Durch meisterliche Handwerkskunst als Wahrzeichen des Orts gesichert
Geschichtsträchtiges Amtshaus erstrahlt wieder in neuem Glanz
‹br.› In Odenheim konnte jetzt die grundlegende Restaurierung des historischen Amtshauses in der Ortsmitte weitestgehend abgeschlossen werden. Mit dem Startschuss für eine fachgerechte Sanierung war 2016 die erste Seite eines neuen Kapitels in der inzwischen gut 550-jährigen Geschichte des Gebäudeensembles aufgeschlagen worden. Zuvor hatte das damals im Eigentum der Stadt Östringen stehende Amtshaus lange Jahre leer gestanden und hatte zuletzt – in seiner baulichen Substanz ohnehin schon deutlich beeinträchtigt – schließlich auch noch einen gravierenden Wasserschaden erlitten.
Die „Burg“, wie das imposante Amtshaus unterhalb der Pfarrkirche St. Michael bei den Einheimischen seit jeher genannt wird, kann nun seit dem erfolgreichen Abschluss der Bauarbeiten und der Entfernung der Gerüste wieder seine Funktion als eines der bedeutenden baulichen Wahrzeichen von Odenheim einnehmen und im Inneren des Haupthauses sowie des rückwärtigen sogenannten Querbaus sind in privatem Eigentum insgesamt fünf sehr hochwertige Wohneinheiten von besonderer Qualität entstanden.
„Die Restaurierung des Amtshauses war bauhandwerklich durchaus anspruchsvoll“, blickte jetzt Architektin Lisa Hilger auf das Projekt zurück. In den zurückliegenden beiden Jahren war Hilger bei dem Vorhaben für Planung und Projektleitung verantwortlich, während die Bauleitung in den Händen ihrer Kollegin Selina Reindle gelegen hatte.
Die beiden Expertinnen der Firma JaKo Baudenkmalpflege aus dem oberschwäbischen Rot an der Rot, die sich auf die Restaurierung und Vermarktung solcher bauhistorisch bedeutsamen Objekte spezialisiert hat, leiteten den Einsatz der versierten Handwerker ihres Unternehmens, die unter anderem alle anstehenden Zimmerei- und Schreinerarbeiten ausführten. Weitere Aufträge, so beispielsweise für die umfangreichen Installationsarbeiten, wurden demgegenüber an fachkundige Betriebe aus der Region vergeben.
Bei der Baumaßnahme galt es zunächst, die wertvolle und denkmalgeschützte Fachwerk- und Dachkonstruktion des ursprünglich 1569 erbauten Amtshauses zu sichern und behutsam zu restaurieren. Bei der näheren Untersuchung hatte sich herausgestellt, dass große Teile des Holzwerks morsch und nicht mehr ausreichend tragfähig waren. Auf Basis einer umfassenden fachlichen Begutachtung wurden die beschädigten Teile ersetzt und auch Teile der Lehmfüllungen in den Böden und Zwischendecken mussten erneuert werden.
Wie Lisa Hilger erzählt, stießen die Handwerker bei den Restaurierungsarbeiten immer wieder auch auf zuvor unbekannte Details aus der Entstehungszeit des Gebäudes, so beispielsweise in Gestalt von Malereien auf den Gefachen oder in Form von Wappendarstellungen auf den Deckenkonstruktionen.
Während einerseits bei dem Projekt die Belange und die weitreichenden Vorgaben des Denkmalschutzes zu beachten waren, ging es zugleich darum, das Amtshaus nach modernsten Gesichtspunkten des Schall-, Brand- und Wärmeschutzes zu sanieren und dabei nach Möglichkeit originalgetreue Materialien zu verwenden. So wurden beispielsweise bei der Innendämmung der Außenwände Lehm und Holzfaserelemente eingesetzt, auf die Oberflächen wurde feiner Kalkputz aufgetragen. Bei der Kolorierung der Außenfassade in einem hellen Grauton konnten sich die Baufachleute an alten Farbresten aus früheren Jahrhunderten orientieren, die man bei der Instandsetzung des Gebäudegiebels entdeckt hatte.
Im Laufe der Sanierungsarbeiten warteten auf die Architektin und die Handwerker immer wieder auch unerfreuliche Überraschungen, so unter anderem bei der Wiederherstellung des Dachs, bei dem letztlich weitaus stärkere Verformungen als ursprünglich erwartet korrigiert werden mussten.
Sozusagen als „i“-Tüpfelchen auf der Restaurierung des Odenheimer Amtshauses wird im kommenden Frühjahr noch der zur benachbarten Pfarrkirche St. Michael führende Treppenaufgang saniert und auch die Außenanlagen des Gebäudeensembles bekommen dann noch ihren letzten Schliff. Vier der fünf im Amtshaus neu entstandenen Wohneinheiten sind mittlerweile bereits bewohnt.
Sofern es die Corona-Pandemie zulässt, kann die Odenheimer Einwohnerschaft „ihre“ Burg, die nun wieder zu einem besonderen Blickfang im Ortsbild geworden ist, beim traditionsreichen „Burgfest“ Anfang August dann auch wieder einmal ganz aus der Nähe in Augenschein nehmen. Ganzjährig für die Öffentlichkeit verfügbar bleibt der fußläufige Durchgang von der Amtsgasse durch den nun in privatem Eigentum stehenden Burghof zum Vorplatz des Feuerwehrhauses.
Von Wolfgang Braunecker / Stadt Östringen