinde das Zahlen mit der Karte oder dem Smartphone einfach als sehr komfortabel, ich muss mir keine Gedanken über Bargeldbestände machen und habe meine Ausgaben sehr viel besser im Blick. Es ist ohnehin ein unaufhaltsamer Trend und zudem ein wertvoller Dienst am Kunden. Ich bin mir sicher, auch auf dem Land würden die Menschen ein lückenloses Angebot für bargeldlose Zahloptionen zu schätzen wissen.
Außerdem, bitte sehen Sie mir das nach, hat die Verweigerung von modernen Zahlarten, auch immer ein gewisses Geschmäckle. Wenn man mittlerweile beim Bäcker jede Butterbrezel für 1,50 € per Karte bezahlen kann, erschließt sich mir einfach nicht, wieso im Restaurant selbst ein dreistelliger Betrag noch bar entrichtet werden muss? Für mich jedenfalls wird die Option der bargeldlosen Bezahlung allmählich zu einem echten Entscheidungskriterium, wenn ich vor der Frage stehe, wo ich heute Abend etwas essen gehen möchte.
Vielleicht ist die Verweigerung dieser modernen Zahlungsmöglichkeiten aber auch ein bisschen gesunder Trotz gegen die sich immer schneller und schneller drehende Welt mit all ihren Wirren. Das ist okay, doch muss man sich dabei bewusst machen, dass die Uhr niemals still stehen wird. Beim Bargeld ist es vielleicht so wie beim Verbrenner…wir sind beides gewohnt, wir schätzen beides, das Loslassen des Vertrauen fällt uns schwer.. doch ob wir wirklich in 30 Jahren noch mit Münzen und Scheinen bezahlen und fossile Brennstoffe in unsere Tanks gießen? Wenn wir ehrlich zu uns sind, kennen wir die Antwort darauf bereits.
Bares ist Wahres ! ElectronicCash ist Überwachung und kann als Steuerungsinstrument genutzt werden und wird es !! Bares ist Freiheit und Freiheit ist Demokratie 👍.
Aber beim Einkaufen, die Payback-Karte zücken…genau mein Humor!
Und genau DAS ist der Grund warum man so lange an der Kasse steht!
Weil immer einer meint er müsste das Geld passend in bar rausgeben.
Man sieht förmlich, wie die Kassierer*innen innerlich die Augen verdrehen.
Karte oder Smartphone an das Lesegerät halten und fertig! Meine Güte!
Manche würden am liebsten wahrscheinlich noch mit Gulden oder Reichsmark bezahlen!
Man kann sich auch jeglichem Fortschritt verschließen.
Sie haben bestimmt das supersichere Whatsapp auf Ihrem Smartphone. Wie der Vorredner geschrieben hat: Genau mein Humor!
Keine Zeit mal ein paar Sekündchen zu warten? So busy?
Dann würde ich empfehlen, einfach Online einzukaufen. Himmel, ehrlich..
Es gibt eben durchaus Menschen, die gerne bar bezahlen, sich nicht dem Fortschritt verschließen und mit Zeit einkaufen gehen. Vielleicht könnte man das einfach akzeptieren?! Wenn nur die eigene Einstellung die richtige ist.. Arme Welt..
Jo, nur Bares ist Wahres!!! 😜
Also ich bevorzuge es auch, mit Bargeld zu bezahlen.
Ich bin damit aufgewachsen und werde es auch hoffentlich bis zum Ableben so beibehalten können
Oh eine Bargeld/Kartenzahlungs Diskussion, nächste Woche dann eine Diskussion über das richtige Motorenöl – die wahren Klassiker des Internets.
PS. Kartenzahlung ist super egal wo, nur wenn deine Karte im Ausland – Gott weis warum – nicht funktioniert, dann verhindern deine scheinbar nutzlosen 600Pfund, dass du verhungert.
Nur Bares ist Wahres 🤩 Ich finde beide Möglichkeiten sollten zur Verfügung stehen. Wir hatten schonmal die Erfahrung gemacht, dass in einem fremden Restaurant wir per Rechnung zahlen konnten, nachdem wir kein Bargeld dabei hatten. Bei uns im Restaurant kann man auch per Paypal oder auch Überweisung bezahlen, sollte Kartenzahlung und Barzahlung nicht möglich sein. Ich bin auch der Meinung, dass ausschließliche bargeldlosen Zahlung die Überwachung der Menschen verstärkt und gleichzeitig ältere Menschen dabei benachteiligt sind, sollten sie mit der Elektronik sich nicht zurecht finden. Für mich bedeutet Bargeldzahlung gleich Freiheit. 🕊️
Ich bezahle auch meistens Bar, ok, wenns grad mal knapp ist im Geldbeutel auch durchaus mal mit der Karte. Aber ich bin kein Freund das immer alles nachverfolgbar ist. Und nein, ich habe keine Rabatt-Karte. Online bestelle ich natürlich auch, bei vollster Transparenz. Ich denke man sollte einfach beide Systeme erhalten und jeder kann entscheiden was er wann und wie bezahlen will. Der Mix machts.
Und zur Supermarktkasse: Ok, ich denke auch manchmal „jetzt zähl mal ein wenig schneller“, wenn vor mir jemand eine gefühlte Ewigkeit braucht. Aber tut es uns nicht ab und zu mal auch gut etwas zu warten und das Rad ein wenig langsamer zu drehen. Wird ohnehin immer alles hektischer.
Es geht niemanden was an, wann und woher ich mein Geld bekomme und wann und wofür ich wieviel ausgebe.
Basta.
Es geht nur darum, die Leute und ihr Verhalten zu überwachen.
Glauben Sie mir, so interessant sind Sie dann auch wieder nicht.
Die Masse machts!
Warum soll es „normal“ sein den Geldbeutel nicht dabei zu haben und warum ist es „nicht normal“ das Smartphone nicht dabei zu haben ?
In meinem Laden darf man mit Bargeld bezahlen, denn schon allein die Miete für das Lesegerät kostet nen Batzen und die Buchungen kommen noch dazu ! Das müsste ich auf die Preise umlegen !
Sicher ist das „oldscool“ oder wie man das nennt, aber mich nerft, wenn ich an der Kasse stehe und die Menschen vor mir tippen und tippen, ziehen Karten durch und es geht nix. Da schieb ich nen Fuffi rüber und es ist abgerechnet. Weiter gehts !