Seite an Seite – im Kleinen wie im Großen
Wer heute morgen um viertel vor Neun Radio hörte, konnte mit großer Wahrscheinlichkeit die mitreißenden Töne von John Lennons legendärem Song “Give peace a chance” vernehmen. Jene spontane Nummer, die John und Yoko Ono vor vielen Jahrzehnten während ihres berühmten Bed-ins, als Zeichen gegen den Vietnamkrieg aufgenommen haben. “Give peace a chance – Gib dem Frieden eine Chance” appelliert auch dieses Mal an die Mächtigen – oder vielmehr an den Mächtigen – auf Krieg und Gewalt zu verzichten und stattdessen den Frieden zu wählen. Rund 200 Radiosender in ganz Europa, darunter auch einige in der Ukraine, spielten zur gleichen Zeit synchron die unsterbliche Friedenshymne.
Eine Aktion der Solidarität unter Unzähligen. Überall auf der ganzen Welt eint die gemeinsame Position gegen den Krieg in der Ukraine die Menschen. Ausgerechnet ein solches Grauen vermag vor Augen zu führen, an was viele schon längst nicht mehr geglaubt haben: Solidarität und einen Schulterschluss ungeahnten Ausmaßes über alle Ländergrenzen hinweg.
Dabei spielt es überhaupt keine Rolle wie klein oder groß ein Zeichen der Solidarität ausfällt oder ob es überhaupt Gehör findet. Es geht einzig und allein darum, es tatsächlich und wahrhaftig zu setzen. Die großen medienwirksamen Aktionen von Nationen, Institutionen und global agierenden Konzernen sind dabei kein Stück bedeutsamer, als die gemeinsame Schweigeminute im Kindergarten, die Friedenstaube als Button am Revers oder die einsame Kerze auf dem Fensterbrett. Ein Zeichen ist ein Zeichen. Und Zeichen gegen Krieg und Gewalt kann es niemals zu viele geben.
Es ist ferner nicht von Bedeutung ob in Berlin Hunderttausende auf die Straßen gehen, ob Karlsdorf-Neuthard sein Rathaus gelb-blau illuminiert, die Bruchsaler Schulkinder Friedenstauben aus Papier basteln oder die Oberderdinger Feuerwehr Material an die Kameraden in der Ukraine spendet…. Diesen Handreichungen ist kein Wert zuzuordnen, sie sind nicht unterschiedlich zu gewichten, das eine nicht besser und das andere nicht schlechter…
Es sind alles für sich mächtige Symbole, die von menschlicher Empathie zeugen, von Mitgefühl und emotionaler Wärme. So schrecklich die Bilder sind, die uns jeden Tag aus nicht allzu weiter Ferne erreichen, so wichtig ist auch die neu gewonnene Gewissheit, dass bei all unseren Differenzen – all dem was uns unterscheidet und voneinander trennt – auch eine Verbindung zueinander besteht. Eine in den Tiefen unseres Menschseins verborgene Gemeinsamkeit, die wiederzuentdecken der erste Schritt zu einem besseren morgen ist.